Sturz in den Tod (German Edition)
bin
Geschäftsmann. Ich möchte Ergebnisse sehen. Bald.«
Er holte aus der Innentasche seines Jacketts ein Bündel Scheine
hervor, das mit einer goldenen Klammer umfasst war. Er nahm die Klammer ab und
reichte Nina die Scheine.
»Ich gebe Ihnen eine Woche Zeit. Das muss reichen. Die Hälfte des
Honorars bekommen Sie heute, den Rest, wenn Sie herausgefunden haben, was ich
wissen will.«
Fünfhundert Euro am Tag, dachte Nina, siebenmal fünfhundert. Sie
hielt jetzt schon fast zweitausend Euro in der Hand. Sie hatte den Auftrag!
Sie bedankte und verabschiedete sich, dann stieg sie aus.
Was sie alles noch hätte fragen sollen, fiel ihr erst ein, als
Alexander Bergmann längst weggefahren war.
***
Nach der weiteren gemeinsamen Nacht
hatte Romy ihn so weit. Er bot ihr an, das Geld, das er bei ihrer Mutter verdiente , mit ihr zu teilen. Er wollte nicht, dass sie ihr Vorhaben
umsetzte, sich in irgendeiner Kneipe für sieben Euro die Stunde zu verdingen.
Er wollte nicht, dass sie weiterhin in diesem Anbau hauste. Er wollte, dass sie
mit ihm lebte.
Pasquale streichelte über die Narbe an ihrer
Schulter, als er versprach, dass er immer gut zu ihr sein werde.
Sie verabredeten, dass er künftig nur heimlich zu
ihr kommen durfte, damit es, falls ihr Exmann Romy eines Tages aufspürte, nicht
gefährlich für sie und ihn würde.
Noch am selben Nachmittag brachte er Romy zum
Beweis, dass er es ehrlich meinte, eine größere Menge Bargeld. Es waren mehr
als eintausend Euro.Romy zierte sich ein bisschen, das Geld anzunehmen. Er
könne aus der Frau (von diesem Tag an nannte er Elisabeth Bergmann nur noch die
Frau ) noch mehr Geld herausholen, schlug er vor. Aber bloß,
wenn Romy nichts dagegen habe.
»Wie viel ist denn aus ihr rauszuholen?«, fragte
Romy so unbedarft wie möglich.
»Viel«, antwortete Pasquale. »Die Frau will ihr
Leben genießen, bevor sie eines Tages ihr ganzes Geld ihrem einzigen Sohn
vererbt, der sie ständig anpumpt und auf den sie nicht gut zu sprechen ist.«
In diesem Moment klingelte Pasquales Handy. Er
sah auf die Nummer auf dem Display und dann verunsichert zu Romy.
Sie nickte ihm ermutigend zu.
Pasquale ging ran und hörte eine Weile zu.
»Heute Abend?«, fragte Pasquale und sah Romy
fragend an. Sie nickte. »Ja, gut, dann sehen wir uns. Ja, wie immer«, beendete
Pasquale das Telefonat. »Ich kann auch absagen und bei dir bleiben«, sagte er
und klang, als würde er darum bitten.
Romy schüttelte den Kopf. »Geh nur. Sie darf
nicht misstrauisch werden.«
***
»Na, wie ist es gelaufen?«, fragte Katharina, als sie
außer Atem das Grundstück betrat. Sie joggte beinahe täglich um die
Außenalster. Ihr Körper war dünn, kein Gramm Fett.
»Gut, glaube ich«, sagte Alexander, während er die Garage mit der
Fernbedienung schloss. Gemeinsam gingen sie ins Haus. Im Eingangsbereich
standen pinkfarbene Pfingstrosen in einer hohen Bodenvase. Vom Flur aus konnte
Alexander sehen, dass auch im Wohn- und Esszimmer üppige, frische Sträuße
standen. Unwillkürlich musste er an die Kontostände denken, den privaten und
den der Firma, und daran, dass dieser Tage die monatliche Überweisung für Katharina
fällig war. Sie hatte unter der Bedingung in die Ehe mit ihm eingewilligt, dass
sie ihr eigenes Konto bekam. Weil sie unabhängig sein wollte. Alexander fragte
sich schon lange nicht mehr, wie man sich als Frau unabhängig fühlen konnte,
wenn einem der Ehemann das Geld überwies. In beinahe allen Beziehungen, die er
kannte, bestanden die Frauen auf eigene Konten, auch wenn sie nichts
verdienten.
Katharina knackte den Verschluss einer Evian-Flasche und trank.
»Nun erzähl schon. Meinst du, die Kleine wird etwas herausfinden?«
Alexander zog sein Jackett aus und legte es über den Stuhl. Er
lockerte die Krawatte. »Ich denke, ja«, sagte er, obwohl er nicht sicher war.
»Sie ist aus Travemünde, sie kennt sich dort gut aus. Und sie stellt keine
dummen Fragen.« Er nahm ein Glas, füllte es mit Leitungswasser und trank. Seine
Frau sah ihm zu.
»Musstest du ihr nichts erzählen?«
Alexander sah seiner Frau in die Augen und schüttelte langsam den
Kopf.
»Auch nicht von der Sache neulich?«, fragte Katharina nach.
Nein, auch nicht von der Sache. Der Sache, welche die Idee seiner
Frau gewesen war und zum endgültigen Zerwürfnis zwischen ihm und seiner Mutter
geführt hatte. Der Sache, die er gern rückgängig machen würde. Weniger, weil
ihn das schlechte Gewissen plagte, sondern weil sie ihm zum
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