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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Kerze zurück aufs
Fensterbrett und setzte sich auf die Bettcouch. Er wusste, dass sein Apartment
klein war, doch wenn er Besuch hatte, kam es ihm winzig vor.
    »Ich kenne hier im Haus kaum jemanden«, sagte er. »Nur mal vom
Fahrstuhl, wo man Small Talk hält. Übers Wetter und so. Dass die alte Frau tot
ist, habe ich natürlich gehört.«
    »Es hat jemanden gegeben, mit dem sie öfter verkehrt hat. Können Sie
mir dazu etwas sagen?«
    »Verkehrt hat«, die Wendung traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
»Nein, kann ich leider nicht.«
    »Weshalb waren Sie dann heute zum Bestattungstermin?«
    »Reine Neugierde. Ich recherchiere für ein Buch, das in Travemünde
spielt. Ich bin Schriftsteller.«
    Er sah zu seinem Laptop, der verstaubt in einem Fach der Schrankwand
lag.
    »Sie waren also nicht mit Frau Bergmann befreundet?«, hakte Nina
Wagner nach.
    Pasquale lachte auf. »Jetzt wird es absurd! Wissen Sie, wie alt die
Frau war? Ich habe eine Freundin.«
    Das war ein Fehler gewesen.
    »Die Frau, mit der Sie heute gemeinsam bei der Beerdigung waren«,
stellte Nina Wagner fest. »Ich wüsste gern ihren Namen, ich muss sie ebenfalls
befragen.«
    »Das können Sie sich sparen. Das ist meine Koautorin. Sie war nur
mit, weil wir gemeinsam an dem Buch arbeiten.« Pasquale erhob sich. »Ich kann
Ihnen wirklich nicht helfen. Und ich habe noch einen wichtigen Termin!«
    Nina Wagner stand auf und sah auf ihre Uhr. »Ist Ihr Termin
vielleicht die Testamentseröffnung? Dann sehen wir uns gleich wieder.«
    Pasquale schüttelte den Kopf. »Ich sage Ihnen doch, ich kannte die
Frau nicht. Ich bin auch zu keiner Testamentseröffnung eingeladen. Und das wäre
ich ja wohl, wenn ich irgendetwas erben sollte. Das müssten Sie wissen –
als Ermittlerin Ihres Anwalts oder wessen auch immer. Ich komme in dem
Testament der alten Dame nicht vor. Weshalb sollte ich auch? Wir kannten uns
nicht.« Pasquale war sich plötzlich ganz sicher, dass er jetzt alles richtig
gemacht hatte.
    »Okay«, sagte Nina Wagner an der Tür und reichte ihm die Hand.
»Danke.«
    »Gerne«, sagte Pasquale und öffnete die Tür, um sie hinauszulassen.
    Der Durchzug riss wieder an den Vorhängen, der Kerzenständer fiel
erneut hinunter. Pasquale stand in dem Raum, der ihm so eng vorkam. In seinem
Leben musste endlich alles wieder großartiger werden. Bald würde es so sein.
Mit Romy.
    ***
    Jan lehnte mit dem Rücken an der Wand seines Büros und sah
auf die Uhr.
    »Bitte seid nicht böse, aber sie kommen gleich, und ich muss mich
noch ein wenig vorbereiten.«
    »Schon gut, mein Junge«, sagte sein Vater. »Wir konnten nicht
wissen, dass die Testamentseröffnung gleich im Anschluss an die Bestattung
stattfindet. Normalerweise liegen immer ein paar Tage dazwischen.«
    Jan ging in Richtung Tür. »Ich weiß, aber ich musste dieses Mal
keine weiteren Erben ausfindig machen. Bitte seid nicht böse.«
    »Wir haben nur mal kurz vorbeigeschaut, weil wir sowieso in der Nähe
waren«, sagte seine Mutter.
    Jan nickte, er war sich sicher, dass er im letzten Telefonat mit
seinen Eltern erwähnt hatte, dass heute die Seebestattung und die
Testamentseröffnung stattfinden würden. »Das ist nett«, sagte er. Er sah wieder
auf die Uhr und hoffte, dass die Bergmanns und vor allem Nina noch nicht kämen.
Er hatte jetzt wirklich keine Lust auf Erklärungen.
    »Michael, nun sag deinem Sohn doch rasch, was du ihm noch sagen
wolltest!«, sagte seine Mutter, als sie in der Tür standen.
    »Michael« nannte Inge Andresen ihren Mann nur, wenn es ernst wurde.
    Jans Vater zögerte eine Weile. »Na gut. Also, ich weiß ja nicht, was
in dem Testament von der Frau Bergmann steht. Aber wenn der Sohn die Wohnungen
im Maritim erbt und verkaufen will, dann wäre es schön, wenn du mich ins Spiel
bringen könntest. Ich meine, uns. Mich als Makler und dich als Notar.«
    »Deshalb seid ihr also gekommen«, stellte Jan fest.
    »Nein!«, beschwichtigte die Mutter. »Es ist nur so eine Idee. Es
bleibt doch alles in der Familie.«
    »Wenn die Bergmanns nachher hier sitzen, dann sind sie in Trauer, da
führe ich kein Verkaufsgespräch«, entgegnete Jan.
    Sein Vater sah ihm in die Augen. »Ist gut, mein Junge.«
    »Wir wollten ja nur, dass du davon weißt, falls es sich ergibt«,
fügte seine Mutter hinzu. »Nicht dass du hinterher sagst: ›Hättet ihr vorher
mal was gesagt!‹«
    Als die beiden weg waren, fühlte Jan sich erschöpft. Er nahm die
Unterlagen für die Testamentseröffnung zur Hand, den braunen

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