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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zweiten. Die Nadel fährt durchs helle Leinen wie ein Degen.
    »Da hast du wohl Recht und mir bleibt ohnehin keine andere Wahl.«
    Ellindyja lässt den Stickrahmen sinken und sieht ihren Sohn an. »Fürst, du hattest niemals eine Wahl. Ein Herrscher, von dem die Grundbesitzer glauben, er könne sein eigenes Land nicht schützen, wird im Ruf stehen, er könne auch deren Land nicht schützen. Ein Fürst, der den Frauen erlaubt zu fliehen, wird feststellen, dass die Grundbesitzer seine Frau und seinen Kopf fordern. Ein Fürst, der seine Grundbesitzer nicht vor Angriffen schützen kann, wird auch seinen eigenen Besitz und seine Burg nicht lange halten können.« Sie hebt die Stickerei und die Nadel blitzt.
    Sillek nickt ganz leicht, schweigt aber.
    »Es ist schön, dass du mich besucht hast, mein Lieber«, sagt Ellindyja zuckersüß. »Und sage doch deiner Gemahlin, dass ich für ihre Aufmerksamkeit sehr dankbar bin. Ich will dich jetzt nicht länger aufhalten, denn du hast sicher viel zu tun.« Der Faden wird hinter dem zweiten Blutstropfen verknotet.
    Sillek steht auf. »Ich freue mich wie immer über deine weisen Ratschläge, Mutter, für dein indirektes, energisches Drängen und für die Gespräche mit all deinen alten Freunden, die dafür gesorgt haben, dass mir nichts anderes übrig bleibt. Ich hoffe aber, du wirst dich dennoch erinnern, dass ich deinen Rat gesucht habe, bevor ich mit den Vorbereitungen begann, um mein Erbe zurückzugewinnen. Und ich werde Zeldyan ganz gewiss deine Dankesworte übermitteln. Sie achtet dich sehr.«
    »Und ich sie auch, mein Lieber.« Ellindyja lächelt, als Sillek sich zum Abschied vor ihr verneigt. »Und ich sie auch.«

 
CXX
     
    » R uhig, ruhig …« Die drei neuen Wächterinnen, die von Ydrall angeführt wurden, schoben den schweren Abschnitt eines Baumstamms ins Loch.
    Nylan nickte. »Verkeilt ihn mit schweren Steinen.«
    Zwei Wächterinnen rollten einen runden Stein herbei, während die anderen beiden den Stamm an der richtigen Stelle hielten.
    Nylan betrachtete die zwei Reihen Löcher. Sie lagen jeweils etwa acht Ellen auseinander, die erste Reihe knapp unter der Hügelkuppe an der schmälsten Stelle, wo einige Felsvorsprünge nur einen schmalen Durchgang frei ließen. Aber die Lücke war immer noch mehr als zweihundert Ellen breit und das bedeutete, dass sie in sehr kurzer Zeit sehr viel erledigen mussten.
    Wenn er die Reihe mit Spießen nicht rechtzeitig fertig bekam, würde vielleicht auch ein Seil helfen, das sie im letzten Augenblick anheben konnten. Nylan massierte sich die Schläfen. Ganz egal, was Ryba über die Macht sagte, er bekam Kopfschmerzen, wenn er Anlagen entwarf, die dazu dienten, Menschen zu töten.
    Ein Pferd löste sich aus der Gruppe der trainierenden Reiterinnen und kam zu Nylan und seinen Helferinnen herauf. Nachdem sie den gepflasterten unteren Bereich der Straße verlassen hatte, ritt Saryn quer über den grasbewachsenen Hang zu Nylan.
    »Die Marschallin sagt, du wolltest noch etwas anderes versuchen«, begann Saryn, indem sie ihr Pferd zügelte. »Willst du einen Zaun bauen? Die Pfähle sind aber mehr als eine halbe Elle dick und du hast sie fast zwei Ellen tief versenkt. Ist das nicht ein Haufen Arbeit? Und so ein Zaun kann doch eine Horde von Bewaffneten nicht aufhalten. Jedenfalls nicht sehr lange.«
    »Es ist kein Zaun.« Nylan lächelte müde. »Und es ist tatsächlich eine Menge Arbeit. Wenn ich genug Zeit habe, werde ich zwei Reihen dieser Pfähle bauen und was sonst noch dazugehört.« Nylan wischte sich die feuchte Stirn ab.
    »Willst du es nicht erklären?« Saryn drehte sich im Sattel herum und betrachtete die zwei Reihen Löcher.
    »Eigentlich nicht. Nur so viel, dass ich etwas baue, das den Angreifern möglichst große Schwierigkeiten bereiten soll. Wenn ich es schaffe und es funktioniert, dann erkläre ich es dir. Wenn nicht, fühle ich mich wenigstens nicht so dumm, weil ich nichts versprochen habe, was ich nicht halten kann.«
    Saryn schüttelte den Kopf und ritt zur Straße zurück.
    Ydrall hatte den Wortwechsel mit verwirrtem Gesicht beobachtet.
    Nylan hoffte, die anderen wären ebenso verwirrt.
    Es war im Grunde eine recht einfache Idee. Halbautomatische Spieße, eine ganze Reihe davon, die mit beschwerten Balken oder Hebeln verbunden waren. Sobald ein Pferd oder ein Reiter den Mechanismus belastete, schnellten die Pfähle im richtigen Winkel hoch, um die Angreifer aufzuspießen.
    Nylan hatte sie auf einem flachen Stück knapp

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