Sturz Der Engel
Meister-Magier?«, fragt Sillek, der immer noch gebückt durchs feuchte Gras schleicht. Er drückt die Stängel zur Seite, die hinter ihm wieder hoch federn und Terek mit den Regentropfen benetzen, die sich auf ihnen gesammelt haben.
Terek wischt sich die Stirn ab. »Nein, Ser.«
»Dann hört auf zu jammern. Ich will lieber ein lebendiger Sieger als ein toter Held werden, und soweit ich sehen kann, wollt Ihr das auch.«
Als sie den niedrigen Hügel erreichen, hinter dem die Streitkräfte aus Lornth stehen, richtet Sillek sich auf und massiert sich den Rücken.
Kork wartet und hört zu, während Fürst Sillek ihm die Lage erklärt.
»… wird nicht mehr lange dauern, bis es dunkel genug ist, und dann könnt Ihr beginnen, Koric.«
»Ja, Ser.«
Sillek nimmt ihn beim Arm und senkt die Stimme. »Wen sonst könnte ich mit der schwierigen Aufgabe betrauen, dafür zu sorgen, dass die Magier tun, was sie tun sollen? Ich will nicht zwanzig Pferde oder die Bogenschützen verlieren.«
»Ich verstehe, Ser. Ich werde meine Pflicht tun.«
Sillek weiß genau, was in Koric vorgeht. Ich muss es tun, aber ich muss es nicht mögen, denkt der Soldat.
»Schon gut«, sagt Sillek. »Vergiss nur nicht, dass es in erster Linie auf die Ergebnisse ankommt.« Er betrachtet den inzwischen fast dunklen Himmel, wo bereits die ersten Sterne zu sehen sind. »Mach dich an die Arbeit.«
Koric nickt.
Sillek wischt sich so gut es geht die Feuchtigkeit von der Lederkleidung und den Stiefeln, bevor er aufsteigt und den berittenen Soldaten seine Anweisungen erteilt.
Der Himmel klärt sich weiter auf, bis die Sterne wie brennende Punkte über dem Weideland stehen. Koric führt die drei Magier durchs Gras. An den vier Ecken der Festung brennen Wachfeuer und werfen etwas Licht in die Dunkelheit.
Eine weitere Gruppe aus Lornth schlägt hinter den Magiern einen Bogen. Ein Dutzend Männer sind, mit Langbogen und gefüllten Köchern bewaffnet, zur Furt am westlichen Flussarm unterwegs.
Das Gras nickt flüsternd und benetzt Hissl mit kleinen Tropfen. Er wischt sich die Stirn trocken und folgt gebückt Koric und dem Meister-Magier. »Haltet den Kopf unten«, zischt Koric. »Wenn wir Euretwegen entdeckt werden, dann dürft Ihr die nächste Jahreszeit in kaltes Eisen gelegt verbringen, falls die Jeraner uns nicht vorher schnappen und das Gleiche mit uns tun.«
Hissl holt tief Luft und wischt sich noch einmal die Tropfen aus den Augen. Jissek schleicht schnaufend hinter Terek daher und hinter diesen beiden folgt ein halbes Dutzend bewaffneter Soldaten, die wie die anderen im Dunkeln durch das feuchte Gras kriechen.
»Ist das jetzt nahe genug?«, fragt Koric, indem er anhält und zu den Wachfeuern blickt, die jetzt kaum noch hundert Ellen entfernt sind. Die Flammen flackern im leichten, aber stetigen Westwind, der den Geruch von Holzfeuern heranträgt. Wahrscheinlich verbrennt dort Holz, das aus dem Quellgebiet des Westarms herunter geflößt wurde. In den Holzrauch mischt sich der Geruch von heißem Kochfett.
Hissl leckt sich die Lippen und bemüht sich, den knurrenden Magen zu ignorieren.
»Ja, jetzt ist es sogar für Jissek nahe genug«, bestätigt Terek.
»Ihr fangt an, sobald Ihr bereit seid«, befiehlt Koric. »Die anderen beobachten die Feuer.«
»Das Hauptgebäude ist zum größten Teil aus Holz gebaut«, erklärt Hissl leise.
»Danke, Meister Hissl«, erwidert Terek.
»Jetzt hört auf, ihr zwei«, murmelt Jissek. »Lasst uns anfangen.«
»Ihr auch, Meister Jissek«, zischelt Terek. »Ich mache den Anfang, dann Hissl und dann Ihr, Jissek. Lasst Euch Zeit und achtet darauf, dass Ihr wenigstens irgendetwas trefft.«
Mit einem Zischen fliegt die erste Feuerkugel über das Gras und prallt gegen die Wand eines Gebäudes. Flammen züngeln an den Balken herauf.
Drinnen in der Festung wird eine Alarmglocke angeschlagen.
Weitere Feuerkugeln fliegen durch die Dunkelheit und fallen hinter den Erdwällen auf die Gebäude.
Die Glocke wird hektisch geschlagen, bis gerufene Befehle und die antwortenden Stimmen der Kämpfer zu hören sind.
»… aufsitzen und einen Ausfall machen!«
»Bogenschützen! Wo sind die verdammten Bogenschützen?«
»Feuer! Holt Wasser für die Küche, es brennt!«
Drei weitere Feuerkugeln, die erste ist die größte, schlagen kurz nacheinander in der Festung ein.
Ein lauter Schrei verrät den Magiern, dass mindestens eine der Kugeln nicht nur Holz getroffen hat.
Das Knacken der Brände überlagert jetzt die Befehle
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