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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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ihn über den Kopf der Frau rieseln. Sie lachte nur und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Jetzt konnte ich ihr Gesicht von meinem Platz aus deutlich sehen. Sie war sehr hübsch, besaß Ausstrahlung, aber sie wirkte auch bodenständig. Vielleicht war sie einfach glücklich. Glücklich darüber, dass ein kleiner Junge ihr Sand über den Kopf schüttete.
    Die Frau schnappte sich den Jungen, zog ihn in ihre Arme und küsste sein Gesicht, während er so laut kicherte, dass ich es auch ohne Verstärker gehört hätte.
    »Wir können Sandengel machen«, sagte sie.
    Fasziniert beobachtete ich, wie sie sich neben mein kleines Ich in den Sand legte, ihre Arme ausbreitete und mit ihnen schlug, als erwartete sie, wegfliegen zu können. Courtney blickte von ihrer Sandburg auf und kicherte, dann kam sie angekrochen, um ihren eigenen Sandengel zu machen.
    »Du wirst noch tagelang Sand aus ihren Haaren schütteln«, sagte Dad und kippte Courtneys Eimer um. »Das ist wie mit der Fingerfarbe, die es nie bis aufs Papier geschafft hat.«
    Doch seine Stimme war voller Zuneigung, ohne jede Verärgerung.
    »Aber in zehn Jahren werden sie sich nur an diesen Teil noch erinnern. Nicht an den Sand, den wir noch eine Woche lang in ihren Betten finden«, sagte die Frau.
    Dann setzte sie sich plötzlich auf, packte Dad vorn am Hemd und zog ihn zu sich runter. »Komm runter, komm hierher.«
    Dad lachte laut, stand jedoch nicht auf. »Eileen!«
    Eileen. Der Name auf meiner Geburtsurkunde. Der, von dem ich angenommen hatte, er sei nur erfunden.
    Er nahm ihre Hand, schob sie unter seine Beine und verbarg so seine Finger, die nun mit ihren verschränkt waren. Vor wem versteckte er sie? Sicher nicht vor den Zweijährigen, die völlig selbstvergessen ein Bad im Sand nahmen. Und was für ein tolles Foto das gegeben hätte: Vier Leute, die im Sandkasten liegen wie auf einem riesigen Wasserbett.
    »Du siehst so anders aus, wenn du lachst«, sagte die Frau namens Eileen zu Dad. Sie drehte ihren Kopf so, dass ihre Stirn ganz eben seine Wange berührte, und ich sah, wie sie ihm einen flüchtigen Kuss gab und er lächelte.
    »Jackson«, sagte Dad. »Erzähl deiner Mutter den lustigen Witz, den ich dir beigebracht habe.«
    »Klopf, klopf«, sagte das kleine Ich, weiter mit den Armen im Sand schlagend.
    Eileen lachte. »Wer ist da?«
    »Klopf, klopf«, wiederholte das kleine Ich.
    »Wir sind nur bis dahin gekommen«, sagte Dad.
    Dann lachten sie beide.
    Die Aktivitäten in dem Sandkasten waren nicht die einzigen Laute, die ich hörte. Das Geräusch von knisterndem Laub kam von den Bäumen in der Ferne. Dad musste aufmerksamer gewesen sein, als ich dachte, denn er sprang plötzlich auf und starrte zu den Bäumen. Courtney setzte sich ebenfalls auf, und das kleine Ich erhob sich und trampelte auf Courtneys Engel herum.
    Noch bevor ich den Mann hinter einem der Bäume erspähte, hörte ich das vertraute Klicken eines Abzugs. Der Schuss war laut, aber ich sah nur, wie Dad sich über Eileen warf und mich mit einem Arm und Courtney mit dem anderen unter sich zog. Der kleine Jackson fiel unsanft auf den Rücken und fing sofort an zu weinen.
    Dad rief jemandem etwas zu, aber ich sah keinen anderen Agenten oder sonst irgendjemanden außer dem Mann hinter dem Baum. Dad zog seine Pistole hinten aus dem Hosenbund und feuerte einen Schuss in diese Richtung ab. Er bot den beiden Kleinen weiterhin Schutz, was ihm nur eine minimale Chance ließ, gut zu zielen. Der versteckte Mann rannte zu einem anderen Baum, und in dem Moment sah ich sein Gesicht und die roten Haare.
    Der Typ mit dem Schuhabdruck.
    Ich weiß nicht, was mich auf die Idee brachte, das zu tun, was ich als Nächstes tat. Es war so, als regierte mich irgendein verborgener Instinkt. Mein Herz hörte auf zu rasen und schlug wieder in einem normalen Tempo, während mir Bilder durch den Kopf schossen: das Gelände, die Entfernung zwischen mir und dem Schuhabdruck-Typen; ich sah alles ganz klar vor mir. Dann zog ich Freemans Waffe und schoss. Bis zu diesem Tag hatte ich noch nie eine Pistole in der Hand gehalten, und trotzdem wusste ich ohne jeden Zweifel, dass die Kugel in seine Brust eindringen würde.
    Und neunzig Prozent meines Gehirns wünschten sich, ich hätte sie verfehlt.
    Er fiel um, und ich rannte in seine Richtung. Als ich in die Nähe seiner Leiche kam, wurde ich langsamer. Er lag auf dem Rücken und starrte mit offenen Augen in die Bäume hoch, doch seine Brust war wie erstarrt. Ich

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