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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Hüfte.
    »Lass ihn ziehen«, sagte Nylan müde. »Wenn wir siegen, können wir die Propaganda gebrauchen und Religion ist eine gute Propaganda. Wenn nicht, spielt es sowieso keine Rolle mehr.«
    »Es wird aber alles verändern. Das ist nicht Westwind – nicht das Westwind, an das wir glauben. Das Letzte, was dieser verdammte Planet gebrauchen kann, ist eine neue messianische Religion.«
    »Nein, Ryba, er wird sich deiner Vision nicht anschließen. Du bist die Einzige, die diese Vision hatte, aber ich traue seiner Version mehr als allen anderen Möglichkeiten, die sich noch ergeben könnten.« Er holte tief Luft. »Aber darüber können wir uns später noch Gedanken machen.«
    Ryba schüttelte nur den Kopf.
    »Relyn ist nur ein einziger Mann. Als Erstes müssen wir ein ganzes verdammtes Heer bekämpfen. Übrigens genießt Relyn unter den Wächterinnen eine gewisse Achtung. Es würde nicht gerade die Moral verbessern …«
    »Also gut. Aber wenn alles vorbei ist … dann müssen wir das klären.«
    Nylan nickte und stand auf. »Wir sehen uns später.« Er wusste jetzt schon, wie sie die Sache klären würde, und auch das machte ihm Sorgen. Würde sie sich denn nie ändern?
    »Nylan … tu einfach, was du kannst. Du arbeitest schwer und es wird ausreichen. Vertrau mir.«
    »Ja, natürlich, das mache ich doch immer.« Als er zur Tür ging und die Treppe hinunter lief, musste er unwillkürlich lächeln. Und jetzt sieh dir an, wohin du damit gekommen bist.

 
CXIX
     
    S illek bleibt vor dem offenen Turmfenster stehen und lässt sich vom leichten, warmen Wind den Schweiß im Gesicht trocknen.
    Obwohl es jetzt, im Spätsommer, immer noch recht heiß ist, sitzt Ellindyja mit langärmligem Hemd und Umhang im Erker, wo kein Lufthauch sie erreichen kann. Im Stickrahmen auf ihrem Schoß entwickelt sich die Gestalt eines Fürsten, der ein goldenes Diadem trägt und eine riesige goldene Klinge hebt, um eine schwarz gekleidete Kriegerin zu vernichten. Das Gesicht des Kämpfers ist unvollendet, leer.
    »Wie schön, dich zu sehen, mein Herr«, sagt sie höflich.
    »Du siehst gut aus, Mutter.« Er verneigt sich leicht, dreht sich um und geht zum Stuhl mit der geraden Lehne.
    »Gut genug für eine alte Frau, die zu nichts mehr nütze ist.« Sie fädelt mit ruhigen, sicheren Bewegungen einen hellroten Faden ein.
    »Alt? Wohl kaum.« Sillek lacht, während er sich ihr gegenüber setzt.
    »Wie jede Großmutter sehe ich den Enkel öfter als seinen Vater. Er sieht dir sehr ähnlich. Und deine Gemahlin ist sehr um meine Gesundheit besorgt und jederzeit dankbar für meinen Rat.«
    »Du deutest an, ich wäre es nicht«, gibt Sillek achselzuckend zurück, »aber ich bin hier.«
    Ellindyja verknotet den hellroten Faden und beginnt mit den ersten Stichen. Ein Blutstropfen fällt aus dem linken Arm des edlen Kämpfers.
    »Du weißt ja bereits, dass Ildyrom einen Gesandten geschickt und mir einen Vorschlag unterbreitet hat …« Sillek lässt den Satz unvollendet.
    »Ich hatte den Eindruck, dass es erheblich mehr als nur ein Vorschlag war. Er hat einen besiegelten Vertrag und eine Truhe mit Gold geschickt und seine Truppen bis Berlitos zurückgezogen.« Ellindyja stickt einen zweiten Ring um den ersten Blutstropfen. »Das sollte dir die Möglichkeit geben, dein Erbe zurückzugewinnen.«
    »Wie denn?«, sagt Sillek lachend. »Fast tausend Bewaffnete stehen noch in Rulyarth und dabei sind noch nicht einmal die mitgezählt, die von Gethen unterhalten werden.«
    »Wie ich hörte – oder war das ein Irrtum? –, hat Fürst Karthanos angeboten, vierzig Züge Bewaffnete deinem Befehl zu unterstellen, damit du das Dach der Welt zurückerobern kannst.«
    »Du irrst dich nicht.« Sillek lehnt sich bequem an. »Es ist doch wirklich erstaunlich, dass meine früheren Feinde auf einmal so besorgt um mich sind und mir die Möglichkeit geben, mein Erbe zurückzuerobern. Wirklich erstaunlich.«
    »Wer die Möglichkeiten nicht nutzt, wie sie sich ihm bieten, hat oft das Nachsehen.« Die Nadel blitzt, als wäre sie eine silberne Flamme.
    »Ein guter Gedanke, vorausgesetzt, man weiß, wie teuer einen solche Möglichkeiten letztlich zu stehen kommen.« Sillek beugt sich etwas vor.
    »Du hast einen Magier verloren – einen dummen, aber starken Magier –, weil du versucht hast, dein Erbe indirekt zurückzugewinnen. Indirekt vorzugehen entspricht dem Sohn so wenig wie dem Vater.« Der erste Blutstropfen ist vollendet und Ellindyjas Nadel beginnt sofort mit dem

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