Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
alles dafür geben, zurückgehen zu können. Selbst wenn das bedeutete, dass ich mir anhören musste, wie sie mich anschrie, oder sie mich stundenlang aus ihrem Zimmer ausschloss.
Die Kellnerin kam zurück, also zog ich mein Portemonnaie aus der Tasche und schob eine Kreditkarte an den Rand des Tisches. Dann blätterte ich mein Tagebuch durch und suchte nach etwas, das mir helfen konnte, einen Plan auszuarbeiten. Irgendeinen Plan. Meine Finger erstarrten, als ich zu einer Seite kam, auf der oben 13. Januar 2003 stand.
Die Kreditkarte wurde vom Tisch genommen, und die Kellnerin stapfte wieder davon, während ich auf die Wörter starrte, die ich geschrieben hatte.
Ich glaube, mein Vater arbeitet für die CIA!
Allein beim Gedanken daran, wie Dad mir die Hände um den Hals gelegt und mich mit kalter Wut im Blick angesehen hatte, schoss mir Adrenalin ins Blut und brachte wieder Leben in meine Muskeln. Er hatte nicht gesagt, dass er bei der CIA sei. Aber er hatte sich in diesem Moment absolut so verhalten. Nicht dass ich mehr über die Central Intelligence Agency wusste, als Hollywood mir beigebracht hatte. Aber etwas wusste ich doch. Ein CIA-Agent (oder Ex-Agent) würde mich und meine Schwester am Morgen des 13. Januar 2003 beschatten. Ich wusste nicht, warum ich mich gegenwärtig auf diesen einen Punkt konzentrierte, aber die Idee, dass ich das zu der Stimme aus dem Telefon-Lautsprecher passende Gesicht zu sehen kriegen konnte, erschien mir als ein guter Grund. Ehrlich gesagt hatte ich für die meisten meiner Aktionen in den letzten Tagen alles andere als logische Gründe gehabt; auf der Suche nach etwas Konkretem, woran ich mich festhalten konnte, war ich einfach ziemlich planlos (buchstäblich) durch die Zeit gestolpert. Ich hatte nach einem Halt gesucht. Nach Fakten. Antworten. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf dieses Datum, das vier Jahre zurück lag.
11
Montag, 13. Januar 2003, 7 Uhr 35
Wieder blendete mich gleißendes Sonnenlicht, doch diesmal wehte eine eisige Brise und ließ meine Ohren gefrieren. Ich stand ein paar Blocks von meinem Haus entfernt vor einem Coffee Shop. Die Tür ging auf, und ein Schwall einladend warmer Luft drang heraus. Ich huschte hinein und nahm die Morgenzeitung von einem leeren Tisch.
Als ich das Datum überprüfte, befiel mich ein Hauch von Befriedigung. Es war schön, zur Abwechslung mal sofort zu wissen, in welcher Zeit ich mich aufhielt.
Meine Beine fühlten sich so leicht an, dass sie wie Gummi waren. Ich sank auf einen Stuhl und legte meinen Kopf auf den Tisch. Ein paar tiefe Atemzüge später hob ich den Blick und schaute mich um.
Das Problem war nur … Ich wusste nicht, wonach ich suchte. Warum sollte es von Belang sein, ob mein Vater für die CIA arbeitete? Obwohl … wenn ich so darüber nachdachte … Es könnte die wütenden Typen erklären, die mit ihren Knarren in Hollys Wohnheimzimmer gestürmt waren. Bei der Vorstellung, mein Dad könnte bei dem, was Holly zugestoßen war, seine Hände im Spiel haben, wurde mir schlecht. So sehr ich mir auch wünschte, dass die Schuld nicht bei mir lag, so sehr hasste ich den Gedanken, mein Vater könnte dafür verantwortlich sein. Andererseits gab es, wenn ich mal für einen Moment meinen Verstand einschaltete, nur einige wenige Szenarios, die alles erklären konnten. Ich zwang mich, sitzen zu bleiben und sie einmal in Ruhe durchzugehen, bevor ich irgendwelche verrückten, voreiligen Schritte unternahm … obwohl es ja eigentlich egal war; schließlich war ich nicht in meiner Homebase. Diesen Gedanken schob ich – fürs Erste – beiseite. Dann schnappte ich mir ein Stück Papier und einen Stift, um diese Theorien schnell zu notieren, auch wenn ich ja nichts mit zurücknehmen konnte. Nicht bei dieser Art von Sprung. Aber es würde mir in diesem Moment helfen, die Wörter schwarz auf weiß vor mir zu sehen.
1. Mein Vater, der Vorstandsvorsitzende, hat heimlich eine Ausbildung in der hohen Schule der Selbstverteidigung gegen Killer absolviert und ist, was die Sicherheit seiner Kinder angeht, derart paranoid, dass er einen – keine Ahnung – vielleicht einen verwundeten Ex-CIA-Agenten engagiert hat, der seinen Kindern überall hin folgen soll. Allerdings erklärt das noch nicht Dads Fähigkeit, uns nachzulaufen, ohne dass Courtney und ich es merken.
2. Mein Vater arbeitet TATSÄCHLICH für die CIA, und sein Beruf ist eine Tarnung. Aber er steht hundertprozentig auf der Seite der Guten und kann
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