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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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war, und ich fühlte mich einsamer als je zuvor.
    Ich wischte mir die Nase mit meinem Ärmel ab und hob ihr Kinn an, um sicherzugehen, dass ihre Augen noch offen waren. »Tut es weh, Courtney? Irgendwo?«
    »Mir geht’s gut.«
    Sie log. Das war ihr deutlich anzusehen. »Courtney, sag mir die Wahrheit.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und schließlich nickte sie. »Ja, es tut weh … überall. Und dass ich versuche zu bleiben, das tut am meisten weh. Es ist, als hinge ich am Rand eines Kliffs und meine Finger würden immer weiter abrutschen.«
    Das war der Grund, warum sie beim ersten Mal noch mehr als zwei Stunden länger durchgehalten hatte. Sie hatte auf uns gewartet. Auf irgendjemanden. Ich drückte sie enger an mich und spürte, dass ihre Tränen doppelt so schnell liefen. »Es tut mir leid. Ich sollte an deiner Stelle sein. Ich sollte es sein.«
    »Nein, Jackson. Sag das nicht, niemals.« Plötzlich klang ihre Stimme lebhafter als die ganze Zeit davor.
    Ich holte zitternd Luft und zwang mich, mit dem Weinen aufzuhören. »Ist okay, Courtney. Du kannst jetzt schlafen. Ist okay. Keine Schmerzen mehr.«
    »Danke«, flüsterte sie.
    Und ich konnte es beinahe vor mir sehen, ein klares Bild in meinem Kopf: Ihre weißen Fingerknöchel, Finger, die sich an einen Felsen klammerten, und dann die plötzliche Erleichterung, loslassen zu können. Freier Fall, nichts mehr spüren als die Luft, kein Gewicht. Keinen Schmerz.
    Ich fuhr mit den Fingern durch ihre Haare und sah mit stummen Tränen zu, bis sie nur noch in kurzen Stößen atmete und dann einfach … aufhörte.
    Die Pieptöne verwandelten sich in einen langen Piepton. Auf den Bodenfliesen im Flur erklangen Schritte. Ich flüsterte ein letztes Auf Wiedersehen, schloss die Augen und dachte an nichts anderes als an Holly, wie sie auf dem Boden ihres Wohnheimzimmers lag, blutend und allein. Da musste ich hin.
    Unmittelbar bevor ich sprang, hörte ich Dr. Melvins Stimme, die laut, aber verwirrt »Jackson?« rief.

    Ich schlug nicht mal die Augen auf, als ich meine Zwischenlandung im Jahr 2007 einlegte. Ich spürte, wie das Gefühl, auseinandergerissen zu werden, aufhörte. Chief Marshalls Hände lagen nicht mehr um meinen Hals. Mich umgab nichts als Luft, aber ich war sicher, dass sie immer noch in der Nähe waren, bereit, sofort wieder zuzuschlagen. Dads Stimme drang an mein Ohr, kurz bevor ich einen vollen Sprung zurück zum 30. Oktober 2009 versuchte. Mal wieder. Bitte, lass es diesmal funktionieren.

30
    Eiskaltes Wasser platschte mir ins Gesicht. Ich hustete und prustete und schmeckte Chlor. Die Luft war schwül und feuchtwarm und vertrieb sofort das Frösteln, das mich im Krankenhaus befallen hatte.
    Und dieser Sprung. Ich spürte nichts. Hatte nicht das Gefühl, auseinandergerissen zu werden. Ein voller Sprung. Endlich war er mir gelungen. Aber wohin? Für einen 30. Oktober war es definitiv zu heiß.
    »Vielleicht ist er betrunken«, sagte eine Stimme.
    »Nein, das ist die Schweinegrippe, das kenne ich«, sagte eine andere Stimme.
    Ich schlug die Augen auf und wurde von der Sonne geblendet. Dann beugten sich sechs oder mehr kleine Augenpaare zu mir herunter.
    »Warum hast du Wintersachen an?«
    Ich schoss hoch, und alle Kinder sprangen zurück. »O nein.«
    »Jackson? Alles in Ordnung?«, fragte eins der Mädchen.
    Ich erhob mich von meinem Stuhl und wäre beinahe rückwärts in den Pool gestolpert. »Ähm … welches Jahr ist das?«
    Alle Kinder kicherten, dann sagte eins: »2009. Ja, der ist echt betrunken.«
    2009. Ich hatte es geschafft. Ich war tatsächlich zurückgekommen. Na ja, zumindest hoffte ich, dass dies dieselbe Zeitleiste war, aus der ich kam.
    Ich wirbelte herum und stand Holly gegenüber. »Welches Jahr ist das?«, fragte ich und umfasste ihre Schultern.
    Sie runzelte die Stirn und musterte mich. »Was hast du denn da an? Wann hast du dich umgezogen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich langsam.
    Ich trug noch immer den dicken Pulli und die Anzughose, die ich bei Dads inszenierter Party im Jahr 2007 getragen hatte. Ich spürte schon, wie mir der Schweiß über den Rücken lief. Es mussten mindestens 32 Grad sein. Adam kam von hinten an und machte große Augen. »Oh-oh.«
    »Adam, Gott sei Dank! Welches Jahr ist das? Wie lange kennst du mich schon?«
    Holly lachte, aber ihr Lachen hatte einen nervösen Unterton. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Äh … das muss die Hitze sein.« Adam packte mich am Arm. »Komm, ich bringe dich in

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