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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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du eine Beziehung hast. Weshalb ich nicht mit zu dir darf.«
    Pasquale setzte sich auf das Sofa. Er blickte
sich um und wirkte überrascht, wie heruntergekommen der Raum, in dem Romy
lebte, bei Tageslicht war. »Kein schönes Versteck«, sagte er. »Was willst du
denn wissen?«
    »Alles.«
    Pasquale erzählte von früher, als er noch
erfolgreich gewesen war. Romy zündete sich eine Zigarette an und unterbrach ihn
nicht, obwohl sie das alles schon einmal gehört hatte. Beiläufig ließ sie ihr
Shirt ein Stück von der Schulter mit der Narbe rutschen. Pasquale erzählte,
dass er irgendwann seine Wohnung in Hamburg aufgegeben hatte, weil er fast gar
kein Geld mehr verdiente. Sein zweites Buch sei ein Flop gewesen. Und als hätte
es das erste mit den dreihunderttausend verkauften Exemplaren niemals gegeben,
wollte nach dem Flop des zweiten Buches kein Verlag ein weiteres von ihm
drucken. Er habe es bei vielen Verlagen versucht, doch vergeblich. Pasquale
erklärte Romy, wie die Verlagsbranche sich in den vergangenen Jahren verändert
hatte, dass statt der Autoren und ihrer Bücher, gleichgültig, wie gut diese
waren, nur noch die Verkaufszahlen zählten. Dass es in Verlagen heutzutage
zuginge wie in Betrieben, die Schrauben oder Würstchen herstellten. Nur dass
Neuerscheinungen heutzutage schneller wieder aus den Regalen verschwänden als Schrauben
oder Würstchen …
    Romy interessierte das alles ziemlich wenig, doch
sie ließ Pasquale reden. Er habe es dann noch mit journalistischen Jobs
versucht, aber auch dort gebe es eine harte Konkurrenz um die wenigen Aufträge,
trotz der niedrigen Zeilenhonorare. Und von Travemünde aus sei sowieso alles
noch schwieriger.
    Dann habe er die Idee mit den Biografien gehabt,
die Idee, die Lebensgeschichten älterer Leute aufzuschreiben, die gern ihr
Leben als Buch hätten, für die Kinder oder Enkel, und selbst nicht schreiben
könnten. Doch auch dafür wollte niemand ihn engagieren.
    Endlich kam er zum Punkt: Vor einem Jahr auf der
Eigentümerversammlung der Residenzler im Maritim habe er sie kennengelernt. Wie immer habe er sich abseits gesetzt, denn er
hasste es, von Menschen umzingelt zu sein. Pasquale machte eine Pause.
    »Sie stand in der Tür zum Saal und hielt Ausschau
nach einem freien Platz. Es standen noch genügend zur Auswahl, aber sie sah
mich und schritt durch den riesigen Saal, grüßte nach links und rechts die unterschiedlichsten
Leute und lehnte alle Angebote ab, sich zu dem einen oder anderen zu setzen.
Sie kam an ungefähr dreihundert Leuten vorbei direkt auf mich zu.« Pasquale
zögerte weiterzusprechen. »Sie ist sehr elegant. Eine Erscheinung. Für ihr
Alter. So hat es angefangen.«
    »Was?«, fragte Romy.
    Pasquale antwortete nicht.
    »Nein!«, sagte Romy. »Das glaube ich nicht!«
    Pasquale wirkte gequält.
    »Das heißt, du bist gar nicht frei!« Romy
versuchte, enttäuscht zu wirken.
    »So kann man das nicht sagen!«
    »Wie sonst?«
    »Es hat sich einfach so ergeben.«
    Romy inhalierte einen tiefen Zug und sah zur
Decke, an der sich gerade eine kleine Spinne abseilte.
    Pasquale knetete seine Finger. »Es hat sich
einfach so ergeben …«
    »Ihr seid also ein Paar«, schloss Romy.
    »So würde ich das nicht sagen.«
    »Aber sie würde es so sagen!«
    Pasquale sah durch den Raum. »Sie ist eine tolle
Frau. Wir haben begonnen, viel Zeit miteinander zu verbringen. Und es war mir
eigentlich auch egal, dass sie älter ist.«
    »Wie alt ist sie denn?«
    »Sie sagt es mir nicht. Ich frage auch nicht. Ich
will es gar nicht wissen.«
    Romy sah auf die Cartier an Pasquales Handgelenk.
»Und sie gibt dir Geld.«
    »Manchmal.«
    »Dafür, dass du mit ihr redest …«
    »Ich will das nicht mehr.«
    »Was?«
    »Das mit ihr. Ich will mit dir zusammen sein.«
    »Ich kann mit jemandem wie dir nicht zusammen
sein. Das ist mir alles zu kaputt. Ich bin hierhergekommen, um endlich nichts
Kaputtes mehr um mich herum zu haben. Um neu anzufangen. Ich werde ganz sicher
nichts mit jemandem anfangen, der gegen Bezahlung mit einer Frau schläft, weil
er selbst nichts auf die Reihe kriegt!«
    Pasquale sagte gequält: »So ist das nicht.«
    »Wenn Frauen sich für Sex bezahlen lassen, werden
sie Nutten genannt. Wie nennt man jemanden wie dich?«, fragte Romy.
    »Hör auf! Es waren Geschenke! Die hätte ich auch
so bekommen.«
    Romy stand auf. »Das geht mich ja auch überhaupt
nichts an. Jeder kann machen, was er will. Jeder muss sehen, wie er klarkommt.
Auch wie er seine Kohle

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