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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Umschlag, dessen
Inhalt er vor wenigen Wochen das letzte Mal beglaubigt hatte. Es würde kein
einfacher Termin werden. Auch weil Jan befürchtete, dass Nina Ernst machte und
dabei sein würde.
    ***
    Nina hastete die Treppen zu Jans Büro hinauf. Sie würde zu
spät kommen. Sie hasste es, zu spät zu kommen. Jans Anwaltsgehilfin trug gerade
eine Kaffeekanne in dessen Büro und warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Ich nehme auch gern eine Tasse«, sagte sie außer Atem und hängte
ihre Jeansjacke an die Garderobe im Vorzimmer.
    Die Anwaltsgehilfin drückte Nina eine Tasse in die Hand. Nina
klopfte an die Tür, bevor sie eintrat.
    Das Ehepaar Bergmann saß dort in edlen dunklen Sachen. Während der
Ausfahrt zur Seebestattung hatte die Sonne ihnen Farbe ins Gesicht gebrannt.
Die beiden nahmen es ohne Verwunderung hin, dass Nina sich zu ihnen an die
Längsseite des Tisches setzte.
    »Wir haben schon begonnen. Die Formalitäten sind abgeschlossen«,
sagte Jan. »Ich fahre nun fort.«
    Das Ehepaar nickte synchron.
    Jan öffnete den braunen A 4-Umschlag und entnahm ihm ein
einzelnes Blatt. Katharina Bergmann umfasste die Hand ihres Mannes. Alexander
Bergmann fixierte das Blatt in Jans Hand.
    Jan las vor.
    Es stand nicht viel auf dem Blatt, nur dass Frau Bergmann ihrem Sohn
die Wohnungen im Maritim vermachte, die große Eckwohnung und die Abstellkammer.
    Wie toll musste es sein, so etwas zu erben, dachte Nina. Alexander
Bergmann aber blickte wie erstarrt auf das Blatt, das Jan nun auf den Tisch
legte.
    »Da muss noch mehr sein!«, sagte er.
    Seine Frau drückte seine Hand.
    »Sehen Sie noch mal nach!«, forderte Alexander Bergmann Jan auf.
    »Da ist nicht mehr«, antwortete Jan.
    Alexander Bergmann griff nach dem Umschlag. Er war leer. »Das kann
nicht sein! Da muss noch mehr sein!«
    »Alex«, ermahnte Katharina Bergmann ihren Mann.
    Alexander Bergmann sprang auf und lief in dem Büro auf und ab. »Das
kann sie doch nicht machen!«
    »Es ist der Letzte Wille Ihrer Frau Mutter«, sagte Jan.
    »Und die ganzen anderen Sachen? Wo sind die? Das Geld, der Schmuck,
das Boot, das Auto?« Jetzt schrie Alexander Bergmann.
    Nina rückte in ihrem Stuhl nach hinten, sie hielt es schwer aus,
wenn jemand schrie.
    »Alex«, sagte Katharina Bergmann. »Bitte setz dich wieder.«
    Alexander Bergmann gehorchte. »Das Gold und die Aktien«, er klang
fragend. Er bekam keine Antwort. Er wippte im Stuhl vor und zurück. Seine Frau
wollte wieder seine Hand nehmen, doch er zog sie ruckartig weg.
    »Ihre Frau Mutter hat mir gesagt, dass sie Ihnen damit mehr als den
Pflichtteil hinterlassen werde. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen«, meinte
Jan.
    Nina fand Jan sehr souverän. Hatte er solche Situationen schon öfter
erlebt? War das sein Alltag?
    »Sie hat alles verschenkt«, stellte Alexander Bergmann fest. »Hat
sie das mit Ihrer Hilfe getan?«
    »Dazu brauchte sie mich nicht. Sie konnte mit ihrem Vermögen machen,
was sie wollte«, antwortete Jan.
    »Aber Sie wissen, wem sie alles vermacht hat!«
    »Nein«, entgegnete Jan. »Und wenn ich es wüsste, dürfte ich es Ihnen
nur sagen, wenn sie es so verfügt hätte.«
    Alexander Bergmann sah seine Frau an. Sie nahm seine Hand. Jetzt
ließ er es zu. »Ich weiß nicht, was jetzt werden soll«, sagte er.
    Katharina Bergmann ließ ihn los und erhob sich, als sei ihr
plötzlich alles zu viel.
    ***
    Er war mit den Nerven am Ende gewesen,
als er mit dem Fahrstuhl ins dreißigste Stockwerk hinaufgefahren war. Er hatte
eine so starke Aggression in sich gefühlt, wie er sie bisher nicht kannte.
    Er wollte und konnte es nicht mehr, dieses Spiel,
in dem er sich wie eine Figur hin und her geschoben fühlte. Und in dem er doch
eigentlich der Spielmacher sein sollte. Pasquale wollte bei Romy sein. Doch sie
schickte ihn wieder und wieder zu dieser alten Frau, damit sie nicht
misstrauisch würde, solange Romy und er noch nicht verschwunden waren. Sie
müssten erst noch das Segelboot verkaufen, dann konnten sie ihr neues und
gemeinsames Leben beginnen. Dann wirklich. Für immer.
    Damit niemand auf Pasquale käme, wollte sich Romy
um den Verkauf des Bootes kümmern und im Internet nach Interessenten
recherchieren. Sie hatte auch schon ein paar schöne Wohnungen in Berlin
ausfindig gemacht, die sie bald würden besichtigen können, erzählte sie
Pasquale.
    Pasquale hatte einem Makler aus Lübeck sein
Apartment im Maritim zum Verkauf angeboten, mit der Vorgabe, dies vertraulich
zu behandeln und erst in ein paar Wochen

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