Sturz ins Glück
mein Büro in Fort Worth geschneit kam.“ James lachte leise und hielt die Papiere hoch. „Und was soll ich sagen? Jetzt halte ich den Beweis in Händen, dass ich recht hatte.“ Er steckte die Dokumente in seine Tasche und klopfte sich auf den Brustkorb. „Ihre Frau wird sich die Klatschrechte mit mir teilen müssen.“
„Also meine Herren, ich bitte Sie!“ Adelaide schüttelte fassungslos den Kopf, doch auch sie musste bei dem Wortwechsel belustigt schmunzeln.
„Wahrscheinlich wird Martha mir den Rest ihres Lebens Vorwürfe machen, weil sie bei der Zeremonie nicht dabei sein konnte. Es gibt nichts, was sie mehr liebt als all diesen Firlefanz, der mit einer Heirat einhergeht. Vielleicht können die beiden noch eine zweite Feier in der Kirche machen, wenn es Gideon besser geht, damit Martha und die anderen Damen sich darüber freuen können.“
Adelaides Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Hoffnung in den Worten des Pfarrers vernahm. Er redete über Gideons Heilung, als wäre sie eine sichere Sache. Nach all den düsteren Erwartungen – selbst von Gideons Seite her – war dieses Festhalten an der Hoffnung wie Balsam für ihre geschundene Seele. Sie blinzelte die Tränen zurück und räusperte sich. „Das würde mir sehr gefallen.“
Isabella, die bis dahin geduldig gewartet hatte, klammerte sich an Adelaides Arm und schwang ihn vor und zurück. Das Schwingen wurde zum Hüpfen, wodurch Adelaide um ihr Gleichgewicht kämpfen musste, um nicht umzufallen. Da sie das Kind nicht zurechtweisen wollte, sah sie zu dem Doktor hinüber. Er packte gerade seine Tasche. Er hatte das Morphium verabreicht.
Noch einmal wandte sie sich an ihre Gäste. „Mrs Garrett bereitet unten eine Erfrischung für Sie vor, Gentlemen. James, würden Sie Pfarrer Kent zum Speisezimmer begleiten?“
Die Männer nickten zustimmend. James trat allerdings noch einmal an sie heran.
„Gideon hat mich beauftragt, einen Brief an seine Familie aufzusetzen“, sagte er leise. „Ich halte ihn noch ein paar Tage zurück, falls Sie noch etwas Persönliches anfügen möchten.“
Seine Eltern. Die ganze Zeit über war sie so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass sie nicht einen Gedanken an sie verschwendet hatte. Wie sehr würden die Nachrichten von Gideons Verletzung ihnen Sorge bereiten! Adelaide war sicher, dass James ausführlich beschrieben hatte, wie es zu der Wunde und zu der schnellen Hochzeit gekommen war. Doch er könnte ihnen niemals die Liebe versichern, mit der Adelaide ihren Ehemann unterstützen würde. James würde auch nicht daran denken, davon zu schreiben, dass Isabella wieder sprach, und Gideons Eltern so einen Hoffnungsschimmer in ihrer Trauer geben.
„Ja. Danke, James. Ich würde Ihnen sehr gerne schreiben. Ich kümmere mich gleich morgen früh darum.“
Isabella sprang hoch und versuchte, sich an Adelaides Arm festzuhalten, rutschte aber ab, als Adelaide einen Schritt zur Seite trat. Das kleine Äffchen lenkte sie ab. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht ungehalten zu werden. Wenn Isabella nicht gleich aufhörte, würde sie … Adelaide atmete tief ein, um sich zu entspannen. Ihre Gefühle wurden seit Stunden überstrapaziert. Bald würde sie die Beherrschung verlieren.
„Jetzt, Miss Addie? Kann ich jetzt singen?“
Adelaide war froh, dass der Tag bald zu Ende ging. „Ja, Izzy. Das ist der perfekte Augenblick für dein Lied.“
Mit einem glücklichen Lächeln ließ sie Adelaides Arm los und hüpfte zu Gideons Bett.
„Papa Gidyon, Papa Gidyon! Bis du bereit für mein Lied?“
Adelaides Blick ruhte auf Gideons Gesicht. Zuerst hoben sich seine Brauen, dann seine Lider. Seine dunklen Augen schienen vernebelt zu sein. Ob durch den Schmerz oder das Morphium, wusste sie nicht.
„Ich bin bereit, meine Bella“, murmelte er. Er versuchte zu lächeln, konnte anscheinend jedoch nur einen Mundwinkel hochziehen. Isabella schien es nicht zu stören. Sie drehte sich, bis ihr Nachthemd um sie herumflog, dann hielt sie an und verbeugte sich tief. Nachdem sie noch einen Schritt näher an das Bett herangetreten war, atmete sie ein und fing an, mit klarer, hoher Stimme zu singen.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt die Schaf,
Die Mutter schüttelt’s Bäumelein,
Da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Am Himmel ziehn die Schaf,
Die Sternlein sind die Lämmerlein,
Der Mond, der ist das Schäferlein,
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Die Melodie des
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