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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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als wehte ihm aus der Zukunft, aus den Jahren, die vor ihnen lagen, ein eiskalter Wind ins Gesicht.

 
XXXV
     
    I m Hof vor dem Turm blickte Nylan von den Scheiben aus Armaglas zum Himmel hinauf, wo sich, schwer vor Feuchtigkeit vom Nordmeer kommend, graue Wolken ballten und nach Süden rollten.
    Hinter ihm mahlten Huldran und Cessya Lavabrocken, um den Mörtel herzustellen, mit dem sie die Südwand des Badehauses und den überdachten Gang mauern wollten, der zur nördlichen Tür des Turmes führte. Eine kalte Bö wehte dem Ingenieur den feinen Staub in die Nase.
    Er musste heftig niesen, rieb sich die Nase und sah sich zu den beiden Marineinfanteristinnen um, die in abgewetzten, verschlissenen Uniformen arbeiteten. Dann überprüfte er die Verbindungen der Stromkabel und die Anzeigen auf den paar Firinzellen, die er noch benutzen konnte – vierundzwanzig Prozent Ladung.
    Er schob sich die Schutzbrille über die Augen.
    Das Blöken der Schafe drang bis zum Turm herauf. Nylan hoffte, es wäre jemand unter ihnen, der etwas von Schafen verstand. Er selbst kannte sich mit diesen Tieren nicht aus. Sie gaben Wolle, aber wie stellte man es an, ein Schaf zu scheren? Und wie verwandelte man das geschorene Fell in Garn oder Wollfäden und wie wurde die Wolle zu Tuch gewoben? Saryn oder Gerlich konnten wahrscheinlich die Tiere schlachten und zerlegen, aber wie viele sollten sie töten, wenn überhaupt? Und wann?
    Und was war mit den Hühnern? Kadran hatte sie in einen schmalen Raum gesperrt, den Nylan über den Ställen abgeteilt hatte. Es gab also ein provisorisches Hühnerhaus, aber würde es dort den Winter über warm genug sein? Oder sollten die Hühner doch besser bei den Schafen oder Pferden untergebracht werden? Wer verstand etwas von diesen Dingen? Wer sollte sich das Wissen aneignen? Er konnte sich nicht um alle Dinge selbst kümmern und hoffte, jemand anders würde sich mit den Schafen und Hühnern etwas einfallen lassen.
    Er musste sich dazu zwingen, sich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die direkt vor ihm lagen. Er musste das Armaglas schneiden, damit es in die Rahmen passte, die Saryn und Ayrlyn gebaut hatten.
    Nylan betrachtete die mit Kreide gezeichneten Linien auf den verkratzten, früher einmal durchsichtigen Scheiben aus den Landefahrzeugen. Wenn er vorsichtig schnitt und wenn seine Messungen stimmten, dann reichte es vielleicht gerade eben für acht Fenster – vier im großen Saal und die anderen auf die Wohnquartiere verteilt: eines oder zwei in jedem Stock, wo die Leute schliefen. Im kommenden Winter würde der Turm noch ziemlich dunkel sein. Sie hatten keine Lampen und nur wenige Kerzen.
    Er sah in die Richtung des zweiten großen Grabmals und zu den elf Einzelgräbern. Wie konnte Ryba versprechen, dass Westwind die Geschichte verändern würde, wenn ihre Zahl nach nur zwei Jahreszeiten schon um ein Drittel geschrumpft war? Kinder? Aber wie viele?
    Hör auf damit!, sagte er zu sich selbst und hob die Düse des Laserbrenners.
    Cessya und Huldran schauten kurz auf, aber Nylan wich ihren Blicken aus und konzentrierte sich auf das Armaglas. Er holte tief Luft und vergegenwärtigte sich noch einmal, wie der Schnitt verlaufen sollte.
    Er schaltete den Energiefluss zur Düse ein und zog den Brennpunkt des Laserstrahls noch stärker zusammen. Im Gegensatz zu Stein oder Metall ließ sich das Armaglas leicht und mühelos schneiden und nicht lange danach hatte Nylan acht gleichgroße Stücke vor sich liegen, die genau in die Rahmen passten.
    Nachdem er die Energiezufuhr abgeschaltet hatte, überprüfte er die Ladeanzeige der Batterien. Sie war kaum gesunken. Er kniff die Augen zusammen, betrachtete die Scheiben, schob die Schutzbrille zurück und ging zu den Rahmen hinüber. Bis auf die oberste Leiste waren sie bereits zusammengebaut. Jetzt brauchten sie nur noch die Scheiben in die Führung zu schieben.
    Immer noch von den Handschuhen geschützt, nahm Nylan eine Scheibe und setzte sie in den Rahmen ein. Sie blieb auf halbem Wege stecken, aber mit etwas Ziehen und Ruckeln ließ sich das Glas ganz in den Rahmen schieben. Saryn und Ayrlyn konnten also ohne seine Hilfe die übrigen Fenster zusammensetzen. Wieder ein Problem gelöst.
    Dann betrachtete er den Laser. Da er so wenig Energie verbraucht hatte, blieb vielleicht sogar noch etwas übrig, um etwas für Gerlich zu tun. Nicht, dass Gerlich Nylan direkt gefragt hätte, aber er hatte immer wieder über die zu schwachen Bogen geklagt.
    Nylan zog die

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