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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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gewusst, dass ich nicht mutig genug war, um vor meinen Freunden für meine Schwester einzustehen. Als hätte sie es verstanden. Aber sie hätte es nicht verstehen sollen, und ich hätte nicht so ein Feigling sein sollen.
    Ich stand vor dem Studio und versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, doch um mich herum drehte sich alles so schnell, dass es mir nicht gelang. Nach drei Wochen der Erholung in meinem neuen Homebase-Jahr hatte ich gegen Adams Vorschrift verstoßen und volle vier Stunden im Jahr 2003 mit meiner Schwester verbracht. Jetzt bezahlte ich den Preis dafür. Ich hatte eigentlich nur vorgehabt, ein paar Minuten zu bleiben, dann aber kein Ende gefunden. Adam hatte mir tägliches Sporttraining verordnet. Denn es war ja möglich, dass größere körperliche Fitness die negativen Nebenwirkungen des Zeitreisens verringerte. Während meines vierstündigen Ausflugs hatte ich den Effekt von drei Wochen Joggen und Gewichtheben wieder zunichtegemacht. Zumindest fühlte ich mich so.
    Die Tür schien sich von selbst zu öffnen, und ich stolperte ins Innere. Dann hörte ich eine vertraute Stimme.
    »Was ist los, Jackson?«, fragte Toby.
    »Alles in Ordnung? Du siehst echt blass aus.« Hollys Stimme, die von weit weg zu kommen schien.
    Die Gesichter der beiden drehten sich vor meinen Augen, dann schloss ich sie einfach und fiel ins Nichts.

    »Hast du noch andere Schuhe, in denen du nach Hause gehen kannst?«, hörte ich Toby fragen.
    »Nein, aber ich kann barfuß fahren«, antwortete Holly.
    Ich öffnete mühsam die Augen, erblickte die grauen Schließfächer im Aufenthaltsraum für das Personal und begriff, dass ich auf dem Sofa lag.
    »Sieh mal, wer wach geworden ist. Bist du verkatert, Mann?«, fragte Toby.
    »Er riecht nicht, als hätte er was getrunken. Ich bin sicher, das ist eine Magengrippe oder so. Die hatte ich auch erst vor kurzem und musste mich sechs Stunden lang alle fünfzehn Minuten übergeben.«
    »Gut, dass du wieder bei Bewusstsein bist, ich muss jetzt los.«
    »Bis später, Toby«, sagte Holly.
    Ich spürte einen feuchten Waschlappen auf der Stirn. »Welches Jahr ist das?«
    Holly lachte und setzte sich neben mich aufs Sofa. »Meinst du, wie spät es ist?«
    »Ja, das auch.«
    »Es ist fünf.«
    Ich versuchte mich aufzusetzen, aber sie drückte mich wieder nach unten. »Bleib liegen. Sonst kippst du gleich wieder um, und ich bin nicht annähernd so stark wie Toby.«
    »Ich muss doch meine Arbeit erledigen.«
    »Du hättest dich krankmelden sollen«, sagte sie.
    Nein, ich hätte mir die Zeitreise für meinen freien Tag aufheben sollen. »Ja, mag sein. Wie bin ich denn nach hier hinten gekommen?«
    Holly grinste und drehte den Waschlappen um. »Na ja, du bist über Toby gefallen, und der hat dich aufgefangen, bevor du mit dem Kopf auf den Boden knallen konntest. Und als wir dich dann wieder aufgerichtet hatten, hast du mir quer über die Schuhe gekotzt.«
    Ich schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte. »Entschuldige!«
    »Ist nicht so schlimm. Wie gesagt: Mir ging’s neulich genauso. Die Kids verteilen ihre Viren überall hier im Studio, da fängst du dir zwangsläufig was ein.«
    »Gut, dass ihr da wart. Sonst wäre ich einfach im Eingang umgekippt. Und hätte mir wahrscheinlich eine Riesenbeule geholt.«
    Sie lachte und fuhr mit den Fingern über meinen rechten Unterarm. Schon allein diese kleine Berührung von ihr machte mich ganz verrückt. Drei Wochen lang hatten wir E-Mails ausgetauscht, vor allem über Nichtigkeiten – Scherze oder Geschichten über die durchgedrehten Mütter im Studio, mit denen Holly zurechtkommen musste, aber ich hatte sie nicht ein einziges Mal außerhalb der Arbeit getroffen. Ich hatte es nicht unbedingt genau so geplant, aber Adams Worte waren mir im Kopf geblieben, und ich hatte Angst davor, mit ihr allein zu sein – davor, dass sich zwischen uns irgendetwas entwickelte, das mehr war als rein freundschaftlicher Kram unter Kollegen. Außerdem war die 07-er Holly ja erst siebzehn. Im Jahr 2009 wäre ich im Traum nicht darauf gekommen, was mit einer Siebzehnjährigen anzufangen.
    Sie strich mit den Fingern über meine Narbe. »Was ist da passiert?«
    »Als ich sechs war, bin ich von einem Baum gefallen.« Ich streckte den Arm nach ihr aus und berührte sie am Kinn. »Und woher hast du diese Narbe?«
    »Da hab ich Fallschirmspringen vom Küchentresen gespielt. Acht Stiche.« Sie griff nach meinen Fingern und hielt sie fest. »Du hast eiskalte Hände.«
    Ihr

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