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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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auf ihrem Rücken nahm ihr etwas von der Anspannung, als er sie aus dem Stall in den Sonnenschein führte. Adelaide atmete tief durch, während Mr Westcott Isabella absetzte und sie zu Miguel führte, der mit ein paar anderen Arbeitern dabei war, die bereits geschorenen Schafe zu brandmarken. Ihr Arbeitgeber bedeutete Adelaide, ihm zu folgen, aber das Brandeisen in der Hand des Vorarbeiters ließ sie zögern.
    Sie hatte sich bisher nichts daraus gemacht. Es war ihr schon immer grausam vorgekommen, einem Tier so eine schmerzhafte Verletzung zuzufügen, nur um den Besitz deutlich zu machen. Bei einem großen Rind hatte sie es noch einsehen können. Doch bei dem Gedanken daran, wie das Brandeisen sich in die nackte Haut eines kleinen Schafes fraß, das nicht einmal mehr seine Wolle zum Schutz hatte, drehte sich ihr der Magen um.
    Genau in diesem Augenblick wurde ein Schaf durch die Öffnung im Stall geschoben, das noch traumatisiert von der Schur zu sein schien. Seine Hufe wankten unsicher hin und her. Die traurigen Augen des Tieres schienen Adelaide um Hilfe anzuflehen, als es an ihr vorüberstolperte. Außerstande, ihm zu helfen, beobachtete Adelaide, wie sich einer der Männer das Tier griff und Miguel ihm dann das glühende Eisen auf die Haut drückte.
    Adelaide presste ihre Augen zusammen und wartete auf den Schrei, der folgen musste, doch sie hörte nichts. Als sie sich traute, ihre Augen wieder zu öffnen, sah sie erstaunt, wie Mr Westcott den Kopf des Schafes hielt, während Isabella es streichelte. Jetzt erst bemerkte Adelaide, dass ein Feuer fehlte. Keine heißen Kohlen, um das Eisen zum Glühen zu bringen. Neugierig trat sie neben Miguel.
    „Farbe.“
    „Sí, se ñorita . Wie benutzen ein W in einem Kreis.“ Miguel hielt ihr das Eisen hin, damit sie es anschauen konnte. Rote Farbe tropfte in einen Eimer.
    Adelaide war beruhigt durch diesen tierfreundlichen Prozess und ließ ihre Neugier wieder die Oberhand gewinnen. „Wird es nicht sehr schwer, das Zeichen noch zu erkennen, wenn die Wolle erst einmal nachgewachsen ist?“
    „Manchmal schon“, bestätigte Mr Westcott, der noch immer neben Isabella kniete. „Aber die anderen Schafzüchter in der Gegend benutzen blau und grün für ihre Herden, also kann man die Tiere auch an der Farbe unterscheiden.“
    Ein weiteres Schaf taumelte aus dem Stall.
    „Darf ich es auch einmal probieren?“, fragte Adelaide.
    Miguel reichte ihr das Eisen und half ihr, es flach auf die Hüfte des Tieres zu pressen. Sofort war Isabella an ihrer Seite und wollte es auch versuchen. Als das nächste Schaf in den Pferch kam, hob sie das schwere Metall mit beiden Händen und produzierte mit Miguels Hilfe ein wunderschönes, auf dem Kopf stehendes W . Ein stolzes Lächeln trat auf ihr Gesicht.
    Adelaide sah Mr Westcott bittend an, als er das Gatter hinter sich schloss.
    „Ich hatte gehofft, dass Isabella und ich heute bei der Schur helfen könnten. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir hierbleiben und bei der Markierung helfen.“
    Isabella rannte zu ihrem Vater und nickte heftig.
    Er rieb sich einen Moment lang über das Kinn, dann zuckte er mit den Schultern. „Da musst du Miguel fragen.“
    Seine Tochter zögerte keinen Moment. Sie hüpfte zu dem Vorarbeiter und sah ihn mit ihren großen blauen Augen flehend an.
    Natürlich konnte er ihr nicht widerstehen. „ Sí, sí. Du darfst helfen. Aber es wird auf Miguel gehört, verstanden?“
    Das Kind nickte begeistert. Adelaide und Isabella arbeiteten den ganzen Tag mit Miguel zusammen und machten nur mittags eine kurze Pause, um zu essen, und nachmittags, als sie langsam müde wurden. Als das Abendessen näher rückte, waren sie so erschöpft, dass sie aufhören mussten. Doch Miguels aufrichtiges Lob begleitete sie noch, als sie sich auf den Weg zum Haus machten. Ihre Herzen waren von Zufriedenheit erfüllt.
    Da sie sehr schmutzig waren, entschied Adelaide, dass sie ihr Abendessen in der Küche einnehmen würden. Mrs Garrett hatte einen kräftigen Hähncheneintopf gezaubert, doch Adelaide schaffte es kaum, den Löffel zum Mund zu führen. Isabella erging es noch schlimmer. Nachdem sie dreimal am Tisch eingeschlafen war, beschloss Adelaide, das Mädchen ins Bett zu tragen.
    „Das arme Kind ist völlig erschöpft“, sagte Mrs Chalmers von der Tür her.
    „Sie hat heute hart gearbeitet.“ Adelaide erhob sich langsam, weil ihre Muskeln bei jeder Bewegung schmerzten. „Ich bringe sie ins Bett.“
    Die Haushälterin legte sanft

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