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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hinter der Hügelkuppe aufgebaut. Er hoffte, die Gegner würden bis zum letzten Augenblick nicht mehr sehen als eine Reihe gedrungener Pfähle, zwischen denen sich nichts weiter befand.
    Als die Helferinnen den zweiten Pfahl an die richtige Stelle setzten, nickte er zum dritten Loch hin. »Lasst uns noch einen versuchen.« Er nahm einen Teil des Geschirrs und gemeinsam schleppten sie den Stamm zum nächsten Loch, während zwei andere Wächterinnen hinter ihnen Erde zwischen die Steine stampften, mit denen sie die Pfähle verkeilt hatten.
    Unter ihnen war eine andere, von Weindre geleitete Gruppe dabei, östlich der Straße, die vom Hügel herunter führte, eine befestigte Plattform für den Waffenlaser zu bauen. Von dort aus konnte der Laser den ganzen Hang bestreichen.
    Laserstrahlen und halbautomatische Pfähle – was für eine eigenartige Kombination. Ob das ausreichte, um Tausende von Angreifern abzuwehren?
    Nylan bezweifelte es, aber welche Wahl hatten sie schon? Die Einheimischen schienen aufgebracht genug, um jeden in der Luft zu zerreißen, der aus Westwind kam, und davon abgesehen konnten die meisten, die sich auf dem Dach der Welt befanden, an anderen Orten sowieso nicht überleben.
    »Also gut«, sagte Nylan. »Dann lasst uns die Spieße einbauen.«
    Von unten drangen das Geräusch von Steinmetzarbeiten, das Klappern der Übungsschwerter und die Rufe bei der Ausbildung der Reiterinnen herauf. Der Wind roch ein wenig nach Herbst.

 
CXXI
     
    S illek trägt einen purpurnen Umhang über einem leichten Hemd und kastanienbraune Lederhosen. Die Scheide mit dem Säbel hängt an der Seite, die Reitstiefel sind verkratzt und sehen aus, als hätte er sie oft getragen. Eine zusammengefaltete Lederjacke über den linken Arm gelegt, bleibt er noch einmal an der Tür stehen. »Ich muss jetzt gehen.«
    »Ich weiß.« Zeldyan lächelt leicht. »Pass auf dich auf.«
    »Das mache ich doch immer.«
    »Und spiele nicht den Helden«, fügt Zeldyan leise hinzu. Sie hebt den strampelnden Nesslek hoch, der mit den plumpen Fingerchen nach den blonden Haarsträhnen der Mutter greifen will.
    »Ich habe nicht die Absicht, ein Held zu werden, das weißt du. Ich will siegen und mich nicht auf altmodische Ehrenhändel einlassen.«
    »Bitte vergiss das nicht.«
    »Ganz bestimmt nicht. Aber wenn … wenn es zum Schlimmsten kommen sollte, dann hast du alles, was du brauchst … rufe deinen Vater.« Seine Stimme klingt einen Augenblick lang belegt.
    »Ich weiß. Aber es wird nicht nötig sein.« Ihre Stimme ist heiter, obwohl sich ein dunkler Schleier über ihre Augen gelegt hat.
    Sillek nimmt noch einmal sein Kind und seine Frau in die Arme. Mit zärtlicher Verzweiflung küssen sie sich ein letztes Mal.
    Nesslek packt den Umhang seines Vaters und zerrt daran.
    Sillek löst die dicken kleinen Finger vom Stoff. »Na, na, du kleiner Racker. Musst du denn immer überall herumfummeln?«
    »Genau wie sein Vater«, sagt Zeldyan leise.
    Sillek hält die Finger seines Sohnes fest und noch einmal küsst er Zeldyan, wenn überhaupt möglich noch behutsamer und mit größerem Verlangen als vorher.

 
CXXII
     
    » W as gibt es Neues, Ayrlyn?«, fragte Ryba.
    Fünf Erwachsene und ein Kind waren am vorderen Tisch im großen Saal versammelt: Ryba, Saryn, Fierral, Ayrlyn, Nylan und Dyliess. Dyliess döste im Tragetuch vor Nylans Brust. Allmählich, überlegte er, wurde sie zu groß dafür. Ihr Oberkörper hing meist aus dem Tuch heraus und war jetzt gerade an Nylans Brust gelehnt. Er tätschelte seiner Tochter sachte den Rücken.
    Die beiden dicken Kerzen auf dem Tisch warfen einen trüben Kreis aus Licht, der kaum den Tisch und die Menschen, die an ihm saßen, erfasste.
    Im Zwielicht blickte Nylan zu Ayrlyn. Sie saß mit nassem Haar auf der anderen Seite des Tisches. Nachdem sie von ihrem letzten Ausflug als Kundschafterin und Händlerin zurückgekehrt war, hatte sie als Erstes eine Dusche genommen. Sie erwiderte mit leichtem Lächeln seinen Blick, wandte sich an Ryba und begann zu erzählen.
    Mit der freien Hand fegte Nylan müßig die Brotkrumen auf dem Tisch zusammen. Im Hintergrund war das Zirpen der Grillen zu hören, die inzwischen den Turm bevölkerten.
    »Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber Fürst Sillek hat sein Heer bereits in Marsch gesetzt oder er wird es bald tun. Jedermann scheint davon überzeugt, dass er Verstärkung aus Gallos bekommt. Der Herrscher von Jerans hätte angeblich Gold geschickt und einen Friedensschwur

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