Sturz Der Engel
fragte Huldran, als er die Laserstellung erreichte.
»Höchstens eine Staubwolke, aber sie hat sich nicht sehr schnell bewegt.«
»So sieht es immer aus«, sagte Relyn. »Es sei denn, Ihr seid auf dem Schlachtfeld und der Feind hält direkt auf Euch zu. Dann scheinen Pferde und Staub in Eure Richtung zu stürmen, während Ihr gleichzeitig das Gefühl habt, sie bewegen sich nur langsam.«
Nylan zügelte die Stute und band sie hinter der Stellung fest, wo sie neben Huldrans Pferd vor verirrten Pfeilen oder Bolzen von Armbrüsten, oder was die Gegner sonst einsetzen mochten, einigermaßen geschützt war. Dann überprüfte er noch einmal den Laser.
Nicht lange und er begann in der höher steigenden Sonne in der Lederkluft zu schwitzen. Abgesehen von ihm und seinen Gefährten schien das Dach der Welt verlassen. Der Turm stand verriegelt und still, sogar die Insekten schienen leiser zu sein als sonst. Oder bildete er es sich nur ein?
»Warum werden Schlachten eigentlich immer an schönen Tagen geschlagen?«, sagte Nylan zu niemand im Besonderen, als er sich in den schmalen Eingang der Stellung setzte und die Füße auf einen Flecken Lehm stellte, wo vorher Gras gewachsen war.
»Werden sie nicht«, widersprach Relyn, der links neben der Stellung stand. »Ich habe auch schon bei Regen im Schlamm gekämpft. Im Schnee allerdings noch nicht.«
Der Schmied-Ingenieur nickte. Dann warf einen kurzen Blick zu dem schwarz gekleideten Mann, stand auf und lief hinter dem Laser, der noch nicht aktiviert war, unruhig hin und her. Wieder warf er einen Blick zu Relyn und winkte ihn schließlich zu sich. Er entfernte sich ein Stück von der Geschützstellung und der Einarmige folgte ihm. Nach ungefähr hundert Ellen blieb er auf der Wiese stehen und drehte sich um.
Relyn runzelte die Stirn. »Was gibt es?«
»Wenn dies hier vorbei ist, solltet Ihr verschwinden, sobald Ihr nur könnt.« Nylan warf einen raschen Blick zum Hügel, wo sich aber noch nichts tat.
»Die Engelsfrau?«
Nylan nickte. »Was auch kommen mag, ich werde nach diesem Kampf in keiner sehr guten Verfassung sein. Es setzt mir zu, wenn viele Menschen sterben.« Er sah Relyn ernst an. »Ich habe versprochen, Euch gehen zu lassen. Aber wenn Ihr auch nur einen meiner Leute hier anrührt, werde ich Euch bis in die Hölle der Dämonen hetzen.«
Relyn schauderte. »Das würde ich nach alledem nicht tun. Nicht nach dem, was ich Euch schuldig bin.« Er zuckte mit den Achseln und lächelte bitter. »Zuerst müssen wir aber siegen.«
»Siegen Propheten nicht immer?« Nylan grinste schief und kehrte zur Laserstellung zurück.
Relyn folgte ihm etwas langsamer und rieb sich unterwegs mit der linken Hand nachdenklich das Kinn.
Huldran sah zwischen Nylan und Relyn hin und her und schüttelte den Kopf.
Kurz danach erschien eine kleine Gruppe von Reitern auf der Hügelkuppe, drehte die Pferde aber gleich wieder in die andere Richtung, vermutlich den anrückenden Kämpfern aus Lornth entgegen. Nylan glaubte Rybas neuen Braunen zu sehen, aber ganz sicher war er nicht.
Nylan tupfte sich die Stirn ab und sogar Relyn hatte seine Jacke geöffnet, als eine einzelne Reiterin im Handgalopp vom Hügel herunterkam. Nylan kannte ihren Namen nicht, aber er hatte sie beim Training gesehen und sie ritt gut.
»Ser! Der Feind ist ein Drittel den Hügel heraufgekommen. Die Marschallin sagte, sie kann keine weiteren Boten mehr schicken.«
»Gut. Sage ihr, sie soll dafür sorgen, dass das Feld geräumt ist, wenn die Feinde kommen. Hast du das verstanden?«
Die Wächterin verzog das Gesicht. »Der Acker muss abgeerntet sein, bis die Feinde kommen?«
»Nein, auf dem Feld dürfen keine Wächterinnen mehr sein, wenn der Feind herunterkommt«, berichtigte Nylan sich. »Hast du das verstanden?«
Sie wiederholte die Worte und Nylan entließ sie mit einem Nicken. Sie zog sofort das Pferd herum und ritt den Hügel hinauf.
»Ihr plant eine entsetzliche Magie«, sagte Relyn, der Nylans Gesicht beobachtet hatte.
»Magie ist es nicht. Oder kaum«, fügte Nylan hinzu, als sein Kopf zu pochen begann und ihn erinnerte, dass er nicht lügen durfte. »Aber wenn es funktioniert, wird es in der Tat schrecklich werden.« Leise murmelnd fügte er hinzu: »Und wenn es nicht funktioniert, wird es auf andere Weise schrecklich werden.«
»Was sollen wir denn jetzt tun?«, fragte eine der neuen Wächterinnen.
»Wenn der Ingenieur seine Magie anwendet«, erklärte Huldran, »dann ist der Körper hier, aber nicht
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