Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
gewollt hätte. Und das sich sehr von dem unterscheidet, wie ich aufgewachsen bin.«
»Wie bist du denn aufgewachsen?«, fragte ich.
Dad klopfte mir auf die Schulter. »Das erzähle ich dir ein andermal. Denk an das, was ich dir gesagt habe: Marshall weiß, wozu ich fähig bin, und er ist permanent auf der Hut. Deshalb ist es wenig wahrscheinlich, dass er mich in deine Ausbildung einbeziehen wird.«
»Warum?«
»Er weiß, an wessen Sicherheit mir am meisten liegt.« Er grinste. »Außerdem wollen sie, dass du gut bist, aber nicht gut genug, um allein zu arbeiten.«
»Oder gegen sie«, fügte ich hinzu.
Aus dem Funkgerät auf dem Waschtisch im Badezimmer drang ein lauter Warnton, und sofort schnellte Dads Kopf in diese Richtung. »Verdammt!«
»Was ist?«
»Das sind die Sensoren, die ich in eurem Zimmer angebracht habe.« Er öffnete den Safe und nahm eine Pistole heraus. »Möglicherweise ist da jemand eingedrungen.«
Obwohl ich mich nur wenige Minuten vorher kaum hatte bewegen können, sprang ich vom Sofa hoch und war schneller an der Tür als er. Wir stürmten durch den Flur und die Nottreppe hoch. Als ich um die Ecke bog, stieß ich frontal mit Holly zusammen, die vor der Tür zu unserem Zimmer stand.
Holly schnappte nach Luft, fiel aber nicht um. Ich hingegen war zu schwach, um mich auf den Beinen halten zu können, und sank zu Boden. Es dauerte wohl eine Sekunde, bis sie begriff, wer da in sie hineingerannt war. Der ganze CIA-Kram hatte sie wahrscheinlich nervös gemacht.
»O Gott, Jackson, du hast mich zu Tode erschreckt«, sagte sie. »Ich wollte dich gerade suchen gehen. Was ist los?«
Dad reichte mir die Hand und half mir auf. »Er ist nicht ganz gesund. Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung.«
»Du siehst echt blass aus«, sagte Holly und legte einen meiner Arme um ihre Schulter. Dann öffnete sie die Tür, und ich verkroch mich ins Bett, kaum dass ich im Zimmer war.
»Ich hole Wasser«, sagte Dad.
Holly band meine Schnürsenkel auf und zog mir die Schuhe aus, dann setzte sie sich aufs Bett und lehnte sich an das Kopfteil. »Wenn du ein bisschen näher rückst, passen wir unter dieselbe Decke.«
Ich robbte an sie heran, bis ich meinen Kopf auf ihren Schoß legen konnte. Sie warf eine Decke über mich und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar.
»Danke, Hol.«
»Brauchst du noch irgendwas?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf und driftete in den Schlaf.
»Ich weiß noch, dass einer meiner Erstklässler geweint hat, als ich ihnen erzählte, ich würde mit der U-Bahn nach Hause fahren«, sagte Holly lachend.
»Die Kriminalitätsrate in U-Bahnen oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln ist weitaus niedriger, als die meisten Leute glauben«, erwiderte Dad.
»Ich gebe Hollywood die Schuld. Die machen zu viele Filme mit explodierenden Bussen und Verfolgungsjagden in der U-Bahn«, sagte Holly.
»Kam Ihnen das nicht merkwürdig vor? Auf Kinder aufzupassen, die persönliche Angestellte haben und ein anderes Leben gar nicht kennen?«, fragte Dad.
Holly lachte erneut. »Zuerst vielleicht schon. Als ich noch Turnunterricht gegeben habe, habe ich die Kinder mit Pennys bestochen, damit sie neue Sachen ausprobieren. Aber schon nach dem ersten Tag bei den Ferienspielen war mir klar, dass ich da mit Pennys nicht weit komme. Aber ich glaube, jedes Kind wird vor irgendetwas geschützt.«
»Ja, das stimmt wahrscheinlich«, sagte Dad.
Schließlich schlug ich die Augen auf. Dad saß auf einem Sessel auf der anderen Seite des Bettes. Ich drehte mich um und schaute Holly an. »Wie lange habe ich geschlafen?«
»Ein, zwei Stunden.« Sie legte ihre Hand an meine Wange. »Wie geht es dir?«
»Besser.« Ich setzte mich langsam auf und lehnte mich neben Holly an das Kopfteil. »Wie kommt es, dass du noch hier bist, Dad?«
Er stand auf und reichte mir eine Flasche Wasser. »Ich wollte nur sichergehen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Und Holly ist eine angenehme Gesellschaft. Ich hab gar nicht gemerkt, dass schon zwei Stunden vergangen sind.«
»Ja, mit ihr kann man es sehr gut aushalten.« Ich legte einen Arm um sie und zog sie an mich. »Egal, was er dir erzählt hat, es ist nicht wahr.«
Holly lachte und schüttelte den Kopf. »Du warst also doch gar nicht mit einem der Mädchen aus dem Musical von Natürlich blond liiert?«
»Okay, das ist wahr, aber nur ungefähr zwei Wochen lang.«
»Das war das unausstehlichste Mädchen, dem ich je begegnet bin«, sagte Dad.
Ich nickte. »Stimmt!«
Dad
Weitere Kostenlose Bücher