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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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ihre Hand auf Adelaides Schulter. „Sie sind viel zu erschöpft, um auch nur sich selbst ins Bett zu bringen. Ich kümmere mich um sie.“ Sie hob Isabella vorsichtig auf den Arm. Sofort legte das Mädchen den Kopf an die Schulter der Frau.
    „Ich glaube wirklich, dass ich –“
    „Papperlapapp.“ Mrs Chalmers ging in Richtung Tür. „Keine Widerrede, Miss. Sie kümmern sich um sich selbst.“
    Adelaide zögerte noch einen Moment, bevor sie das Angebot schließlich doch annahm. „Danke.“
    Mrs Chalmers nickte knapp und ging die Treppe hinauf.
    Da Adelaide ihre Dankbarkeit zeigen wollte, räumte sie den Tisch ab und spülte das benutzte Geschirr. Nachdem sie alles abgetrocknet und in den Schrank geräumt hatte, wurde ihr Blick von etwas Orangefarbenem auf dem Boden angezogen. Sie bückte sich und fand eine Karotte, die halb unter dem Schrank lag. Sie musste daruntergekullert sein, als Mrs Garrett das Abendessen vorbereitet hatte. Adelaide hob sie auf und klopfte sie ab.
    Saba hatte den ganzen Tag im Stall verbringen müssen, da sie an diesem Morgen nicht ausgeritten waren. Mr Westcotts Männer hatten sich sicher um sie gekümmert und ihr Wasser und Futter gegeben, aber Adelaide wollte ihrer Stute gerne noch etwas Gutes tun.
    Mit der Karotte als Leckerbissen in der Hand, verließ sie die Küche und ging zum Pferdestall hinüber. Das Tageslicht war schon fast völlig verschwunden. Adelaide beeilte sich. Der Hof war leer, doch sie konnte Stimmen aus den Zelten der Scherer hören, die auf der anderen Seite des Pferches lagerten. Mr Westcott hatte sie davor gewarnt, den Arbeitern abends zu nahe zu kommen, da sie ihre Freizeit gewöhnlich mit Alkohol und Glücksspielen verbrachten. Sie würde nur schnell Saba besuchen und dann sofort wieder zurück zum Haus gehen, bevor es vollkommen dunkel war.
    Noch drang so viel Licht in den Stall, dass Adelaide sich ohne Laterne zurechtfand. Schatten lauerten neben Sabas Box, doch das machte Adelaide keine Angst. Sie wusste genau, wohin sie ging. Saba wieherte leise, als sie ihre Schritte erkannte und Adelaide ihren Nacken tätschelte.
    „Hast du mich heute vermisst, Mädchen?“
    Saba untersuchte ihre Hand sanft mit ihren Nüstern.
    „Ich habe dir was mitgebracht.“ Sie streckte ihr die Karotte entgegen und lächelte, als die Stute sie genüsslich kaute. „Ich hab mir schon gedacht, dass du das magst.“
    Plötzlich zuckte Saba zurück und legte ihre Ohren an. Sie warf den Kopf auf und ab und tänzelte nervös hin und her.
    „Was ist denn?“ Adelaide streichelte Sabas Nacken, um sie zu beruhigen. „Hast du ein Raubtier gewittert?“
    „Hola, señorita.“
    Adelaide schnappte erschrocken nach Luft und wandte sich mit klopfendem Herzen herum. Der unverschämte Arbeiter stand mit offenem Hemd hinter ihr. Grinsend lehnte er an der benachbarten Boxentür und zwinkerte ihr zu.
    „Ich wusste, du würdest zu mir kommen, bonita . Nachdem du mich heute im Stall so angeschmachtet hast, willst du wohl beenden, was du angefangen hast.“
    Der Eintopf, den Adelaide eben noch so genossen hatte, rebellierte in ihrem Magen und ihre Beine fingen an zu zittern. Ihr Mund war so trocken, dass sie kein Wort herausbrachte.
    Saba schnaubte wieder, als Adelaide eine Erinnerung in den Sinn kam. „Du bist zu schwach, um dich gegen einen Mann zu wehren, der dir Böses will“, hatte ihr Vater ihr erklärt. „Du musst ihn überlisten.“ Ihn überlisten. Sich selbst Zeit oder eine Waffe verschaffen oder nach Hilfe rufen.
    Adelaide atmete zitternd ein und versuchte, die Panik zu unterdrücken, die in ihr aufstieg und sie lähmte. Der Kerl würde ein einfaches Nein vermutlich nicht akzeptieren. Sie musste ihn so lange am Reden halten, bis sie eine Idee hatte, wie sie ihn loswerden konnte.
    „Es tut mir leid, se ñor.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und betete darum, dass er ihre Angst nicht spüren konnte. „Ich befürchte, das war ein Missverständnis. Ich bin nur hier, um nach meinem Pferd zu schauen, nicht, um mich mit jemandem zu treffen.“
    Ihre Blicke flogen durch die Scheune, um eine brauchbare Waffe zu finden. Eine Mistgabel stand ein paar Meter entfernt an der Wand. Wenn sie nur ein paar Schritte an dem Kerl vorbeikommen könnte …
    Er stieß sich von der Tür der Box ab und kam langsam auf sie zu. Adelaide drückte sich an Sabas Tür. Der Mann schnalzte und schüttelte den Kopf.
    „Ah, señorita . Lüge José nicht an. Ich weiß, was du willst.“
    Er leckte sich die Lippen und

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