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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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eins der größten Komplimente, die man überhaupt bekommen kann. Mein Vater hat einmal so etwas Ähnliches zu mir gesagt. Und er hat mir verraten, dass Gelb seine Lieblingsfarbe ist und dass immer, wenn ich ein gelbes Kleid trage, für ihn die Sonne noch stärker scheint. Egal ob draußen oder drinnen. Und weißt du was?“
    Isabella schüttelte langsam den Kopf, aber sie schien völlig gefangen genommen zu sein von dieser Frau. Gideon selbst erging es nicht anders. Er hing an ihren Lippen.
    „Jetzt, wo mein Vater gestorben ist“, fuhr sie fort, „trage ich, so oft es geht, Gelb. Es erinnert mich an ihn und macht mich glücklich. Ich stelle mir vor, dass er mich vom Himmel aus beobachtet und sich über mich freut. Und mir ein Lächeln schenkt.“
    Isabella lockerte den Griff um ihre Puppe und streckte ihre kleine Hand aus, um Miss Proctors Wange zu streicheln. Die junge Frau bedeckte die kleinen Finger mit ihren eigenen und lehnte sich in die Berührung hinein. Gideon starrte sie an, seine Augen brannten. All diese Monate hatte er versucht, Bella zu trösten. Und diese Frau schaffte es in den ersten Minuten mit einer einfachen Geschichte, das Herz seiner Tochter anzurühren. Sie schienen verbunden durch den Verlust eines Elternteiles. Zum ersten Mal seit langer Zeit nahm Bella Kontakt zu einem anderen Menschen auf, anstatt sich mit sich selbst zu beschäftigen.
    Gott hatte ihm nach all dieser Zeit ein Wunder gesandt. Ein Wunder, verpackt in gelben Baumwollstoff.
    * * *
    Am späten Abend saß Gideon allein in seinem Büro. Er hatte jedes Empfehlungsschreiben gelesen, alle Zeugnisse genau angeschaut und die Kandidatinnen auf einer imaginären Skala gegeneinander abgewogen. Miss Proctor hatte nicht die Erfahrung wie Mrs Carmichael vorzuweisen oder die sozialen Kompetenzen wie Miss Oliver, aber was sie hatte, glich alle anderen Faktoren aus – Isabellas Zustimmung.
    Doch trotzdem wäre es verantwortungslos gewesen, einem fünfjährigen Kind alleine diese wichtige Entscheidung zu überlassen. Alles, was Isabella wusste, war, dass Miss Proctor und sie eine ähnliche Trauer teilten. Sie verstand nichts von den Qualifikationen, die eine Hauslehrerin vorweisen musste. Das war seine Aufgabe.
    Er war nach Texas gegangen, um seinem Vater zu beweisen, dass er selbst Verantwortung übernehmen und ein eigenes Unternehmen aufbauen konnte. Er hatte nicht länger abhängig vom Geld seines Vaters sein wollen, sondern sich selbst etwas erarbeiten wollen. Keine langweiligen Empfänge mehr, keine bedeutungslosen Flirts und kein Leben wie im Rausch. Er konnte doch seine neugewonnene Reife nicht einfach ignorieren, indem er eine so wichtige Entscheidung einem kleinen Mädchen überließ. Oder etwa doch?
    Gideon schloss die Augen und rieb seine Stirn, weil er hoffte, dass der Druck in seinem Kopf verschwinden würde. Da erklang ein Klopfen an der Tür. Gideon ließ seinen Arm fallen und hob den Blick von den Papieren, die er vor sich ausgebreitet hatte.
    „Herein.“
    James Bevin betrat den Raum und schloss leise die Tür hinter sich. „Gibt es etwas, das ich dir über die Damen erzählen soll, damit dir deine Entscheidung leichter fällt? Zum Beispiel … dass Miss Oliver Angst hat, wenn sie sich nicht in einem Haus befindet, weil sie befürchtet, von Indianern angegriffen zu werden? Oder dass Mrs Carmichael ihren Ehemann mit Sicherheit durch ihre spitze Zunge ins Grab gebracht hat?“
    Er schlenderte durch den Raum und blieb dann vor dem Schreibtisch stehen, um sich ein Dokument zu nehmen und es zu studieren. „Oder vielleicht möchtest du lieber wissen, dass Miss Proctor besser reiten kann als die meisten Männer, dass sie einen beeindruckenden Verstand hat und tagelang reisen kann, ohne sich auch nur im Mindesten zu beklagen?“
    „Spüre ich da einen Hauch Voreingenommenheit, James?“ Gideon grinste seinen Freund an.
    „Komm schon, Gid. Du wärst ein Narr, wenn du Miss Proctor nicht anstellen würdest und das weißt du auch. Sag mir, dass ich unrecht habe.“
    Gideon stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und rieb sich das Kinn. „Wenn man ihre Erfahrung betrachtet, würde ich sie nie in die engere Wahl nehmen. Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, dass du es getan hast.“
    „Sie hat sich in letzter Minute gemeldet.“
    „Ah.“ Gideon lehnte sich in seinem Sessel zurück. Das Leder knirschte, als er sein Gewicht verlagerte. „Ich hatte mich schon gefragt, warum du drei Kandidatinnen mitbringst, wo wir uns doch

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