Sturz in die Vergangenheit
deine Mila wird auch noch dran glauben.'
Käthe nickte einmal. „Er hat mich hierher zurückgebracht und, nachdem er die Fensterläden zugenagelt hatte, in der Hütte eingesperrt. Ehe er gegangen ist, hat er die beiden Ziegen auch noch getötet. Festtagsbraten hat er sie genannt, auf sein Pferd geladen – und weg war er. Gestern Abend erst sind sie zu dritt wiedergekommen, haben mich gefesselt und geknebelt. 'Mila ist geflohen, gemeinsam mit einem neuen Dämon', haben sie geflüstert. 'Sie werden gejagt und hierher kommen, zu dir. Du wirst unser Köder sein.'“
Ilya hustete wieder. Inzwischen war der Rauch so dicht, dass er in den Augen biss.
Matthias nickte Mila zu. „Jetzt.“ Er stand auf, war bereit.
„Liebling, bleib hier und atme weiter durch den Schlitz.“ Mila ließ Ilya zurück, der natürlich den Kopf wandte, ihr nachsah und sofort wieder hustete.
„Schnell“, sagte Matthias und reichte ihr den Haken.
Sofort stürzte Mila nach vorn und drosch auf die nun lichterloh brennende Türe ein. Matthias hievte hoch, was sie vorbereitet hatten, und stellte sich in Positur.
Unter Milas Schlägen platzte das brennende Holz nur so weg. Einmal, zweimal, ein drittes Mal schlug sie zu, dann war die Öffnung groß genug.
„Los!“
Matthias schlang die feuchte Decke fester um sich, holte tief Luft – und rannte. Schwung, er brauchte viel Schwung! Er preschte vor, hinein ins Feuer.
„UAAHH“, schrie er. Dann stieß er es von sich, so fest er konnte. Sprang zurück, auf Mila, die hinter ihm umkippte, ihn mit sich riss, auf den Boden.
„AAH.“ Ein mehrstimmiger Schrei von draußen. „Der Dämon, er kommt. Lauft, rennt!“
Und Matthias sah durch das Loch in der Tür, dass die Puppe, die sie mühevoll aus seiner Kleidung und Käthes Habseligkeiten zusammengebastelt hatten – die frisch geputzten und weiß glänzenden Turnschuhe voran – weit hinaus geflogen war. Ganz genauso, wie sie es geplant hatten. Und er sah, dass die drei Männer sich einfach umdrehten und laut schreiend davonrannten, so schnell sie nur konnten. Ohne sich noch einmal umzuwenden. Und ohne zu sehen, dass der Dämon inzwischen zusammengesackt und reglos auf dem Boden gelandet war und sich nicht mehr rührte.
Da knallte es direkt vor Matthias, Funken stoben in alle Richtungen, beißender Qualm biss ihm in den Augen. Plötzlich brannte es überall.
Sie mussten hier raus, sofort.
Doch schon im nächsten Moment krachte der Eingang vor ihnen zusammen. Es war zu spät, das brennende Haus hatte sie wieder eingesperrt.
„Mattis?“
Mila riss ihn nach hinten, weg von der Feuersbrunst.
„Was jetzt?“
Jetzt ist alles aus – brachte er nicht übers Herz zu sagen. Aber er hätte es auch gar nicht mehr gekonnt. Da war nur noch Rauch, der ihm den Atem nahm. Ilya , dachte er noch, Ilya wird doch noch ersticken, ich habe kein Spray mehr .
Das Feuer raste jetzt ohrenbetäubend und heftig. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis es nach ihnen greifen würde. Nebeneinander standen sie an die Rückwand gepresst, in Erwartung der Flammen.
Und dann klopfte es.
Seltsamerweise nicht vor ihnen, wo das Feuer war. Erst als Mila schon herumfuhr, spürte Matthias die Schläge im Rücken. Der Fensterladen zerbarst vor seinen Augen. Und da stand ...
„Johann?“
Der fackelte nicht lange, rupfte Mila den Jungen aus den entgegengereckten Armen, schleuderte ihn ins Gras, zerrte Mila und Käthe ebenfalls hinaus.
Hinter Matthias loderte es zischend auf. Funken stoben an seinem Kopf vorbei, jetzt waren überall Flammen, sogar hier am Fenster.
Mit einem wilden Schrei stürzte er sich kopfüber hinaus, wälzte sich einmal im Gras, warf die Decke, die sich verdächtig heiß und brennend anfühlte, von sich, und war schon wieder auf den Füßen. Nur um sich mit einem weiteren Schrei auf Johann zu stürzen. Dieser Schuft. Brachte sie hier fast um – nur um im allerletzten Moment als Retter aufzutauchen.
„Du elender Verräter.“ Seine Faust krachte mit einem nicht anders als lieblich zu bezeichnenden Geräusch in Johanns Visage.
„Was bildest du dir eigentlich ein?“ Wusch, der zweite Schlag, in den Magen.
Johann, von Matthias’ Angriff vollständig überrascht, krümmte sich. „He, was soll das? Ich rette euch und das ist der Dank?“
Dieser arrogante Schnösel. Matthias sparte sich die Worte und prügelte weiter auf den Mann ein, der so sehr nach Iven aussah, aber Johann war. Lida und Mila. Die beiden Frauen, die Matthias alles
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