Sturz in den Tod (German Edition)
zu verschwinden.
Pasquale verlieh seinen Forderungen Nachdruck,
dass er auch ihre Aktien, Depots und Goldbarren verwalten wolle, dabei argumentierte
er weltmännisch mit der Banken- und Wirtschaftskrise und zeigte Vorteile eines
jetzigen Verkaufes auf. Wenn Elisabeth Bergmann dann immer noch zögerte, liebte
er sie so, wie sie es mochte.
Bis auf die Wohnung im Maritim, in der sie
wohnte, ließ er ihr nur die Rente, die sie aus dem Unternehmen, das nun ihrem
Sohn gehörte, überwiesen bekam. Als Elisabeth Bergmann ihm schließlich den
Schlüssel für das Segelboot übergab, das im Travemünder Hafen lag, hatte
Pasquale alles bekommen, was er wollte. Alles, was Romy bekommen wollte.
***
Pasquale Schöne stieg die Stufen zum Eingang der
Maritim-Residenz hinauf. Er war außer Atem, obwohl er langsam gegangen war. Er
blieb stehen und sah auf das kleine Rasenstück zwischen Schwimmbad und
Bretterzaun. Eine Frau, die im Bikini auf einer weißen Plastikliege lag,
öffnete die Augen und erwiderte seinen Blick. Pasquale drehte sich weg. Dabei
entdeckte er aus dem Augenwinkel die junge Frau, die vorhin von der Fischbude
aus beobachtet hatte, wie die » MS Luzia« mit
der Urne Elisabeth Bergmanns hinausgefahren war. Sie ging nun ebenfalls über
den Parkplatz auf den Eingang der Maritim-Residenz zu. Folgte sie ihm?
Pasquale nahm eilig die letzten Stufen. Auf der Terrasse der Lobby
des Hotels stand eine Gruppe Männer in Anzügen, die sich fröhlich unterhielten
und rauchten. In Pasquale stieg Wut auf. Romy hatte ihn mal wieder abgespeist.
Dabei hatte er doch alles getan. Alles. Sogar mehr, als Romy gewollt hatte.
Pasquale war es doch gewesen, der alle Probleme ein für alle Mal gelöst hatte.
Er grüßte knapp den Pförtner und eilte auf die Fahrstühle zu. Der
Pförtner öffnete den gläsernen Durchgang, sodass Pasquale es nicht selbst mit
der Chipkarte tun musste. Für das üblicherweise gerufene Danke fehlte ihm die
Kraft. Er hielt seine Karte an den Knopf, um einen der Fahrstühle zu rufen. Es
dauerte. Atmen, dachte er, atmen. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er lebte,
ohne zu atmen. Er sah die junge Frau ins Haus kommen, den Pförtner grüßen und
zielgerichtet auf ihn zugehen. Der Pförtner öffnete auch ihr die Glastür. Ein
Fahrstuhl kam. Pasquale drückte eilig auf die Fünfzehn. Doch der Fahrstuhl war
alt, es dauerte zu lange, bis sich die Türen schlossen, sodass die Frau noch
dazusteigen konnte. Pasquale wich ihrem Blick aus. Sie hielt ihm die Hand hin.
»Mein Name ist Nina Wagner. Ich bin Ermittlerin und würde Ihnen gern
ein paar Fragen stellen.«
Fünfzehn. Der Fahrstuhl hielt. Pasquale trat hinaus, er ging, als
wäre er nicht gemeint, und wusste, dass es ein Fehler war. Die junge Frau
folgte ihm.
Pasquale blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihr um. »Und?«
»Ich würde gern mit Ihnen reden. Sie kannten offenbar Frau
Bergmann …«
Atmen, dachte Pasquale, atmen. »Nur so, wie man sich hier kennt.«
»Weshalb waren Sie dann vor Ort, als sie bestattet wurde?«
Pasquale wandte sich ab und ging auf die Tür seines Apartments zu.
Nina Wagner folgte ihm.
»Wann haben Sie Frau Bergmann das letzte Mal gesehen?«
Da war es wieder, das Bild. Eben stand die Frau noch da, auf dem
Balkon, in ihrem weißen Bademantel. Mit diesem verächtlichen Zug um den Mund.
Dann war sie plötzlich weg. Der Balkon leer.
Pasquale schloss sein Apartment auf. Nina Wagner stand ihm fast im
Rücken. Er drehte sich zu ihr um. Manche Männer würden sie hübsch finden. Sein
Typ war sie nicht. Sie hatte etwas Mädchenhaftes. »Ich würde gern Ihren
Dienstausweis sehen.«
»Ich bin nicht von der Polizei.«
»Dann verstehe ich nicht, was Sie von mir wollen. Ermitteln kann man
nur im Auftrag der Polizei.«
»Oder im Auftrag von Rechtsanwälten oder Mandanten«, entgegnete Nina
Wagner. »Ich möchte Ihnen nur kurz ein paar Fragen stellen.«
Wegen des Durchzugs, der auf allen Fluren herrschte, und des offenen
Fensters in seinem Zimmer, glitt Pasquale die Tür zu seiner Wohnung aus der
Hand. Die Übergardine flatterte ins Zimmer herein. Eine Kerze, die er auf dem
Fensterbrett platziert hatte, fiel hinunter. Pasquale machte einen Schritt nach
vorn, die Frau war ihm gefolgt, bevor er sie abweisen konnte, und stand jetzt
dicht vor ihm in seinem Apartment. Schnell schloss er die Tür hinter sich und
ihr. Er wies ihr einen der beiden Stühle zu, die rechts an dem kleinen Tisch
zwischen Fenster und Schrank standen. Er stellte die
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