Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
etwas antun? Aber warum denn Holly?«
»Wir haben es gerade erst herausgefunden. Das war es, worüber wir diskutiert haben, als du in die Küche kamst«, sagte Dad.
Marshall sprach als Erster: »Das Mädchen ist nur ein Mittel, um an dich heranzukommen. Eins. Ich bin sicher, es gibt noch andere Methoden. Ich vertrete die Theorie, dass du sie im Jahr 2009 auf dich aufmerksam gemacht hast. Einer deiner Zeitsprünge hat ihnen deine Fähigkeiten enthüllt. Davor hatten wir sie nämlich davon überzeugt, dass du dich völlig harmlos entwickelt hast – normal.«
Ich bekam weiche Knie und stolperte zum Sofa, um Holly dort abzulegen, bevor ich sie am Ende noch fallen ließ. Sie murmelte etwas und rollte sich dann, das Gesicht in die Kissen gedrückt, zusammen.
Ich sank neben Hollys Kopf auf den Boden. Es war meine Schuld. Dass ich steckengeblieben war. Alles, was mit Holly geschehen war. Das war kein schlechtes Karma, sondern hatte einen konkreten, eindeutigen Grund. Wenn ich nicht dauernd diese blödsinnigen Experimente mit Adam durchgeführt hätte, wenn ich es jemandem erzählt hätte … Ich konnte kaum sprechen, presste jedoch ein paar Worte hervor: »Warum wollten sie, dass ich mit ihnen gehe, und war- um haben sie gefragt, ob irgendwer von der Regierung an mich herangetreten ist?«
Ich verstummte und sah Marshall an, der immer noch ruhig war, aber nickte, als wüsste er, dass ich gerade meine eigene Frage beantwortet hatte.
»Sie wollen mich auf ihre Seite ziehen«, krächzte ich. »Die Feinde der Zeit.«
Dad sprach als Nächster: »Ja, aber wir lassen nicht zu, dass dir etwas passiert, Jackson, oder Holly. Jetzt, wo wir wissen, was los ist.«
Melvin riss plötzlich die Augen weit auf, und Dad und Marshall zückten Pistolen und richteten sie auf einen Punkt hinter dem Sofa. Ich sprang auf und stand plötzlich einer Frau gegenüber. Das Erste, was ich wahrnahm, waren ihre Haare.
Flammend rot – wie Courtneys. Sie sah aus wie eine ältere Version meiner Schwester in mittleren Jahren. Eine Sekunde lang verlor ich das Gefühl für meine Umgebung und für die Gefahr, und beinahe hätte ich laut Courtneys Namen gesagt. Konnte es sein, dass sie auch eine Zeitreisende war?
Dann musste ich mich daran erinnern, dass Courtney ihren fünfzehnten Geburtstag nicht erlebt hatte.
Ich schob den Gedanken beiseite und erblickte nun erst den Mann rechts neben ihr. Der Mann mit dem Schuhabdruck. Und ein großer, dunkelhaariger Mann stand auf der anderen Seite der Frau.
Keiner von ihnen hielt eine Waffe in der Hand wie Dad und Marshall.
»Wir sind nicht gekommen, um zu kämpfen«, sagte die Frau und führte ihre Hände über den Kopf. »Wir bringen nur eine Nachricht von Thomas.«
Dr. Melvin zog mich am Hemd näher zu sich hin und damit weiter von den fünf Leuten weg, die sich gegenüberstanden. Marshall und Dad gingen um das Sofa herum und zwangen die drei Eindringlinge so, sich auf die andere Seite des Zimmers zurückzuziehen.
»Du hast fünf Sekunden, Cassidy«, sagte Marshall.
Cassidy. Ich versuchte mir den Namen und ihr Gesicht gut einzuprägen, damit ich sie nicht vergaß.
»Wir sind hier, um den Jungen da hinzubringen, wo er herkommt«, sagte der Mann mit dem Schuhabdruck.
»Das wird nicht passieren«, antwortete Dad.
»Er ist von seinem normalen Weg abgekommen, und Thomas glaubt, dass das für uns alle schädlich sein kann«, sagte Cassidy.
Wer zur Hölle war Thomas? Der Vorstandsvorsitzende der Feinde der Zeit?
Zum ersten Mal überhaupt sah ich Marshall zögern. Er hatte Angst. Er glaubte ihnen. Die Theorie über die verschmelzenden Zeitleisten, die das Ende der Welt oder explodierende Gehirne zur Folge hatten, kam mir wieder in den Sinn. Aber irgendwie bezweifelte ich, dass Marshall sich allzu viele Sorgen darum machte, dass mein Gehirn Schaden nehmen könnte. Die andere Option ließ meinen Puls jedoch losrasen wie beim Sprint.
Konnten sie mich wirklich zurückbringen? Ins Jahr 2009? Ohne darüber nachzudenken, was ich tat, zeigte ich direkt auf den Mann mit dem Schuhabdruck. »Was wolltet ihr da, in Hollys Zimmer? Warum habt ihr … ich meine, warum hat dieser andere Typ …?«
Ich war nicht imstande laut auszusprechen, was mit Holly passiert war. Der Mann mit dem Schuhabdruck nickte mir quer durch den Raum zu. »Wir hatten alle den Eindruck, dass du eine Bedrohung darstellst. Aber wir erkennen jetzt, dass ihr Tod ein Fehler war. Dass du dir unserer Existenz nicht bewusst warst.«
In dem Zimmer
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