Sturz Der Engel
erwähnt, aber ich hatte es zwischenzeitlich vergessen. Ryba weiß Bescheid.« Nylan sah die Marschallin an.
Ryba zuckte mit den Achseln.
»Die Magier scheinen eine Menge zu wissen. Relyn meinte, einige von ihnen hätten ein Glas, das einem Spiegel ähnelt, mit dem sie weit entfernte Vorgänge beobachten können. Bei Dunkelheit oder durch fließendes Wasser hindurch können sie es aber nicht sehr gut. Regen ist fließendes Wasser.« Er räusperte sich und tätschelte noch einmal Dyliess’ Rücken. »Ich würde das, was wir dort oben bauen, als automatische Spieße bezeichnen. Wenn ich an einem Seil ziehe, werden sie ausgelöst.«
»Das bedeutet, dass jemand dort oben sein muss«, meinte Fierral.
»Aus diesem Grund gibt es zwei Reihen«, erklärte Nylan. »Von der Hügelkuppe bis zur zweiten Reihe sind es etwa dreißig Ellen. Ich habe die Sichtlinie überprüft, man kann die Pfosten erst sehen, wenn man über die Kuppe kommt. Wenn sie schnell angreifen, werden eine Menge von ihnen gepfählt. Wenn sie langsam angreifen, müssen sie anhalten und dann sind sie ein gutes Ziel für Pfeile.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß, dass dies bedeutet, dass vier bis acht Wächterinnen in großer Gefahr sein werden, aber sie können sich hinter den Pfosten flach hinlegen, bis sie die Mechanismen auslösen. Ich glaube nicht, dass sie noch groß beachtet werden, wenn sie danach zur zweiten Linie laufen und auch die anderen Pfähle auslösen.«
»Wie gut funktionieren sie?«
»Bisher haben sie noch nicht versagt.« Nylan lächelte grimmig. »Und das bedeutet, dass etwas schiefgeht, wenn es darauf ankommt. Selbst wenn einer oder zwei nicht funktionieren, wird es sie etwas aufhalten, sodass du mehr Zeit bekommst, sie mit Pfeilen einzudecken.«
Fierral nickte. »Das ist mir klar. Ich hoffe nur, wir können alles, was wir haben, möglichst wirkungsvoll einsetzen.«
»Wann werden sie da sein?«, fragte Saryn.
»Irgendwann in den nächsten drei bis fünf Tagen, würde ich sagen«, antwortete Ryba. »Im Gegensatz zu den Banditen oder Gerlich werden sie nicht heimlich angreifen. Sie werden in großen Zahlen kommen und sich nicht einer nach dem anderen erledigen lassen.«
»Warum nicht?«, wollte Saryn wissen.
»Weil sie keine modernen Kommunikationsmittel haben. Die Befehle werden optisch oder mit akustischen Signalen übermittelt.«
»Was werden wir tun?«, fragte Nylan.
»Ganz einfach«, erklärte Fierral. »Wir schießen aus guter Deckung einen Haufen Pfeile ab, wenn sie kommen. Dadurch werden sie zusammen bleiben und ihre kleinen Schilde benutzen. Dann formieren wir uns außerhalb der Reichweite ihrer Bogen und versuchen, sie aufzuhalten, sodass sich die ganze Streitmacht der Angreifer auf der Seite des Hügels sammelt, die dem Turm zugewandt ist. Danach können wir die meisten von ihnen hoffentlich mit dem Laser und mit dem, was du dir hast einfallen lassen, erledigen. Denn sonst sind wir tot und Westwind wird fallen.«
»Ich glaube, Fierral hat unsere Strategie treffend erläutert«, stimmte Ryba zu. »Gibt es sonst noch etwas?«
Nach längerem Schweigen stand sie auf.
Ayrlyn sah Nylan an und schüttelte ganz leicht den Kopf. Er nickte kurz.
Als das Schweigen anhielt, nur unterbrochen vom Zirpen der Grillen, standen die anderen auf. Nylan erhob sich als Letzter, weil er sich sehr vorsichtig bewegen musste, um Dyliess nicht zu wecken.
Nylan und Ryba gingen ins oberste Stockwerk des Turms, ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Ryba schloss die Tür und Nylan ließ Dyliess aus dem Tragetuch in die Wiege gleiten.
Später, als er in der Dunkelheit langsam die Wiege bewegte, sagte Nylan: »Selbst wenn wir siegen …«
»Wir werden siegen«, fauchte Ryba, »wenn wir einfach nur tun, was wir tun können.«
»Also gut. Was passiert dann? Der Laser ist nicht mehr brauchbar, die Hälfte der Wächterinnen oder mehr werden fallen. Was soll werden, wenn der nächste Angriff kommt?«
»Es wird keinen mehr geben.«
»Wie kannst du das sagen? Wir werden seit fast zwei Jahren praktisch ununterbrochen angegriffen. Wieso sollte sich das ändern?« Er bemühte sich, die Wiege möglichst gleichmäßig zu schaukeln. »Du sagst mir doch ständig, dass nur die rohe Gewalt siegt und dass die Leute es immer weiter versuchen werden.«
Ryba zuckte mit den Achseln. »Wer würde vorschlagen, sofort noch einmal anzugreifen, nachdem wir das gemeinsame Heer von drei einheimischen Nationen besiegt haben? Und selbst wenn es jemand
Weitere Kostenlose Bücher