Sturz der Titanen
grünen Knickerbockern auf sich zumarschieren. »Guten Morgen, Mylord«, sagte Jones und zog den braunen Filzhut.
»Morgen, Jones.« Als Chef von Celtic Minerals war Jones Hüter der ergiebigsten Quelle, aus der sich Fitz’ Vermögen speiste; dennoch mochte er den Mann nicht.
»Schlechte Neuigkeiten, Mylord«, sagte Jones.
»Aus Wien, nicht wahr? Ich habe gehört, dass der österreichische Kaiser noch immer am Wortlaut seines Ultimatums an Serbien feilt.«
»Nicht aus Wien, Sir. Aus Irland. Die Nordiren werden die Selbstverwaltung nicht akzeptieren, weil sie dann zu einer Minderheit unter einer katholischen Regierung würden. Die Armee wird bereits rebellisch.«
Fitz runzelte die Stirn. Er hörte es nicht gern, wenn über Meuterei in der British Army gesprochen wurde. Steif entgegnete er: »Egal, was die Zeitungen schreiben, ich glaube nicht, dass britische Heeresoffiziere sich den Anweisungen ihrer Regierung widersetzen werden.«
»Das haben sie doch schon!«, rief Jones. »Was ist denn mit der Curragh-Meuterei?«
»Niemand hat sich Befehlen widersetzt.«
»Siebenundfünfzig Offiziere haben den Dienst quittiert, als sie den Befehl erhielten, gegen die Ulster Volunteers zu marschieren. Mag ja sein, dass Sie das nicht als Meuterei bezeichnen, Mylord, aber alle anderen tun es.«
Fitz grunzte. Jones hatte recht, leider. Englische Offiziere würden niemals auf ihre Kameraden schießen lassen, um einen Pöbelhaufen irischer Katholiken zu schützen. »Man hätte Irland nicht die Unabhängigkeit versprechen dürfen«, sagte er.
»Da stimme ich Ihnen vollkommen zu«, sagte Jones. »Aber das ist nicht der Grund meines Besuchs. Ich bin hier, weil ich mit Ihnen über das da sprechen wollte.« Er wies auf die Kinder, die an Klapptischen saßen und gekochten Kabeljau mit Frühlingskohl verspeisten. »Ich wollte, Sie würden damit aufhören.«
Fitz hasste es, wenn jemand unter seinem Stand ihm sagte, was er tun oder lassen sollte. »Ich will die Kinder von Aberowen nicht verhungern lassen, auch wenn ihre Väter die Schuld an ihrem Elend tragen.«
»Sie verlängern damit nur den Streik, Mylord.«
Dass er für jede Tonne geförderter Kohle eine Provision erhielt, bedeutete in Fitz’ Augen noch lange nicht, dass er sich auf die Seite von Celtic Minerals stellen musste. Verärgert sagte er: »Der Streik ist Ihre Angelegenheit, Jones.«
»Aber das Geld nehmen Sie gern.«
Fitz war empört. »Was fällt Ihnen ein!«
Jones sagte zerknirscht: »Ich bitte um Verzeihung, Mylord. Das war eine unbedachte und höchst unpassende Bemerkung. Aber dieser Streik geht mir an die Nerven.«
Fitz war zwar nicht besänftigt, erwiderte aber in versöhnlichem Tonfall: »Also gut. Aber ich werde den Kindern weiterhin zu essen geben.«
»Dann sollten Sie wissen, Mylord, dass Bergarbeiter sehr starrsinnig sein können und in ihrem dummen Stolz die schlimmsten Entbehrungen ertragen. Aber wenn sie mit ansehen müssten, wie ihre Kinder hungern, würden sie nachgeben ….«
»Sie betreiben die Zeche doch weiter.«
»Mit drittklassigen ausländischen Arbeitern. Die meisten sind keine gelernten Bergarbeiter und fördern kaum etwas. Wir lassen sie hauptsächlich die Strecken instand halten und sich um die Ponys kümmern. Die Kohlenförderung liegt praktisch still.«
»Und warum haben Sie die Witwen aus ihren Häusern geworfen? Es waren nur sieben Frauen, und sie haben ihre Ehemänner in Ihrer verdammten Zeche verloren.«
»Hätte ich sie bleiben lassen, hätte ich ein gefährliches Beispiel gesetzt. Häuser werden nur an Bergarbeiter vermietet. Würden wir von diesem Grundsatz abweichen, wären wir am Ende nicht besser als die Vermieter von Elendsquartieren.«
Vielleicht hättet ihr dann keine Elendsviertel bauen sollen, dachte Fitz, schwieg aber, denn er wollte das Gespräch mit diesem eingebildeten kleinen Tyrannen nicht in die Länge ziehen. Er blickte auf die Uhr. Es war halb eins durch: Zeit für ein Glas Sherry. »Es hat keinen Sinn, Jones«, sagte er. »Ich werde nicht für Sie Ihre Kämpfe ausfechten. Guten Tag.«
Fitz ging zum Haus zurück. Jones war die geringste seiner Sorgen. Die wichtigste Frage war, was sollte er wegen Ethel unternehmen? Er musste Bea vor jeder Aufregung schützen. Dabei ging es ihm nicht nur darum, Gefahren für das ungeborene Kind abzuwenden, sondern um ihrer beider Zukunft, denn er hatte das Gefühl, die Schwangerschaft könnte einen Neuanfang für ihre Ehe bedeuten. Vielleicht führte das Kind ihn und Bea
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