Sturz ins Glück
mich nicht daran erinnern, wann wir hier zuletzt einen solchen Spaß hatten.“ Gideon verbeugte sich vor Isabella, die im Gegenzug einen Knicks machte. „Ich fürchte, ich muss mich jetzt empfehlen, Miss Petchey, aber seien Sie sich sicher, dass die Erinnerung an Ihr Lächeln meine Tage erhellen wird.“
Petchey . Das also war Isabellas Familienname. Seit Adelaide erfahren hatte, dass die Kleine nicht Gideons Tochter war, hatten sich Fragen um Fragen in ihrem Kopf gedreht. Was war mit ihren Eltern geschehen? Wie war sie in Gideons Obhut gekommen? Jetzt hatte sie einen ersten Hinweis erhalten.
„Und Miss Proctor.“ Gideon wandte sich ihr mit funkelnden Augen zu. „Ich werde niemals die Erinnerung an Ihren … Arm vergessen.“
Isabella kicherte. Adelaide stieß ihren vor Aufregung angehaltenen Atem aus und schubste Gideon spielerisch. „Verschwinden Sie hier, Sie Schurke.“
Er verließ den Raum. Die anderen Gäste folgten ihm, nachdem sie sich bei den Gastgeberinnen verabschiedet und sie für die gelungene Feier gelobt hatten.
Isabella hüpfte den ganzen Weg zu ihrem Zimmer und tanzte in ihr Bett. Adelaide zog ihr das Kleid aus und ein Nachthemd an und kämmte vorsichtig ihre Haare, nachdem sie die Bänder entfernt hatte. Leise flüsterte sie ein Gebet für das Kind, dessen Augen schon lange zugefallen waren, und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Hoffentlich träumte sie von Festen, Picknicks und den Menschen, die sie sehr liebten.
Adelaide ging leise über den Flur in ihr Zimmer und zog sich ein bequemes Kleid an. Ihre romantischen Erinnerungen an den Abend mochten ihren Platz haben, doch jetzt hieß es, Verantwortung für das Aufräumen zu übernehmen. Das Geschirr würde sich nicht von allein abwaschen und die Essensreste würden Ameisen anlocken, wenn sie nicht weggeräumt wurden. Außerdem konnte sie die meisten Möbelstücke im Salon ohne Hilfe zurück an Ort und Stelle schieben.
Nachdem sie den letzten Knopf ihres einfachen Baumwollkleides geschlossen hatte, ging sie die Treppe hinunter. Je eher sie mit der Arbeit anfing, desto schneller wäre sie auch erledigt. Denn genau wie Isabella wollte sie heute Nacht noch lange von Liebe, Lachen und einem wunderbaren Mann mit dunkelbraunen Haaren und warmen Schokoladenaugen träumen.
Mit diesem Gedanken betrat sie den Salon und krempelte die Ärmel hoch. Doch dann blieb sie erstaunt stehen. Das Geschirr hatte sich doch von allein abgewaschen. Und die Essenselfen hatten selbst den letzten Krumen beseitigt. Die Stühle und Sessel standen wieder an Ort und Stelle, als wären sie auf eigenen Beinen zurückgetrippelt. Sogar das schwere Sideboard stand wieder an seinem angestammten Platz. Alle Arbeit war erledigt.
Adelaide lächelte und ließ ihre Arme sinken. Kopfschüttelnd durchschritt sie den Raum. Diese unbelehrbaren Kollegen. Die Bediensteten hatten angeboten, ihr beim Aufräumen zu helfen, als sie gegangen waren, doch Adelaide hatte energisch abgelehnt. Sie hatten heute Abend freigehabt. Sie hatte sich um alles kümmern wollen. Aber in der kurzen Zeit, in der sie Isabella ins Bett gebracht und sich umgezogen hatte, hatten sie hier alles wieder in Ordnung gebracht.
Zusammen mit dem Hausherren, wie es schien. Adelaide bückte sich, um die weiße Krawatte aufzuheben, die Gideon verloren haben musste. Sie drückte sie gegen die Wange und atmete den leichten Duft ein, der sie an Gideon erinnerte. Dieser Ort, diese Leute wurden zu ihrem Zuhause. Ihrer Familie.
Sie steckte die Krawatte ein und ging wieder hinauf in ihr Zimmer. Unten gab es für sie vielleicht nichts mehr zu tun, doch sie konnte wenigstens noch das Kleid von Isabellas Mutter zurück auf den Dachboden bringen. Sie legte das wunderschöne Gewand ordentlich zusammen. Dann trug sie es hinauf ins Unterrichtszimmer.
Adelaide tastete sich im Dunkeln an der Wand entlang, doch als sie oben angekommen war, erhellte der Mond den Raum gut genug, dass sie sich leicht zurechtfinden konnte. Sie entzündete die Lampe, die ihnen an düsteren Tagen beim Unterricht Licht spenden sollte. Sofort erstrahlte der Raum in hellem Licht.
Adelaide trat an die Koffer heran und öffnete denjenigen, aus dem sie das Kleid genommen hatten. Überrascht verzog sie das Gesicht. Der Inhalt war völlig durcheinandergeraten. Die gestrige Suche nach Schätzen hatte den Kleidungsstücken nicht gutgetan. Wahrscheinlich würde sie den gesamten Koffer ausräumen müssen, um wieder Ordnung zu schaffen. Entschlossen machte sie sich an
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