Sturz Der Engel
wird.«
»Gerlich ist mit einem Trupp auf der Jagd, die Leute werden uns fehlen«, wandte Istril ein.
»Hol alle zusammen, die du kriegen kannst.« Ryba wandte sich an Nylan. »Du kommst auch mit. Du hast dich beim letzten Mal so gut geschlagen, dass du die Verhandlungen führen solltest.«
Nylan zuckte mit den Achseln und ging zum Waschbereich am Bach. Er wünschte, das Badehaus wäre schon fertig. Dann lachte er. Der Turm war schneller gebaut worden, als sie es für möglich gehalten hätten, viel schneller, und er machte sich immer noch Sorgen – inzwischen allerdings über Duschen, Wannen für die Wäsche und zusätzliche Toiletten.
Ryba war schon in Richtung der Ställe unterwegs. »Ich sattle ein Pferd für dich.«
»Danke. Ich komme gleich nach.«
Nachdem er sich rasch gewaschen und rasiert und sich die unvermeidlichen Schnittwunden zugefügt hatte, kehrte er in den Turm zurück, zog die zweite Borduniform an und bewaffnete sich mit der Pistole. Er hoffte nur, er würde sie nicht benutzen müssen. Zusätzlich nahm er noch die Schwarze Klinge mit, in die er etwas Ordnung gegeben hatte. Dann ging er eilig die Steintreppe hinunter. Der Duft von frisch gebackenem Brot wehte ihm um die Nase, als er durch den Vordereingang den Turm verließ.
Wie Ryba versprochen hatte, wartete ein gesatteltes Pferd auf ihn. Istril hielt ihm die Zügel.
»Die anderen sind gerade gemächlich im Schritt aufgebrochen, Ser.«
»Können wir sie einholen, wenn wir etwas schneller als gemächlich reiten?«, wollte Nylan wissen. Der schon etwas klapprige Graue wieherte leise, als Nylan aufstieg.
»Ich glaube schon«, gab Istril grinsend zurück.
Nylan und die silberhaarige Marineinfanteristin mit dem warmen Lächeln stießen auf halbem Wege den Hügel hinunter zu Ryba und den anderen elf Kämpferinnen. Mit Steppjacken und Mänteln bekleidet, warteten die Händler unten bei einem Karren, auf dem ein Handelsbanner flatterte. Zwei waren abgesessen und standen neben dem Karren, die übrigen saßen hinter dem Karren auf ihren Pferden.
Skiodra, nach wie vor der größte Mann unter den Händlern und mit einem Brustpanzer und einem noch größeren Breitschwert gerüstet, als Gerlich es gewöhnlich trug, trat einen Schritt vor. »Ich bin Skiodra und wie versprochen zurückgekehrt.«
Sein Alt-Anglorat klang nicht mehr ganz so schwerfällig, aber Nylan fragte sich, ob es nicht eher daran lag, dass er selbst sich allmählich an die Sprache der Einheimischen gewöhnte.
»Seid gegrüßt, Händler«, antwortete Ryba, ohne vom Pferd zu steigen. Sie ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen und nach einem Moment des Zögerns verneigte sich der Händler.
»Seid gegrüßt, Marschallin der Engel. Wir haben neue Vorräte mitgebracht. Habt Ihr Schwerter einzutauschen?«
»Wir haben gute Klingen«, erwiderte Ryba. »Wir werden sie gleich herunterbringen lassen. Was habt Ihr anzubieten?«
»Können wir überhaupt sicher sein, dass sie wirklich Engel sind?«, wollte der Händler mit struppigem blondem Haar und Vollbart wissen, der hinter Skiodra stand.
Skiodra wartete, bis Nylan den Seitenhieb verstanden hatte.
»Wenn Ihr Euch zu denen gesellen wollt, die schon dort unter dem Grabmal liegen«, erklärte der Ingenieur gelassen, indem er auf die Hügelgräber der toten Banditen deutete, »dann fragt nur weiter so.« Er stieg ab und reichte Istril die Zügel. Dann ging er weiter, zog langsam die Klinge, die er behalten hatte, weil sie noch dunkler war als die anderen und unter dem matten Glanz eine Art strahlender Schwärze zu bergen schien, und hielt sie seitlich hoch. »Wenn Ihr Zweifel habt, könnt Ihr auch diese Klinge hier berühren.« Er lächelte, weil er selbst am besten wusste, dass er ein gewisses Maß dieser seltsamen Energie in die Klinge hatte einfließen lassen.
Der Blonde langte nach der Klinge, aber noch bevor die Finger das schwarze Metall berührten, wich er mit kreidebleichem Gesicht wieder zurück.
»Vielleicht wollt Ihr es versuchen, Skiodra …«
»Nein. Mein Freund hat übereilt gesprochen.«
Wie bei der ersten Begegnung war der erste Karren – derjenige, auf dem das Banner steckte –, mit Fässern beladen.
»Wollen wir mit dem Weizenmehl beginnen?«, fragte Skiodra. »Ich habe feinstes Mehl von den fruchtbaren Ebenen von Gallos, sogar noch besser als das Mehl aus Certis, und es wurde über eine kürzere Strecke transportiert und ist frischer.«
»Und zweifellos unnötig teuer, nachdem Ihr Euch diese Mühen gemacht
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