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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Hand war immer noch fest, als sie Pfarrer Kent in die Augen sah. „Alle Ehen enden irgendwann in Trauer, oder nicht? Die Freude, die man hat, entsteht doch durch die Zeit, die man gemeinsam miteinander verbringt.“
    Der Pfarrer lächelte sie an, seine Gesichtszüge entspannten sich. Gideon atmete erleichtert auf. Wie hatte er es geschafft, diese unglaubliche Frau für sich zu gewinnen?
    „Also gut. Dann können wir beginnen, wenn Sie alle bereit sind“, verkündete der Pfarrer.
    „Papperlapapp!“ Dr. Bellows starrte Adelaide finster an. „Es ist doch eindeutig, dass dieses Mädchen irgendwelchen romantischen Fantasien nachhängt. Den Antrag eines Sterbenden anzunehmen, pah.“
    „Den Antrag eines Lebenden“, verbesserte Adelaide ihn und reckte störrisch ihr Kinn nach vorne.
    Gideon grinste. Sie war eine Kämpferin durch und durch. Seine Kämpferin.
    Der Arzt redete weiter, als habe er sie nicht gehört. „Sie können die beiden doch nicht guten Gewissens verheiraten, Mr Kent. Sie kennt offensichtlich nicht die Wahrheit über seinen Zustand. Ich habe noch nicht einmal mit ihr gesprochen.“
    „Dann reden Sie, Doktor.“ Adelaide verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich breitbeinig hin, als erwarte sie einen körperlichen Angriff. Der Arzt starrte sie an. Gideon biss die Zähne zusammen. James trat an seine Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „Menschen erholen sich nicht von Bauchverletzungen, Miss Proctor. Sie sterben einen langsamen, schmerzhaften Tod. Sind Sie darauf vorbereitet, seinen Schreien zu lauschen? Ihn durch Unterernährung immer schwächer werden zu sehen? Ihre eigenen Verletzungen zu versorgen, weil er im Delirium nach Ihnen schlägt?“
    „Ja.“
    Ihre leise Erwiderung ließ den Arzt innehalten. Erstaunt wurden seine Augen ganz rund. Für einen Moment schien er unsicher, was er erwidern sollte. „Kind, Sie können unmöglich verstehen –“
    „Genug, Bellows.“ Gideon würde dem Mann nicht erlauben, Addie zu beleidigen. Ihr wunderbarer Geist und ihre Vorstellungsgabe waren ein Teil dessen, was er so sehr an ihr liebte, ein Teil ihrer Kraft. „Ihre fachliche Meinung ist uns hier sehr willkommen, aber Ihre Beleidigungen … sind es nicht. Sie werden Miss Proctor mit Respekt und Anstand behandeln oder … Sie werden mein Haus auf der Stelle verlassen.“
    „Es ist schon gut, Gideon. Er testet mich nur. Nicht wahr, Mr Bellows?“ Adelaides Gesicht war weich. Sie wandte sich um, um den Arzt neugierig und überzeugt zugleich anzusehen.
    „Sie wissen aus erster Hand, wie schlimm es ist, einem Menschen beim Sterben zuzuschauen“, fuhr sie fort. „Deshalb wollen Sie sich selbst schützen. Das müssen Sie in Ihrem Beruf auch. Aber ich bin keine Ärztin. Wenn ich mich für Gideon entscheide, dann ist das meine Sache. Ich bin kein kleines dummes Mädchen, das in einem Luftschloss lebt. Ja, ich habe zugestimmt, ihn zu heiraten, aber ich habe mich auch um seine Wunden gekümmert. Ich habe seinen kritischen Zustand hautnah erlebt, Mr Bellows. Trotzdem halte ich mich an der Hoffnung fest und werde dafür sorgen, dass auch Gideon weiterhin Hoffnung in seinem Herzen trägt.“
    Dr. Bellows fuhr sich mit einer Hand durch sein schütteres Haar und seufzte. „Sie haben natürlich recht. Es steht mir nicht zu, Ihnen zu widersprechen. Es ist nur, dass …“ Der Mann sah plötzlich älter aus, als er war. „Ich kenne den Schmerz, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Ich wollte Ihnen das gerne ersparen.“
    Mitleid rührte Gideons Herz. Er hatte vergessen, dass der Arzt Witwer war. Jetzt, wo Mr Bellows ruhiger wurde, erkannte er die Verletzlichkeit und die Trauer, die immer noch in seinen Gesichtszügen zu sehen war. Würde Addie den gleichen Ausdruck auf dem Gesicht haben? Oder würde ihr Glaube die Trauer leichter machen?
    In diesem Moment sah sie ihn an und er wusste, dass sie zusammengehörten. Hoffnung strahlte in ihren Augen und weckte seine eigenen Träume. Ihr Mut stärkte ihn und erfüllte ihn mit Kampfeswillen. Zum ersten Mal, seit Josés Kugel ihn getroffen hatte, fing er an zu glauben, wirklich zu glauben, dass er überleben konnte.
    „Wenn Sie mir Leid ersparen wollen, Doktor“, sagte sie, „dann helfen Sie mir, ihn gesund zu machen.“

Kapitel 33
    Ihre Hochzeit sah völlig anders aus, als Adelaide sie sich in ihren romantischen Träumen immer vorgestellt hatte. Ein Krankenzimmer statt einer Kapelle mit bunten Glasfenstern. Ein Alltagskleid statt einem

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