Sturz Der Engel
geleistet.« Ayrlyn trank einen Schluck kalten Tee aus dem Becher und stellte ihn wieder ab.
»Im Grunde genommen sind drei einheimische Königreiche darauf aus, uns zu vernichten, nur weil wir bewaffnete Frauen sind und anderen Frauen einen Ort geben, zu dem sie fliehen können.« Ryba lachte heiser. »Es ist doch wundervoll, wenn man beliebt ist.«
»Den Frauen so eine Möglichkeit zu geben ist ein radikaler oder gar revolutionärer Schritt in dieser Gesellschaft. Das gilt für die meisten Gesellschaften, die nicht in extremer Kälte existieren«, erklärte Ayrlyn. »Menschen, die Macht besitzen, mögen keine Veränderungen. Wir verändern die Dinge aber schon durch unsere bloße Existenz.«
»Und wir werden auch weiterhin die Dinge verändern«, bekräftigte Ryba. Nach kurzem Nachdenken wechselte sie das Thema. »Wie sieht es mit dem Handel aus?«
»Nicht besonders gut. Die Kunde vom bevorstehenden Feldzug wurde überall verbreitet und wir konnten nicht viel bekommen. Die Händler waren allesamt der Meinung, wir müssten doppelte und dreifache Preise zahlen.« Ayrlyn lächelte leicht, als ahnte sie die nächste Frage voraus.
»Aber die Karren waren voll«, gab Fierral ihr das Stichwort.
»Bauersfrauen, die Frauen von Hirten, die Gefährtin eines Händlers – sie haben mir die Dinge geschenkt. Wir haben Leinenstoff, Verbandmaterial, Salben und Lebensmittel bekommen, alles in kleinen Päckchen verpackt. Sie haben uns sogar Kupfermünzen und Silberstücke gegeben.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, dass alle Frauen in Candar für uns beten?«, sagte Saryn.
»Schwerlich«, antwortete Ayrlyn. »In kleinen, namenlosen Orten haben uns die Frauen sogar angespuckt. Einige haben die Stadttore geschlossen. Aber wir sind wohl durch zehn Städte gekommen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Stell es dir einfach so vor, dass es in jeder Stadt zwei freundliche Frauen gab und dass jede zehnte Hirtenfrau uns etwas gegeben hat. Und diejenigen, die uns etwas geschenkt haben, waren großzügig. Wir müssten uns beeilen, weil man uns sonst eine große Truppe Bewaffneter hinterhergeschickt hätte. Die Einheimischen haben uns aber nichts getan.«
»Gibt es sonst noch Neuigkeiten von Fürst Sillek?«
Dyliess brabbelte und Nylan tätschelte noch einmal ihren Rücken.
»Es gibt eine Menge Gerüchte. Er hätte zehn Züge Söldner aus einem Ort namens Lydiar bekommen. Fünfzig Züge Bewaffnete hätte er als Rekruten ausgehoben. Fürst Karthanos würde vierzig Züge Bewaffnete und Belagerungsmaschinen schicken. Die Jeranerinnen wollten gegen die bösen Engelsfrauen reiten …«
»Vergiss das«, meinte Ryba. »In diesem Heer wird keine Frau sein. Keine einzige.«
»Und Fürst Sillek würde von einem Dutzend Magiern begleitet. Kein einziger Magier wäre bereit, sich den Engeln entgegenzustellen. Für fast jedes Gerücht gibt es eins, das genau das Gegenteil besagt.«
»Magier? Die können unangenehm werden«, meinte Saryn. »Besonders wenn dieser Fürst Sillek einen ganzen Trupp in seinem Gefolge hat.«
»Relyn hat uns berichtet, dass gute Magier selten sind«, wandte Nylan ein. »Ein Grund, der Silleks Feinde davon abgehalten hat, ihn zu überrennen, war die Tatsache, dass er sogar drei hatte. Einen haben wir getötet, also bleiben noch zwei. Ich würde sagen, dass wir es mit diesen beiden zu tun bekommen, aber ich bezweifle, dass irgendjemand anders ihm seine Magier zur Verfügung stellt.«
»Zwei Magier und bis zu zweitausend Soldaten. Wir haben sechzig Menschen – keine Kämpfer, sondern insgesamt sechzig lebendige Menschen – und eine Art Magier.« Fierral nickte zu Nylan hin. »Und ein paar Vorrichtungen und einen Laser, der nicht sehr lange halten wird. Ich kann nicht sagen, dass ich nach einer objektiven Einschätzung unserer Lage sehr zuversichtlich bin.«
Ryba wandte sich an Nylan. »Wie kommst du mit deiner Arbeit voran?«
»Die Spieße waren das Schwierigste, selbst ohne die Eisenspitzen. Morgen dürften wir mit der ersten Reihe auf dem Hügel fertig werden. Noch zwei Tage und auch die zweite Reihe müsste fertig sein. Die Wände der Laserstellung sind fast komplett und wir können den Laser in wenigen Augenblicken aufbauen.«
»Welche Überraschungen hast du dir eigentlich zu unserer Verteidigung einfallen lassen?«, fragte Fierral. »Du überprüfst die Anlage nur, wenn es regnet oder wenn es dunkel ist.«
»Der Grund dafür ist etwas, das Relyn mir verraten hat. Narliat hat es schon früher einmal
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