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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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gekommen. »Entschuldige.« Er machte ihr Platz.
    Sie lächelte. »Schon gut.«
    »Du kommst gut mit Narliat zurecht.«
    »Ihm ist wohl klar, dass er sich Mühe geben muss. Er weiß ja nicht, wohin er sonst gehen soll. Außerdem gefällt ihm das Verhältnis zwischen Männern und Frauen.«
    »Hat jemand …«
    »Bis jetzt noch nicht. Ryba würde ihnen den Kopf abreißen. Aber es wird sich ändern und das ist wohl auch ihr selbst klar. Sie denkt an alles.« Ayrlyn hielt inne. »Pass nur auf dich auf, Nylan. Sie benutzt jeden.«
    Er nickte und hoffte, die Dunkelheit würde seinen Mangel an Begeisterung kaschieren.
    Ayrlyn bückte sich, um ihren Teller abzuwaschen, und Nylan ging zum Landefahrzeug. Unterwegs begegneten ihm zwei Marineinfanteristinnen. Eine war Huldran, die stämmige Blondine, die ihm beim Schneiden der Steine geholfen hatte, die andere eine kräftige Brünette, deren Namen er nicht kannte.
    »Guten Abend, Ser.«
    »Guten Abend, Huldran. Bist du zum Wachdienst eingeteilt?«
    »Nicht heute Abend, nein.«
    Im Eingangsbereich des Landefahrzeuges angekommen, zog Nylan sich die Stiefel aus. Er blieb eine Weile barfuß in der Dunkelheit sitzen, ehe er sich die Borduniform auszog, die trotz vorsichtiger Behandlung und gründlicher Reinigung allmählich verschlissen und schmuddelig aussah.
    Als Ryba nach einer Weile immer noch nicht gekommen war, legte er sich schließlich hin und deckte sich bis knapp über die Hüfte zu. Die Schultern und Unterarme taten ihm weh, die Füße waren wund. Er machte sich etwas Sorgen um Ryba und um ihre Beziehung. Sie war häufig distanziert und gab sich herrisch wie eine alte Anführerin der Nomaden von Sybra. Natürlich lag das an ihrem Erbe. Das Leben auf Candar schien diese Züge in ihr wachzurufen.
    In der Ferne hörte er Gelächter, aber die Stimmen erkannte er nicht.
    Als ihm die Augen zufielen, hörte er Schritte auf dem harten Fußboden des Landefahrzeuges. Er stemmte sich auf die Ellenbogen hoch.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht lange dauern würde.« Ryba streifte langsam die Stiefel ab und zog die Borduniform aus, dann glitt sie unter die dünne Decke. Ihre kühlen Lippen fanden seinen Mund, ihre Haut schmiegte sich seidenweich an ihn.
    Später, viel später lösten sie sich voneinander. Ryba hielt einen Augenblick seine Hand.
    »Bleib so.« Sie entfernte sich etwas weiter von Nylan. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Wohin sollte ich auch gehen?«
    Sie zauste zärtlich sein Haar und zog die Borduniform und die Stiefel wieder an. Auch ihre Stiefel hatten, wie die Stiefel aller anderen, sichtlich gelitten.
    Nylan fragte sich abwesend, ob die Händler vielleicht auch Stiefel verkauften und ob sie sich wegen der Fußbekleidung Sorgen machen müssten. Er lehnte sich zurück und ließ die kühle Luft, die zur Tür hereinkam, über seinen Körper streichen. Manchmal … nun, einerseits war Ryba eine gute Kapitänin und beim Sex war sie hingebungsvoll und aggressiv zugleich … und doch, manchmal fühlte er sich eher wie ein Objekt denn wie ein Mensch.
    Er schloss die Augen. Wie alle anderen hatte er einen anstrengenden Tag hinter sich und so bemerkte er es kaum, als Ryba zurückkehrte, die Uniform ablegte und wieder unter die dünne Decke kroch, unter der es ihnen beinahe zu warm war.

 
XVI
     
    D ie Sonne war am Ostrand der Wiese kaum über die Bäume vor der Steilklippe gestiegen, als Nylan die Strebe aus Durastahl und das primitive einheimische Schwert neben eine von Rybas sybranischen Klingen legte. Daneben stand ein primitives Kühlbecken, zur Hälfte mit Wasser und Getriebeöl gefüllt, für das sie in den nächsten Jahrhunderten garantiert keine Verwendung mehr haben würden.
    Der Ingenieur wanderte um die Baustelle des unvollendeten Turms herum. Ob er vielleicht einen Burggraben anlegen sollte? Er schüttelte den Kopf. Die Hälfte des Jahres wäre ein Graben ein Dreckloch voller Insekten, die andere Hälfte würde er wegen des hohen Schnees nutzlos sein.
    »Nun hör schon auf, dich zu drücken. Pack es endlich an«, murmelte er, indem er sich zu den Firinzellen umdrehte. Die Energiereserven waren auf zwanzig Prozent Nennleistung gesunken. Wenn der Pegel auf weniger als zwölf Einheiten sank, würde das System überhaupt nicht mehr funktionieren. Er blickte zum Windrad, das sich im leichten Morgenwind drehte. Die Zelle, die gerade geladen wurde, war bereits zu mehr als achtzig Prozent gefüllt. Noch ein Tag, und sie würde, wenn der Wind stark genug blieb,

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