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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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angetreten.
    Auch die Welsh Rifles gehörten zur BEF , aber Fitz war nicht bei ihnen. Als man ihn als Verbindungsoffizier nach Paris geschickt hatte, war er anfangs enttäuscht gewesen: Er hatte an der Seite seiner Männer kämpfen wollen und auf den Befehl über eine Kompanie gehofft. Wahrscheinlich betrachteten die Generale ihn als einen Amateur, den man auf einen Posten abschieben musste, an dem er kein Unheil anrichten konnte. Aber Fitz kannte Paris und sprach Französisch; deshalb ließ sich kaum bestreiten, dass er für seinen Posten qualifiziert war.
    Wie sich herausstellte, waren seine Aufgaben wichtiger, als er angenommen hatte. Die Beziehungen zwischen den französischen Befehlshabern und ihren britischen Gegenstücken waren gefährlich schlecht. Das britische Expeditionskorps wurde von einem reizbaren Kleinkrämer befehligt, dessen Name – ein wenig verwirrend – French lautete. Schon früh hatte Field Marshal Sir John French sich am Verhalten Général Joffres gestoßen, das er als mangelnden Willen zur Abstimmung auslegte, und zu schmollen begonnen. Fitz versuchte mit allen Mitteln, trotz der feindseligen Stimmung den Austausch von Informationen und Aufklärungsergebnissen zwischen den Stäben der beiden Entente-Oberbefehlshaber aufrechtzuerhalten.
    Die Angelegenheit war peinlich und beschämend, und Fitz war bestürzt über die kaum verhohlene Verachtung einiger hoher französischer Offiziere gegenüber den Briten. Vor einer Woche hatten sich die ohnehin gespannten Beziehungen dramatisch verschlechtert. Sir John hatte Joffre mitgeteilt, seine Truppen bräuchten zwei Tage Erholung. Am nächsten Tag hatte er den Ruhebedarf auf zehn Tage erhöht. Die Franzosen waren entsetzt gewesen, und Fitz hatte sich für sein Vaterland geschämt.
    Er hatte bei seinem direkten Vorgesetzten Colonel Hervey, dem kriecherischen Adjutanten Sir Johns, Protest eingelegt, doch seine Beschwerde war auf Entrüstung gestoßen und abschlägig beschieden worden. Am Ende hatte Fitz mit Lord Remarc telefoniert, dem Staatssekretär im Kriegsministerium. Sie waren in Eton zusammen zur Schule gegangen; Remarc gehörte zu Mauds klatschsüchtigen Freunden. Fitz hatte es nicht gefallen, hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten tätig zu werden, aber der Kampf um Paris stand so sehr auf Messers Schneide, dass er überzeugt war, handeln zu müssen. Patriotismus war keine einfache Sache, so viel hatte er gelernt.
    Seine Beschwerde hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Premierminister Asquith entsandte umgehend den neuen Kriegsminister, Lord Kitchener, nach Paris, und vorgestern war Sir John von seinem Chef zusammengestaucht worden. Fitz hoffte sehr, dass French in Kürze abgelöst würde. Und selbst wenn es nicht so weit kam, war der Field Marshal vielleicht wenigstens aus seiner Lethargie gerissen worden.
    Fitz würde es bald herausfinden.
    Er drehte sich von Gini weg und setzte die Füße auf den Boden.
    »Gehst du schon?«, fragte sie.
    Er stand auf. »Ich muss zum Dienst.«
    Sie trat die Bettdecke beiseite. Fitz betrachtete ihre makellosen Brüste. Als sie seinen Blick bemerkte, lächelte sie unter Tränen und spreizte einladend die Beine.
    Er widerstand der Versuchung. »Mach Kaffee, chérie «, bat er.
    Sie streifte sich einen blassgrünen seidenen Morgenmantel über und setzte Wasser auf, während Fitz sich ankleidete. Am Abend zuvor hatte er in der Gesellschaftsuniform seines Regiments in der britischen Botschaft gespeist, danach aber die augenfällige scharlachrote Uniformjacke durch einen kurzen Smoking ersetzt, ehe er sich unters einfache Volk mischte.
    Gini reichte ihm starken Kaffee in einer großen Tasse, die an eine Schale erinnerte. »Ich warte heute Abend im Club Albert auf dich«, sagte sie. Die Nachtclubs hatten offiziell geschlossen, genauso die Theater und Lichtspielhäuser. Selbst in den Folies Bergère blieb es dunkel. Die Cafés schlossen um acht, die Restaurants um halb zehn. Trotzdem war es nicht leicht, das Nachtleben einer Großstadt sozusagen abzustellen, und findige Typen wie Albert hatten rasch illegale Lokale eröffnet, in denen sie Champagner zu Erpresserpreisen servierten.
    »Ich versuche, um Mitternacht dort zu sein«, sagte Fitz. Der Kaffee war bitter, spülte aber die letzten Spuren seiner Schläfrigkeit fort. Er gab Gini einen Sovereign, eine britische Goldmünze. Es war eine großzügige Bezahlung für eine einzige Nacht, und in Zeiten wie diesen wurde Gold stets dem Papiergeld vorgezogen.
    Als er Gini zum

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