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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Privatdetektive.«
    »Ich bin keine Privatdetektivin.«
    »Aber Sie könnten Nachforschungen anstellen. Die Polizei macht es
doch nicht!« Alexander Bergmann lachte auf. »Am Ende denkt die Kripo noch, ich
war’s, der meine Mutter …«
    Nina sah Alexander Bergmann an. Und, warst du es?, dachte sie und
sagte: »Das glaube ich nicht.«
    »Dass die Polizei das über mich denken könnte? Oder dass ich es war?
Was glauben Sie nicht?«
    »Dass die Polizei alles Mögliche vermuten wird, glaube ich. Aber
dass Sie es waren, das nicht.«
    »Sehen Sie! Aber wer war es dann? Wenn wir das nicht herausfinden,
dann bleibe ich übrig als derjenige, der ein Motiv hat. Wegen der Erbschaft.«
    Nina wusste, dass manche alten Leute ihr Vermögen zum Beispiel an
Tierschutzvereine oder ihre Ärzte vermachten, weil ihnen diese näherstanden als
die eigenen Kinder. Sie beschloss, Jan später zur Rede zur stellen. Außerdem
wollte sie unbedingt wissen, zu wessen Gunsten das Testament ausfiel.
    »Sie müssen sich sicherlich keine Sorgen machen. Und als einziger
Sohn Alleinerbe zu sein, das macht Sie nicht automatisch verdächtig.«
    »Vielleicht hat es mir ja zu lange gedauert, bis ich an mein Erbe
komme?«
    Nina sah den Mann an und fragte sich, was diese Spitzfindigkeiten
sollten. Worauf wollte er eigentlich hinaus?
    Sie mochte ihn. Vielleicht nur deshalb, weil er seit Frau Bergmanns
Tod der Einzige war, der sie nicht mit dem Tod seiner Mutter in Verbindung
brachte. Wie würde er wohl reagieren, wenn er wüsste, dass sie in letzter Zeit
die Putzfrau seiner Mutter gewesen war? Wie, wenn er von der Tasche voller Geld
erführe, die nicht mehr da war und von der offenbar nur Nina wusste? Und wie,
wenn er erführe, dass Nina von der Polizei verdächtigt wurde?
    Sie trat auf den Flur.
    »Rechtsanwalt Andresen wird Sie sofort anrufen, wenn Ihre Mutter zur
Bestattung freigegeben wird.«
    Alexander Bergmann zog die Tür hinter sich zu.
    »Und wenn das Testament eröffnet wird.«
    Nina fuhr mit Alexander Bergmann hinunter. »Überlegen Sie es sich«,
sagte er. »Ich biete Ihnen fünfhundert Euro pro Tag dafür, dass Sie und Ihr
Chef herausfinden, wer es war, der meine Mutter …«
    Nina nickte eilig, er sollte nicht noch einmal wiederholen, was
geschehen war.
    »Heißt das ›ja‹?«, fragte er, als sie ausstiegen.
    »Ich überlege es mir«, sagte Nina.
    »Wenn Sie es nicht machen, beauftrage ich jemand anderen. Das hätte
ich längst machen sollen, schon als meine Mutter noch lebte, kam es mir so vor,
als wäre jemand hinter ihr her.«
    »Wer?«, fragte Nina überrascht.
    »Keine Ahnung. Meine Mutter war eigenartig in der letzten Zeit.
Vielleicht gab es irgendeinen Mann in ihrem Leben.«
    »Haben Sie das der Polizei gesagt?«
    Alexander Bergmann schüttelte den Kopf.
    In diesem Moment öffnete sich die Glastür zum Maritim, und das
Ehepaar Wrode kam auf sie zu.
    Nina drückte Alexander Bergmann eilig die Hand. »Ich habe Ihre
Karte, ich melde mich! Mir ist gerade eingefallen, dass ich einer Bekannten im
siebzehnten Stockwerk noch etwas ausrichten soll.«
    Nina verschwand in der noch offenen Fahrstuhltür und drückte eilig
auf »schließen«, bevor Wrodes dazusteigen konnten.
    ***
    Romy ging in der Vorderreihe vorbei am
Kaufhaus Matzen. Immer wieder sah sie sich um, weil sie das Gefühl hatte, ihre
Mutter wäre dicht hinter ihr.
    Plötzlich stieg in ihr die Befürchtung auf, dass
ihre Mutter die Verabredung nicht einhalten werde. Romy überlegte, was sie dann
tun würde. Doch diese Gedanken machten sie wütend. Sie wechselte vom immer
schmaler werdenden Gehweg auf die Straße, auf der um diese Zeit keine Autos
mehr fahren durften. Sie hatte ihr Ziel viel früher als verabredet erreicht.
Trotzdem hielt sie Ausschau nach ihrer Mutter im Café Niederegger.
    Es war an diesem Morgen voll besetzt. Viele
ältere Paare, auffällig häufig in Beige gekleidet, frühstückten hier. Elisabeth
Bergmann war nicht da. Romy wollte im Innenraum des Cafés nachsehen, unterließ
es und suchte sich eine Position an der Prinzenbrücke, von der aus sie
beobachten konnte, ob ihre Mutter eintraf.
    Ein großes russisches Segelschulschiff fuhr nur
wenige Meter entfernt die enge Trave entlang in den Hafen ein. An den Stegen
begannen die kleinen Boote auf den aufkommenden Wellen zu dümpeln. Eine Gruppe
brauner Wildenten kam über die Wiese der Uferböschung auf Romy zugewatschelt.
Unter ihnen eine einzige weiße Ente mit orangefarbenem Schnabel und
orangefarbenen Füßen.

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