Sturz Der Engel
Straße, die weiter ansteigt und sich nach Norden wendet, dampft der Frühnebel aus den Bäumen.
»Alles klar, Ser Magier«, verkündet der große Mann. »Holt Euer Glas und was Ihr sonst noch braucht und überprüft den Weg.« Er deutet auf die Baumlücke auf der anderen Straßenseite. »Vergewissert Euch, dass niemand dort herumstrolcht.«
»Das ist nicht einmal ein richtiger Weg und er läuft direkt in die Berge hinein. Was soll das nützen?«, protestiert Hissl.
»Es ist ein Weg«, antwortet Gerlich. »Ich habe ihn ausgekundschaftet. Er umrundet diesen Abhang und den Felsvorsprung da oben und kommt direkt hinter dem Turm heraus – im Rücken ihrer Wachtposten und Verteidigungsanlagen. Und er ist nahe genug an den Ställen, um ihnen dort den Weg abzuschneiden. Du hast die Karten, Nirso.« Der Jäger nickt zu einem gedrungenen Bewaffneten hin, der hinter Narliat reitet.
Der Magier steigt ab und zieht vorsichtig ein mit Polstern und Lederstücken geschütztes Glas aus einer Satteltasche. Narliat beobachtet ihn mit zusammengepressten Lippen.
»Besorgt, Freund Narliat? Du hast gesehen, was ich mit Schwert und Bogen tun kann, und sie erwarten sicher keinen Angriff – besonders nicht aus dieser Richtung.« Gerlich lacht.
Hissl hockt sich auf den Boden und konzentriert sich auf das Glas, bis die ersten weißen Schleier erscheinen. Nach einer Weile erhebt er sich wieder, wischt sich die Stirn ab und packt das Glas wieder ein.
»Und?«
»Auf dem Weg ist niemand. Er ist schmal, aber ich konnte keine Spuren und keine Pferde sehen.«
»Gut.« Gerlich lenkt sein Pferd bergauf, die anderen folgen ihm.
CX
» S chon wieder gebratene Nagetiere«, murmelte Huldran, die neben Nylan saß. »Ein von den Dämonen verdammtes Zeug, das man wirklich nicht im Magen haben sollte, wenn man anständige Sachen schmieden will.«
»Die Nagetiere sind in zweierlei Hinsicht nützlich«, antwortet Ayrlyn. »Wenn wir sie essen, strecken wir unsere übrigen Lebensmittel für den Winter, und wenn wir sie töten, schützen wir unsere Feldfrüchte. Sie mögen die Bohnen und versuchen aus irgendeinem Grund immer wieder, die Kartoffeln auszugraben. Also werden sie von denen verspeist, deren Speise sie verspeisen wollen.«
Nylan spülte eilig einen Happen gebratenes Nagetier herunter. »Das war ein erbärmliches Wortspiel.« Er schob sich einen Bissen kaltes Brot hinterher.
»Aaah …«, machte Dyliess, die in Rybas Tragetuch steckte.
»Schon gut, meine Liebe«, sagte Ryba. »Aber du musst das ja nicht essen.« Sie sah nicht zum ersten Mal unruhig zur Tür.
Ryba schien die letzte Zeit ständig angespannt und nervös zu sein, überlegte Nylan. Vor allem morgens machte es sich bemerkbar. Und seit Istril Gerlichs Hintereingang zum Dach der Welt entdeckt hatte, dehnten sich die Tage unerträglich.
»Was glaubst du, wann er kommt?«, fragte Nylan schließlich.
Ayrlyn rieb sich die Stirn und Nylan lächelte leicht. Schon der Gedanke an eine Schlacht und an all die Menschen, die danach geheilt werden mussten, bereitete der Heilerin Kopfschmerzen. Er konnte es nachfühlen.
Durch die offenen Fenster des großen Saals drang das Geräusch von Hufschlägen herein. Ryba stand auf und hatte das Tragetuch von der Schulter gelöst, noch bevor Liethya den großen Saal betreten hatte. Die junge Wächterin sah unsicher zwischen Fierral und der Marschallin hin und her, als könnte sie sich nicht entscheiden, wem sie Meldung machen musste.
»Ich nehme an, der Verräter ist zurückgekehrt«, sagte Ryba mit harter Stimme, während sie Dyliess mitsamt dem Tragetuch an Nylan übergab.
»Es sind Bewaffnete auf dem Weg, Ser.« Liethyas Stimme zitterte leicht.
Fierral und Saryn standen sofort auf.
Saryn winkte. »Die Stallmannschaft – los jetzt.« Sie verließ den Raum fast im Laufschritt, Hryessa, Jaseen und Selitra folgten ihr.
Fierral fügte hinzu: »Die anderen gehen ebenfalls zu den Ställen – voll bewaffnet.«
Alle Wächterinnen mit Ausnahme von Istril verließen eilig die Tische und liefen zum Ausgang des großen Saals. Einige eilten die Steintreppe hinauf, um ihre Waffen und Rüstungen zu holen, andere stürzten direkt zur Haupttür.
Ryba berührte Nylan an der Schulter. Dyliess mit dem Tragetuch in den Armen haltend, drehte er sich zu ihr um. Die Kleine starrte ihn mit großen Augen an.
»Blynnal und Niera werden sich um die Kinder kümmern. Relyn, Siret und Istril werden wenn nötig den Turm verteidigen. Stoße so bald wie möglich zu
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