Sturz der Titanen
Schließlich nuschelte er mühsam: »Grigori Sergejewitsch Peschkow.«
Pinsky schlug ihm in den Magen. Grigori stöhnte und würgte bittere Galle hervor. »Lügner!«, brüllte Pinsky. »Wie heißt du?« Wieder hob er den schweren Hammer.
Konstantin trat von der Drehmaschine weg und eilte zu Pinsky. »Herr Reviervorsteher, dieser Mann ist wirklich Grigori Sergejewitsch Peschkow!«, protestierte er. »Wir alle kennen ihn seit Jahren!«
»Lüg mich nicht an!«, zischte Pinsky und drohte mit dem Hammer. »Sonst bekommst du auch eine Kostprobe hiervon.«
Nun mischte sich Konstantins Mutter ein, Warja. »Das ist nicht gelogen, Michail Michailowitsch«, sagte sie. Dass sie seinen Vatersnamen kannte, verriet, dass Pinsky ihr nicht unbekannt war. »Dieser Mann ist der, der er behauptet zu sein.« Herausfordernd verschränkte sie die Arme vor ihrer üppigen Brust.
»Dann erklärt mir das hier«, sagte Pinsky und zog ein Stück Papier aus der Tasche. »Grigori Sergejewitsch Peschkow hat Sankt Petersburg vor zwei Monaten an Bord der Erzengel Gabriel verlassen.«
Kanin, der Fertigungsleiter, kam in die Halle. »Was ist los?«, rief er. »Warum wird hier nicht gearbeitet?«
Pinsky deutete auf Grigori. »Dieser Mann ist Lew Sergejewitsch Peschkow, Grigoris Bruder. Er wird wegen Polizistenmords gesucht.«
Alle schrien gleichzeitig los. Kanin hob die Hand, um Ruhe zu gebieten; dann sagte er: »Herr Reviervorsteher, ich kenne Grigori und Lew. Ich habe die beiden jahrelang fast jeden Tag gesehen. Sie sehen einander sehr ähnlich, aber ich kann Ihnen versichern, dass dieser Mann Grigori ist. Außerdem halten Sie die Arbeit in dieser Abteilung auf.«
»Wenn der hier Grigori ist«, erwiderte Pinsky im Tonfall eines Mannes, der noch ein Ass im Ärmel hat, »wer ist dann mit der Erzengel Gabriel gefahren?«
Kaum hatte er die Frage gestellt, wurde die Antwort offensichtlich. Es dauerte nicht lange, da dämmerte es auch Pinsky, und er stand dumm da.
Grigori sagte: »Man hat mir den Pass und den Fahrschein gestohlen.«
Pinsky lief rot an. »Und warum hast du das nicht bei der Polizei angezeigt?«
»Was hätte das genutzt? Lew hatte das Land bereits verlassen. Die Polizei hätte weder ihn noch mein Eigentum zurückbringen können.«
»Das macht dich zu einem Komplizen bei seiner Flucht.«
Wieder mischte Kanin sich ein. »Reviervorsteher Pinsky, Sie halten die Arbeit auf! Wenn es hier um Mord ginge, wäre das ein Grund, die Produktion zu unterbrechen, aber Sie selbst haben Ihren Irrtum zugegeben. Jetzt werfen Sie Peschkow nur noch vor, den Diebstahl einiger Dokumente nicht gemeldet zu haben. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass unser Land sich im Krieg befindet, und Sie behindern den Bau von Lokomotiven, die von der russischen Armee dringend gebraucht werden. Wenn Sie Ihren Namen nicht in unserem nächsten Bericht an das Oberkommando sehen wollen, schlage ich vor, dass Sie hier so schnell wie möglich fertig werden.«
Pinsky starrte Grigori an. »In welcher Einheit bist du Reservist?«
Ohne nachzudenken, antwortete Grigori: »Im Narwa-Regiment.«
»Ha!«, rief Pinsky. »Die werden heute einberufen.« Er schaute zu Isaak. »Und du gehörst auch dazu, möchte ich wetten.«
Isaak schwieg.
»Lasst sie los«, befahl Pinsky seinen Männern.
Grigori schwankte, als die Polizisten ihn so plötzlich losließen, hielt sich aber auf den Beinen.
»Macht, dass ihr pünktlich in eure Kasernen kommt«, rief Pinsky, »sonst komme ich euch holen!« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging mit dem letzten Rest von Würde, der ihm geblieben war, davon. Seine Männer folgten ihm.
Grigori ließ sich auf einen Hocker fallen. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen; seine Rippen brannten, und in seinem Magen wühlte Übelkeit. Am liebsten hätte er sich in irgendeiner Ecke zusammengerollt und die Augen geschlossen. Nur eines hielt ihn wach: das brennende Verlangen, Pinsky und das System, das der Mann repräsentierte, zu vernichten. Eines Tages, schwor er sich, werden wir Pinsky, den Zaren und alles, wofür sie stehen, hinwegfegen.
Kanin sagte: »Ich hatte alles geregelt, damit die Armee euch nicht bekommt. Aber jetzt, wo die Polizei Druck macht … Ich fürchte, ich kann nichts mehr für euch tun.«
Grigori nickte düster. Das hatte er befürchtet. Pinsky hatte seinen brutalsten Schlag nicht mit dem Vorschlaghammer geführt, sondern indem er dafür gesorgt hatte, dass sie zur Armee mussten.
»Es tut mir leid, euch zu verlieren«, sagte Kanin. »Ihr
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