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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wieder zusammen und rief erneut die Wärme und Intimität wach, die in den ersten Jahren ihrer Ehe zwischen ihnen geherrscht hatten. Doch diese Hoffnung wäre zunichte, wenn Bea erfuhr, dass er sich mit der Haushälterin eingelassen hatte. Das würde sie zur Weißglut bringen.
    Fitz war froh über die Kühle, die dank des Steinfußbodens und der Stichbalkendecke in der Halle herrschte. Das feudale Dekor stammte von seinem Vater. Das einzige Buch, das Papa je gelesen hatte – von der Bibel abgesehen –, war Gibbons Verfall und Untergang des römischen Imperiums . Fitz’ Vater hatte geglaubt, dass das noch größere britische Weltreich den gleichen Weg in den Abgrund nehmen müsse wie das alte Rom, wenn der Adel nicht darum kämpfte, seine Institutionen zu erhalten, insbesondere die Royal Navy, die Kirche von England und die Konservative Partei. Für Fitz gab es keinen Zweifel, dass sein alter Herr recht hatte.
    Ein Glas trockener Sherry vor dem Mittagessen war jetzt genau das Richtige. Das Getränk munterte ihn auf und regte seinen Appetit an. Mit dem angenehmen Gefühl der Vorfreude betrat Fitz den Morgensalon. Zu seinem Entsetzen erblickte er dort Ethel, die sich mit Bea unterhielt. Er blieb in der Tür stehen und starrte die Frauen entgeistert an. Worüber redeten sie? Kam er bereits zu spät? »Was geht hier vor?«, wollte er wissen.
    Bea sah ihn erstaunt an und antwortete kühl: »Ich spreche mit der Haushälterin über Kissenbezüge. Hast du irgendwas Dramatisches erwartet?« Ihres russischen Akzents wegen rollte sie das »r« besonders stark.
    Im ersten Augenblick wusste Fitz nicht, was er sagen sollte. Dann wurde ihm bewusst, dass er seine Frau und seine Mätresse anstarrte. Der Gedanke, mit beiden Frauen intim gewesen zu sein, beunruhigte ihn zutiefst. »Ich weiß es auch nicht«, sagte er und setzte sich mit dem Rücken zu ihnen an den Schreibtisch.
    Die beiden Frauen führten ihr Gespräch weiter, in dem es tatsächlich um Kissenbezüge ging: Wie lange sie hielten, wie abgewetzte Bezüge geflickt und von Dienstboten benutzt werden konnten und ob es besser sei, Bezüge fertig bestickt zu kaufen oder lieber unverziert, um sie von den Hausmädchen besticken zu lassen. Doch Fitz’ Nerven hatten sich immer noch nicht beruhigt. Diese kleine Szene – Herrin und Dienerin im trauten Gespräch – zeigte ihm auf drastische Weise, wie erschreckend einfach es für Ethel wäre, Bea die Wahrheit zu sagen. Das konnte so nicht weitergehen. Er musste etwas unternehmen.
    Fitz nahm ein Blatt blaues Ty-Gwyn-Schreibpapier aus der Schublade, tauchte eine Feder ins Tintenfass und schrieb: »Wir treffen uns nach dem Mittagessen.« Er löschte die Tinte und schob das Blatt in ein Kuvert.
    Ein paar Minuten später entließ Bea die Haushälterin. Als Ethel sich zum Gehen wandte, sprach Fitz sie an, ohne den Kopf zu drehen. »Kommen Sie bitte her, Williams.«
    Sie trat neben ihn. Er roch den leichten Duft der parfümierten Seife – Ethel hatte zugegeben, sie tatsächlich von Bea stibitzt zu haben. Trotz seines Zorns war Fitz sich auf unangenehme Weise der Nähe ihrer schlanken, kräftigen Schenkel unter der schwarzen Seide ihres Kleides bewusst. Ohne sie anzuschauen, reichte er ihr den Briefumschlag. »Schicken Sie jemanden zum Tierarzt in der Stadt, eine Flasche dieser Pillen für die Hunde holen. Es ist ein Mittel gegen Zwingerhusten.«
    »Sehr wohl, Mylord.« Ethel verließ das Zimmer.
    In zwei Stunden wäre die Situation bereinigt.
    Fitz schenkte sich einen Sherry ein. Auch Bea bot er ein Glas an, doch sie lehnte ab. Fitz setzte sich neben sie, und sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    »Morgens ist es abscheulich«, antwortete sie. »Aber das geht vorüber. Jetzt fühle ich mich gut.«
    Fitz’ Gedanken kehrten zu Ethel zurück. Sie hatte ihn in der Hand. Zwar hatte sie kein Wort gesagt, aber stillschweigend drohte sie ihm, Bea alles zu erzählen. Wie geschickt dieses kleine Biest war! Angesichts seiner Machtlosigkeit kochte Fitz vor Zorn. Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte die ganze Sache noch vor dem Nachmittag beilegen können.
    Sie speisten im kleinen Esszimmer, an einem Eichentisch mit kantigen Beinen, der aus einem mittelalterlichen Kloster stammen konnte. Bea berichtete, sie habe entdeckt, dass es Russen in Aberowen gebe. »Es sind mehr als hundert, sagt Nina.«
    »Wahrscheinlich gehören sie zu den Streikbrechern, die Perceval Jones in die Stadt geholt hat«,

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