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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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mit denen Sie sich gegebenenfalls auseinandersetzen müssten. Es ist die Kommunikation.“
    Sie wartete darauf, dass Mr Bevin sich genauer ausdrückte.
    „Das Kind ist fast fünf und muss immer noch die Buchstaben lernen.“
    „Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Ich habe vielen Kindern das Schreiben –“ Sie hielt inne, als er langsam den Kopf schüttelte.
    „Miss Proctor, das Kind ist stumm.“

Kapitel 3
    Menard County, Texas

    „Es ist ein Telegramm eingetroffen, Sir.“
    Gideon Westcott, jüngster Sohn des Barons Mansfield, geboren in Leicestershire, England, nahm die Serviette vom Schoß und tupfte sich den Mund ab, bevor er sich seinem Butler zuwandte.
    „Danke, Chalmers.“ Er nahm die Nachricht mit einem leichten Nicken aus den behandschuhten Fingern seines Bediensteten entgegen.
    Nachdem er die letzten zwei Jahre damit verbracht hatte, die Schafzucht von Grund auf zu lernen, wochenlang nur mit blökenden Tieren in Kontakt gekommen war, sich von Bohnen und Kaffee ernährt und unter Süßhülsenbäumen geschlafen hatte, kam ihm die steife englische Formalität völlig fehl am Platze vor. Doch seine Familie hatte darauf bestanden, dass er Chalmers und dessen Frau mit nach Amerika nehmen sollte, nachdem er das letzte Mal in England zu Besuch gewesen war. Sie sollten ihn beim Aufbau der Farm unterstützen. Gideon hatte im Lauf seines Lebens gelernt, seiner Mutter besser nicht zu widersprechen. Sie bestand darauf, dass er nun ein Landbesitzer war, zudem aus englischem Adel, dessen Pflicht es war, Texas zu zivilisieren. Und natürlich förderte nichts so sehr die Zivilisation wie angemessene Angestellte.
    Gideon überflog das Telegramm seines Anwalts und Freundes James Bevin. Bevin und die drei Frauen mussten mittlerweile den Zug in Lampasas verlassen und ihre Überlandreise angetreten haben. Berücksichtigte man die langsame Reisegeschwindigkeit einer Kutsche voller vornehmer Ladys, würden sie mit Sicherheit nicht vor übermorgen hier eintreffen.
    Soweit es Gideon betraf, konnten sie gar nicht früh genug ankommen. Das Frühjahrsscheren hatte er schon länger hinausgezögert, als es klug war. Letztes Jahr um diese Zeit war seine Wolle schon auf dem Weg nach San Antonio gewesen. Es war nur Gottes Gnade und seinen eigenen geschickten Verhandlungen zu verdanken, dass die mexikanischen Scherer, die er angeheuert hatte, zugestimmt hatten, nach ihrer Tour durch den Norden noch einmal bei ihm vorbeizukommen.
    Die späte Lieferung seiner Wolle würde ihn höchstwahrscheinlich viel Geld kosten, doch er konnte immer noch auf die besondere Qualität seines Produktes hoffen, die den Preis hoffentlich wieder steigern würde. Doch auch wenn er zu schlechten Konditionen verkaufen musste, würde er seine Entscheidung nicht bereuen. Isabella brauchte jemanden, der sich einzig und allein um sie kümmerte. Während des Scherens hatte er stets von früh bis spät alle Hände voll zu tun. Und auch seine beiden Angestellten waren mehr als sonst beschäftigt. Bella würde in dem ganzen Trubel völlig untergehen. Und das wäre absolut unvorstellbar.
    Gideon unterdrückte ein Seufzen. All diese Monate, die er mit ausgetüftelten Kalkulationen und Geschäftsstrategien verbracht hatte. Alles hatte er mit einberechnet – Präriebrände, Raubtiere, Krankheiten. Nur keine persönlichen Probleme. Aber wie hätte er auch ahnen können, dass er plötzlich Vater werden würde, ohne in den Genuss einer normalerweise dafür benötigten Ehefrau zu kommen?
    Er schob den halb vollen Teller beiseite und ließ seinen Blick zu Isabella wandern, die am anderen Ende des Tisches saß. Ihre traurigen, gefühlvollen Augen waren auf das Telegramm gerichtet, das er immer noch in Händen hielt. Es war schwer, dieses schweigsame, düstere Kind mit dem fröhlichen Mädchen in Verbindung zu bringen, das er vor vier Monaten zum ersten Mal an Bord eines Schiffes kennengelernt hatte. Ihre Lebensfreude war zusammen mit ihrer Mutter gestorben, nur drei Stunden, bevor sie amerikanischen Boden erreicht hatten. Lady Petchey, verzweifelt darauf bedacht, das Beste für ihre Tochter zu tun, hatte in den letzten Stunden ihres Lebens einem fast Fremden das Versprechen abgenommen, Isabella zu sich zu nehmen.
    Gideon hatte diesen Schwur nicht ein einziges Mal bereut, denn die kleine blonde Schönheit hatte sein Herz schon auf dem Schiff im Sturm erobert.
    „Gute Neuigkeiten, Bella.“ Gideon legte so viel Wärme und Freude in seine Stimme wie möglich. „Mr Bevin

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