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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Vorstellung unangenehm,
die Klamotten einer toten Frau, einer getöteten Frau, zu tragen.
    Sie legte einen Stapel Papiere auf den Tisch. »Dann haben Sie keine
Ahnung, mit wem Ihre Mutter in der letzten Zeit Kontakt hatte, wer ihr das
angetan haben könnte?«
    Alexander Bergmann hielt inne. »Das hat mich die Polizei auch schon
gefragt. Ich weiß es ehrlich nicht. Wir hatten nicht mehr so oft Kontakt. Ich
meine, das kommt doch in den besten Familien vor, dass man nicht mehr so viel
Kontakt hat.« Er sah Nina mit einem Blick an, in dem die Hoffnung lag, dass sie
dies bestätigte.
    Nina fiel ihre Mutter ein. Vielleicht wäre es besser, mit ihr kaum
noch Kontakt zu haben.
    »Irgendwann ist es so, dass man fast nur noch telefoniert«, fuhr
Alexander Bergmann fort. »›Wie geht es dir? Wie ist das Wetter?‹ Und am Ende
sagt man: ›Schön, dass wir mal wieder miteinander gesprochen haben.‹ Und dann
legt man auf. Bis zum nächsten Mal. Man weiß kaum noch etwas über den anderen.
Und eigentlich interessiert es einen auch nicht.«
    »Wann haben Sie denn Ihre Mutter zum letzten Mal gesehen?«, fragte
Nina.
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Und da war alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    Alexander Bergmann verstaute die Unterlagen wieder im Schrank. »Dann
werde ich mich jetzt mal um die Beerdigung kümmern. Besser gesagt, um die
Seebestattung. Meine Mutter war schon immer für eine Überraschung gut.«
    »Vielleicht wollte sie das, weil sie einen so starken Bezug zu
Travemünde hat. Zum Meer«, sagte Nina.
    In Alexander Bergmanns Augen sammelte sich Wasser.
    »Vielleicht. Aber mein Vater liegt in Hamburg auf dem Friedhof, und
ich lebe dort. Wo soll ich denn hingehen, wenn es kein Grab gibt?«
    Nina verspürte den Impuls, dem Mann die Hand auf den Arm zu legen,
doch sie unterließ es. »Dann fahren Sie hierher ans Meer und schauen zu ihr
übers Wasser.«
    Alexander Bergmann sah sie verständnislos an. »Ich werde das alles
hier verkaufen. In der Wohnung meiner Mutter Urlaub zu machen, das ist nichts
für meine Frau.«
    »Sie könnten die Wohnung renovieren und neu einrichten.«
    Alexander Bergmann schüttelte den Kopf. »Ich habe kaum Zeit, wegen
der Firma. Ich gebe die Wohnungen, wie sie sind, einem Makler. Der wird ein gutes
Geschäft machen, so wie die Preise in Travemünde gestiegen sind. Sobald das
Testament eröffnet ist, verkaufe ich das alles hier. Hoffentlich hat sich meine
Mutter im Testament nicht noch eine Überraschung einfallen lassen. Was meinen
Sie, wie lange es dauert, bis wir uns in Ihrem Büro mit Ihrem Chef treffen
können?«
    Nina sah auf die Uhr. »Das müssten Sie ihn fragen. Ich muss jetzt
los, ins Büro. Sie sollten die Wohnung mit mir verlassen, die Kripo wird gleich
kommen und neu versiegeln.«
    Alexander Bergmann raffte seine Sachen zusammen.
    »Sie werden mir sicherlich sagen können, ob meine Mutter in den
letzten Monaten ihr Testament geändert hat?«
    In Nina stieg Ärger auf, dass Jan ihr gegenüber nicht erwähnt hatte,
dass er Frau Bergmann vertrat.
    »Ich kann Ihnen leider dazu nichts sagen. Anwaltliche
Schweigepflicht.«
    »Also hat sie es geändert. Das zum Thema ›einziger Sohn‹«, meinte
Alexander Bergmann sarkastisch.
    Nina schloss die Balkontür.
    Alexander Bergmann sah sich um, als wäre er das letzte Mal hier.
»Wissen Sie, was komisch ist? Meine Mutter hatte hier immer Bargeld
herumliegen. Und ihren Schmuck. Nichts mehr da.«
    Nina dachte an die volle Comtesse-Tasche.
    »Jemand hat ihr alles genommen. Jemand, den sie kannte. Ein Fremder
war das nicht, er wäre ja niemals ins Haus gekommen, vorbei am Pförtner.
Außerdem war die Tür nicht aufgebrochen. Meine Mutter kannte ihn und hat ihn
reingelassen. Und dann hat er sie … Und dann hat er alles mitgenommen,
auch noch das Letzte. Nach dem sollten Sie suchen!«
    »Das macht die Polizei.«
    »Die Polizei! Die Polizei macht nichts, außer mich zu befragen!«
    Wenn du wüsstest, dachte Nina und hatte plötzlich wieder das Gefühl,
dass sich vor ihren Augen alles verdunkelte. Diesen Moment lang, in dem Frau
Bergmann fiel – vor ihren Augen in die Tiefe. Auf das Vordach des Maritim.
    Alexander Bergmann kam dicht auf sie zu. »Ich könnte Sie doch
beauftragen, nach dem zu suchen, der meine Mutter vom Balkon gestoßen hat!«
    Nina roch sein Aftershave, Bvlgari Man.
    »Ich bezahle Sie dafür«, fügte er hinzu.
    »So etwas ist nicht mein Job.«
    »Aber Sie arbeiten bei einem Rechtsanwalt, die beauftragen doch
manchmal

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