Sturz Der Engel
Stelle am Unterarm, wo sich die von der Sonne verbrannte Haut abschälte, und untersuchte die Düse des Laserstrahls mit dem Auge und mit den Sinnen. Nach wie vor versuchte er mit allen nur erdenklichen Tricks, so viel wie möglich aus den Batterien herauszuholen. Dennoch wurde die Energie erheblich schneller verbraucht, als der Notgenerator sie nachliefern konnte. Andererseits war fraglich, ob der Laser überhaupt so lange halten würde wie der Generator.
Schließlich schaltete Nylan den Laser ein und richtete den Strahl aus, lenkte ihn mit den Sinnen und mit der manuellen Steuerung zugleich und bohrte die Löcher in die Dachpfannen, die Stentana anschließend auf einen Stapel legte.
Das Fass mit dicken Nägeln, das Ayrlyn vor zwei Tagen einem Händler in der Ebene von Gallos abgeschwatzt hatte, würde ihnen sicher helfen. Selbst wenn er gewusst hätte, wie man es anfing, er wollte auf keinen Fall Nägel mit dem Laser herstellen. Wie Narliat ihm berichtet hatte, war der Handel nur zu Stande gekommen, weil Ayrlyn sowohl ihren ganzen Charme als auch mehr als ein Goldstück aufgewendet hatte. Ein Goldstück war viel wert in dieser Kultur, es entsprach beinahe dem Lohn eines Arbeiters für eine ganze Jahreszeit. Als Rückendeckung hatten sich zusätzlich einige bewaffnete Marineinfanteristinnen in der Nähe aufgehalten und Narliat hatte mit List und Tücke geholfen, den Händler zu überreden. Außerdem hatte Ayrlyn noch zwei schwere Hämmer und einen riesigen Meißel und natürlich ein paar Lebensmittel herausschlagen können. Nylan hatte sich darüber gefreut. Besonders der Korb mit Trockenfrüchten aus einer Gegend, die Kyphros zu heißen schien, kam den Gestrandeten seiner Ansicht nach überaus gelegen.
Er bohrte drei Löcher in jede Dachpfanne. Das war ein Erfahrungswert, den er gewonnen hatte, nachdem er einige missratene Dachpfannen versuchsweise auf einem Balken befestigt hatte.
Als er den richtigen Rhythmus für die Arbeit gefunden hatte, arbeitete Nylan sich rasch durch die Dachpfannen und war erleichtert, dass es so schnell ging. Er freute sich über jede Möglichkeit, die Lebensdauer des Lasers zu verlängern, weil dieser ihnen allen das Überleben erleichterte.
Nach einer Weile taten ihm die Arme weh wie immer, wenn er den Laser benutzte, und es verschwamm ihm vor den Augen.
Er wurde unterbrochen, als jemand auf der Triangel Alarm schlug.
»Räuber!«, rief jemand und bevor Nylan das Loch zu Ende bohren, den Strom abschalten und den Kopf heben konnte, ritten Ryba und eine Handvoll Marineinfanteristinnen schon über die Wiese den Hügel hinauf.
»Ich dachte, wir hätten die Banditen erledigt«, sagte Cessya. Sie schleppte gerade einen Tragbalken zur aufgeschütteten Rampe vor der Tür.
»Es ist wahrscheinlich eine andere Bande«, meinte Nylan. Er sah zu, wie weitere Marineinfanteristinnen auf den mit Felsen übersäten Anhöhen ihre Stellungen bezogen. Von dort aus konnten sie den Zugang zum Turm, zur Wiese und zu den Feldern beherrschen. Er trank einen großen Schluck aus seinem Becher und kaute etwas altbackenes Brot. Er bekam Schuldgefühle dabei, aber andererseits war ihm auch klar, dass er nicht ordentlich arbeiten konnte, wenn er sich nicht gut ernährte.
»Mach mal eine Pause, Stentana«, schlug er vor. »Es wird eine Weile dauern, bis ich weiterarbeiten kann.«
»Die Energie, Ser?«
»Ja, in gewisser Weise.« Er lächelte hilflos. Er wollte nicht erklären, dass eigentlich er selbst der Teil der Ausrüstung war, dem die Energie fehlte. Im Schatten des Turms setzte er sich auf die zweitunterste Stufe.
Wieder wurde die Triangel angeschlagen und Nylan richtete sich auf und trat in die Sonne hinaus.
Drei Reiterinnen lenkten die Pferde zu den Landefahrzeugen hinunter und folgten dem Weg, der dicht am Turm vorbeiführte. Auf dem vierten Pferd lag, quer über dem Sattel festgebunden, ein regloser Körper in der olivefarbenen Uniform der Marineinfanteristinnen.
»Wer ist es?«, fragte Huldran, als Istril mit dem Pferd am Bauhof vorbeikam.
Nylan betrachtete den Laser, dann sah er wieder zu Istril und der toten Marineinfanteristin, aber sie lag mit dem Gesicht nach unten.
»Frelita.«
Der Name sagte Nylan nichts, denn er hatte nicht alle Namen behalten, aber das Gesicht hätte er wahrscheinlich wiedererkannt und es würde ihm auffallen, wenn es beim Essen fehlte. Eine Weile noch sahen die Bauarbeiter den Pferden und Reitern nach.
»Wir helfen ihnen nicht, wenn wir Löcher in die Luft
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