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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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musst du ja nicht mal den Abzug drücken. Du brauchst nur damit zu wedeln, dann laufen die Leute ganz von allein weg.«
    In dieser Gegend wurde niemand dafür bezahlt, den Schnee zu räumen, und der Maultierkarren fuhr in den Spuren anderer Gefährte oder rutschte über das Eis selten benutzter Gassen. Wieder in Russland zu sein ließ Lew an seinen Bruder denken. Er hatte sein Versprechen nicht vergessen, Grigori das Geld für die Überfahrt zu schicken. Zurzeit machte er einen guten Schnitt, indem er den Kosaken gestohlene Militärgüter verkaufte. Nach dem heutigen Deal würde er bald genug Geld für Grigori zusammenhaben.
    Lew hatte in seinem Leben schon viel Schlechtes getan; wenn er wenigstens bei seinem Bruder etwas davon gutmachen konnte, würde er sich besser fühlen.
    Sie fuhren in eine Gasse und hinter ein niedriges Gebäude. Dort gab es einen kleinen Raum mit ein paar Stühlen und einem Tisch. Drei Männer in zerlumpten Pelzen saßen an einem Holzfeuer. Lew erkannte den Mann in der Mitte, einen Burschen mit Namen Sotnik. Er trug eine weite Hose, die in Reitstiefeln steckte. Seine Wangenknochen waren hoch und seine Augen schräg, und ein buschiger Schnauzbart zierte sein Gesicht. Seine Haut war gerötet und vom Wetter gegerbt. Sein Alter war unbestimmbar; er konnte ebenso gut fünfundzwanzig sein wie fünfundfünfzig.
    Lew schüttelte den Männern die Hände. Dann öffnete er eine Flasche, und einer der Kerle – vermutlich der Barbesitzer – brachte vier nicht zueinander passende Gläser. Lew schenkte großzügig ein, und sie tranken.
    »Das ist der beste Whisky auf der ganzen Welt«, sagte Lew auf Russisch. »Er kommt aus einem Land so kalt wie Sibirien, wo das Wasser der Bäche aus reinem, geschmolzenem Schnee besteht. Eine Schande nur, dass er so teuer ist.«
    Sotnik schaute ihn ausdruckslos an. »Wie viel?«
    Lew würde sich auf keine Verhandlungen mehr einlassen. »Wir haben uns gestern schon auf den Preis geeinigt«, sagte er. »Zahlbar in Goldrubeln.«
    »Wie viele Flaschen?«
    »Hundertvierundvierzig.«
    »Wo sind sie?«
    »In der Nähe.«
    »Du solltest vorsichtig sein. Es gibt Diebe in der Gegend.«
    Das konnte eine Warnung, aber auch eine Drohung sein. Lew vermutete, dass die Zweideutigkeit beabsichtigt war. »Ich weiß von den Dieben«, erwiderte er. »Ich bin einer davon.«
    Sotnik schaute zu seinen beiden Kameraden und prustete los. Die anderen fielen in das Lachen ein.
    Lew schenkte eine weitere Runde ein. »Macht euch keine Sorgen«, sagte er. »Euer Whisky ist sicher, bewacht von einem Pistolenlauf.« Auch das war zweideutig. Es konnte eine Versicherung, aber auch eine Warnung sein.
    »Das ist gut«, sagte Sotnik.
    Lew trank seinen Whisky und schaute dann auf die Uhr. »Gleich kommt eine Streife der Militärpolizei durch die Gegend hier«, log er. »Ich muss mich auf die Socken machen.«
    »Noch ein Glas«, sagte Sotnik.
    Lew stand auf. »Wollt ihr den Whisky jetzt haben oder nicht?« Er machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl. »Ich kann ihn auch leicht jemand anderem verkaufen.« Das stimmte: Alkohol brachte man immer an den Mann.
    »Ich nehme ihn.«
    »Geld auf den Tisch.«
    Sotnik nahm eine Satteltasche vom Boden und zählte Fünfrubelstücke ab. Sie einigten sich auf einen Preis von sechzig Rubeln das Dutzend. Bedächtig legte Sotnik die Münzen zu einem Dutzend Zwölferstapel aufeinander. Lew nahm an, dass der Kosak nicht bis hundertvierundvierzig zählen konnte.
    Als Sotnik fertig war, schaute er Lew an. Lew nickte. Sotnik steckte die Münzen wieder in die Satteltasche.
    Sie gingen nach draußen. Sotnik trug die Satteltasche. Inzwischen war es Nacht geworden, doch der Mond schien hell, und sie konnten gut sehen. Lew sagte auf Englisch zu Sid: »Bleib auf dem Wagen, und halt die Augen auf.« Bei illegalen Geschäften war dies der gefährliche Moment: die Gelegenheit für den Käufer, sich die Ware einfach zu schnappen und das Geld zu behalten. Lew wollte kein Risiko eingehen, vor allem nicht wegen des Geldes für Grigoris Überfahrt.
    Lew zog die Plane vom Karren und schob drei Kartons Kakao zur Seite, sodass man den Scotch sehen konnte. Er hob eine der Kisten herunter und stellte sie Sotnik vor die Füße.
    Einer der beiden anderen Kosaken ging zum Wagen und streckte die Hand nach einer weiteren Kiste aus.
    »Nein«, sagte Lew und schaute Sotnik an. »Die Tasche.«
    Es folgte eine lange Pause.
    Auf dem Kutschbock schlug Sid den Mantel zurück, um seine Waffe zu zeigen.
    Sotnik

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