Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
nichts dafür, dass ein paar bewaffnete Typen beschlossen haben, sein einziges noch lebendes Familienmitglied zu bedrohen, weil er sich geweigert hat, ihnen ein geheimes Regierungs-Passwort zu verraten, das, wenn es in die falschen Hände geriete, potentiell überall auf der Welt zum Abschuss nuklearer Waffen führen könnte. Er hat einfach vergessen mir zu sagen, dass ich mich vor diesen Typen in Acht nehmen soll. Oder vielleicht waren sie auch zuerst bei ihm … im Jahr 2009 … Ich meine, woher soll ich das wissen, wenn ich nicht zurückgehe?
3. Mein Vater arbeitet tatsächlich als Spion für die CIA, hat 2009 herausgefunden, dass ich ein Zeitreisender bin, und beschlossen, dass ich und alle, mit denen ich etwas zu tun habe, eine Bedrohung der nationalen (oder Welt-)Sicherheit darstellen und eingesperrt (oder getötet) gehören, damit die Welt nicht zerstört wird.
4. Er ist auch diesmal wirklich ein Agent und weiß, dass sein eigener Sohn ein Freak ist und mehrmals im Jahr mittels Gehirnscan untersucht und am Ende vielleicht von der Regierung als Laborratte benutzt werden muss. Oder an russische Spione verkauft.
Okay, diese Theorien klangen vielleicht ein bisschen zu sehr nach Action-Kinohits, aber mal im Ernst … irgendein CIA-Agent (oder vielleicht auch ein verwundeter, einbeiniger Ex-CIA-Agent) beschattete mein zwölfjähriges Ich und die zwölf Jahre alte Version meiner Zwillingsschwester. Also musste an meinen Theorien doch wohl einiges dran sein. Und selbst wenn die Optionen zwei bis vier eine Wahrscheinlichkeit von weniger als einem Prozent hatten, schloss das die Möglichkeit aus, meinen Vater im Jahr 2007 einfach zu fragen, wie er eigentlich wirklich sein Geld verdiente. Obwohl ich eine persönliche Begegnung mit ihm auch schon vor dem Schreiben dieser Liste ausgeschlossen hatte, und zwar direkt nachdem er versucht hatte, mich zu erwürgen.
Ich schleppte mich zum Tresen, um mir einen Kaffee zu holen und dann einen Plan zu schmieden, wie ich diesen Typen ausspionieren konnte, von dem Dad mein jüngeres Ich und Courtney beschatten ließ. »Einen Kaffee, bitte, schwarz, mittelgroß.«
Der Mann nickte und nahm mein Geld in Empfang, dann ging ich ein kleines Stück weiter, um dort zu warten.
»Eine kleine Heiße Schokolade mit fettarmer Milch und extra Schlagsahne.«
Ich riss meinen Kopf hoch, als ich diese Stimme hörte. Der Mann reichte mir meinen Kaffee. Ich nahm ihn und drehte mich sofort weg. Kaum, dass ich sie reden gehört hatte, war mir klar, dass aus meinen Plänen, den offenbar unsichtbaren Agenten Freeman aufzuspüren, nichts werden würde. Endlich hatte ich die Chance, noch mal mit meiner Schwester zu sprechen.
Aber wie sollte ich das bewerkstelligen? Sie irgendwo hinlocken, ohne dass Agent Freeman mich sah? Nur was, wenn ich sie irgendwo hinlocken konnte und er uns doch folgte? Dann würde ich ihn sehen, aber da diese Zeitreise nichts veränderte … war es doch schnuppe, wenn er mich sah. Solange ich Courtney ein Weilchen für mich allein haben konnte.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das blöde Codewort, das Dad uns gegeben hatte. Courtney und ich hatten jedes Mal die Augen verdreht, wenn er es erwähnte, und nach der Einschulung hatten wir schließlich erreicht, dass er’s aufgab. »Geht niemals mit jemandem mit, der das Losungswort nicht kennt«, hatte er uns, sobald Courtney und ich in den Kindergarten gingen, jeden gottverdammten Tag eingetrichtert.
Es war wie eine schlechte Radioreklame, die endlose Male wiederholt wurde. Ein weiteres Beispiel für das, was ich bisher immer als Dads ans Paranoide grenzende Art der Fürsorge abgetan hatte. Aber heute konnte es mir tatsächlich nützlich werden.
Ich drehte mich wieder um und betrachtete die zwölfjährige Version meiner Schwester: knallgrüne Strickmütze und dazu passende Fausthandschuhe, weiße Skijacke, aus der unten ihr Uniform-Rock herausguckte, von der Kälte gerötete Wangen. Und sie selbst noch so vergnügt und gesund. Als sie dem Mann hinter dem Tresen ihre Kreditkarte reichte, schob ich mich an ihr vorbei und murmelte: »Go fish«.
Sie zuckte zusammen, ließ ihr Portemonnaie auf den Tresen fallen und sah mir ins Gesicht. Uns war gründlich eingebimst worden, jeden anzuhören, der dieses Codewort nannte. Aber es war nie ein Fremder aufgekreuzt, der uns das »Losungswort« zugeraunt hatte. Mein jüngeres Ich hatte das Ganze wahrscheinlich ohnehin für einen Scherz gehalten. Doch Courtney war
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