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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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Schritte näher. »Er wurde ermordet: vor zehn Jahren.«
    Mir wurde flau. »Wie?«
    »Von anderen … den Feinden der Zeit.« Er schüttelte den Kopf.
    Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, ging er weg. Hatte er mir schon mehr erzählt, als er durfte? Oder war er zurück in die Agenten-Doppelzüngigkeit gerutscht? Es war nicht zu leugnen, dass ich meinem Vater vertrauen wollte. Ich wollte es so sehr, dass ich vielleicht Zeichen übersah, die in die andere Richtung wiesen.

28
    14. Oktober 2007, 5:00 Uhr
    Ich wachte plötzlich auf, ohne jeden anderen Grund als ein schlechtes Gefühl, aber vielleicht hatte ich auch geträumt und erinnerte mich nur nicht mehr daran. Der Liegesessel kippte beinahe um, als ich hochfuhr und den Raum mit den Augen absuchte. Holly lag noch immer zusammengerollt auf dem Sofa, wo ich sie Stunden zuvor zurückgelassen hatte. Ich zog die Decke über ihre Schultern und ging durch den Flur in mein Zimmer.
    Adam war quer über meinem Bett eingeschlafen; wahrscheinlich hatte er nach all dem Champagner, den er auf der Party getrunken hatte, schon die Anfänge eines Katers verspürt. Kaum dass ich die Tür zu meinem Zimmer wieder zugemacht hatte und ein paar Schritte durch den Flur gegangen war, hörte ich Stimmen aus der Küche.
    »Ich sehe nicht, warum wir ihn drängen sollten.« Dads Stimme.
    So lautlos wie möglich näherte ich mich der Küche. Die Tür zum Flur stand offen, und ich schob mich in den Spalt zwischen Tür und Wand.
    »Er belügt uns. Und welchen Grund hätte er denn zu lügen, wenn er nicht von der Gegenseite angeheuert worden wäre?« Diese Stimme gehörte Chief Marshall. Sein tiefer, autoritärer Ton war unverwechselbar. Hatte Dad ihm von den Fehlern erzählt, die mir am Abend unterlaufen waren? Als ich mich daran zurückerinnert hatte, dass ich Courtney mehrmals besucht und auch Agent Edwards gesehen hatte? Warum sollte er es Chief Marshall nicht verraten? Er erzählte ihm ja auch sonst jede verdammte Kleinigkeit. »Wir haben Sie jetzt jahrelang den Vater spielen lassen, damit er Ihnen vertraut, und wofür? Er hat Ihnen nicht mal genug vertraut, um zu Ihnen zu kommen, als er seine Fähigkeit entdeckte.«
    Mein ganzer Körper war zur Salzsäule erstarrt, während ich abwartete, ob es noch schlimmer kam.
    »Er ist aus einer anderen Zeitleiste«, sagte Dad. »Sie können mich nicht für eine andere Zeitleiste oder zukünftige Ereignisse verantwortlich machen.«
    »Wir sind alle für die Ereignisse in der Zukunft verantwortlich«, donnerte Chief Marshall.
    »Möglicherweise hat er ja einfach Angst.« Dr. Melvins Stimme. »Seine Welt hat sich urplötzlich von einer kleinen, unbedeutenden in etwas wesentlich Größeres verwandelt.«
    Warum machten sie sich keine Sorgen, dass ich sie belauschen könnte?
    »Ihre Aufgabe ist es, den Fehler zu finden und ihn abzustellen, Melvin«, giftete Marshall. »Ich lasse nicht zu, dass diese Behörde Zeit vergeudet, indem sie die Gefühle des armen Jungen analysiert. Wir könnten ihn längst einsetzen.«
    Mich einsetzen? Mir drehte sich der Magen gleich mehrfach um.
    »Moment mal, Chief«, warf Dad ein. »Irgendwelche speziellen Missionen waren nie abgesprochen.«
    »Weil wir alle mit einem nicht richtig funktionierenden Experiment arbeiten mussten, für dessen Aufbau Dr. Melvin sein halbes Leben gebraucht hat. Jetzt liegen die Dinge ein bisschen anders«, sagte Marshall.
    Nicht richtig funktionierendes Experiment? Mir war speiübel, während ich versuchte, alles mitzuhören, was sie sagten. Dann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Meine Füße bewegten sich wie von selbst in die Küche. Die drei Männer saßen mit Kaffeebechern um den Tisch, als ich hereinkam.
    »Was für ein Experiment?«, fragte ich sofort.
    Sie starrten mich alle an, und schließlich sagte Dad: »Wir sprechen über ein geheimes Projekt. Nichts, was dich kümmern müsste.«
    Ach wirklich? Glaubten sie, sie hätten ein fünfjähriges Kind vor sich oder einen Vollidioten? »Vielleicht sollten Sie Ihr Erwachsenengespräch irgendwo anders führen, wenn Sie nicht wollen, dass ich zuhöre.«
    »Was genau hast du gehört?«, fragte Marshall.
    Meine Hände ballten sich zu Fäusten. »Alles … und irgendjemand muss mir dieses Experiment erklären. Und zwar sofort.«
    Dr. Melvin sprang auf, kam zu mir hin und starrte mir in die Augen, als hätte ich eine Gehirnerschütterung oder so was. »Verstehst du, was ich sage?«
    Ich schaute über seine Schulter zu Dad und Marshall hin.

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