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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Brüdern. Es machte sie krank. Sie wollte es nicht glauben.
    Wenn das Tagebuch bloß voll von Anschuldigungen und wilden Vermutungen gewesen wäre! Dann hätte man Lucindas Trauer als Entschuldigung für wilde Spekulationen und übersteigerte Fantasien annehmen können. Doch die kühle Vernunft schien nicht zu widerlegen zu sein. Allerdings konnte Lucinda keinen Beweis nennen. Adelaide hätte schon zu ihrer eigenen Beruhigung gerne die Vermutungen von Isabellas Mutter abgelehnt. Aber sie konnte es nicht. Denn das, was das Tagebuch als Nächstes enthüllte, untermauerte Lady Petcheys Vermutungen nur noch.
    Lucinda war nach Stuarts Beerdigung in ihrem Landhaus geblieben, weil sie wusste, dass Reginald in die Londoner Gesellschaft zurückgekehrt war. Langsam erholten Isabella und sie sich von ihrem Verlust.
    Dann kam Reginald zurück und behauptete, der Tod seines Bruders habe ihn verändert. Er zog die Angestellten, die Nachbarn und sogar den ortsansässigen Pfarrer mit seiner fürsorglichen Art ihr gegenüber ganz in seinen Bann. Sie alle schwärmten immer wieder, wie glücklich sie sich schätzen konnte, einen so mitfühlenden Verwandten zu haben, der sich um ihr Wohlergehen kümmerte. Was sie wirklich überraschte, war die Tatsache, dass er diese Scharade auch ihr gegenüber aufrechterhielt. Er war so überzeugend, dass sie langsam begann, ihre Vermutungen in Zweifel zu ziehen. Doch dann bot er ihr an, sich um ihre finanziellen Angelegenheiten zu kümmern, um ihr diese lästige Arbeit abzunehmen. Ab da wusste sie, dass ihr erster Eindruck doch richtig gewesen war. Reginald war allein hinter ihrem Geld her.
    Sie lehnte seine Hilfe dreimal ab, bevor er endlich aufhörte sie zu fragen. Unverändert hielt seine Freundlichkeit an. Als sie eine Woche später schwer erkrankte, wich er nicht von ihrer Seite. Obwohl sie sich nur widerstrebend auf seine Hilfe einließ, merkte sie, wie sie sich mehr und mehr auf seine Stärke verließ, während ihr eigener Körper immer schwächer wurde. Sie konnte kein Essen mehr bei sich behalten und erbrach sich eine Woche lang. Ihr Arzt diagnostizierte eine Entzündung des Magens und der Eingeweide und verordnete ihr einige Päckchen Medizin. Tatsächlich ging es ihr besser, sodass sie wieder anfangen konnte, etwas zu essen. Doch als die Päckchen aufgebraucht waren, ging es weiter bergab mit ihr.
    Lucinda bat ihre Zofe darum, den Arzt nach weiterer Medizin zu fragen. Das Mädchen erwiderte, dass sie ihr doch jeden Morgen und Abend Pulver in den Tee mischte, seit es der Doktor aufgetragen hatte. Lucinda vertraute ihrer Zofe, konnte sich jedoch des Gefühls nicht erwehren, dass etwas nicht stimmte. Von Tag zu Tag ging es ihr schlechter. Eines Abends erklärte die Zofe ihr, dass der Viscount sich solche Sorgen um seine Schwägerin mache, dass er angeordnet habe, sie solle jetzt eine noch höhere Dosis des weißen Pulvers in ihren Tee bekommen.
    Lucinda befragte ihre Zofe über dieses weiße Pulver und fand heraus, dass Reginald genau zu der Zeit mit der Verabreichung begonnen hatte, als die ersten Symptome ihres Unwohlseins aufgetreten waren. Es konnte nur eine Erklärung geben.
    Gift.
    Lucinda war klug genug, keine Anschuldigungen auszusprechen. Sie konnte nicht sagen, wie Reginald reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sie ihn durchschaut hatte. Isabella zu beschützen war alles, was zählte. Und bis Lucinda ein wenig ihrer alten Kraft zurückerlangt hatte, war sie Reginalds Gnade ausgeliefert. Deshalb schwieg sie und hörte einfach auf, den Tee zu trinken. Sie schüttete ihn in die Topfpflanze neben ihrem Bett, wenn niemand sie beobachtete. Doch trotz allem ging es ihr schlechter und schlechter. Reginald musste ahnen, dass sie den Tee nicht mehr zu sich nahm, und ließ nun auch das Essen vergiften. Also hörte Lucinda auch auf zu essen. Nachts schlich sie sich heimlich in die Küche und versorgte sich mit allem Nötigen oder sie ließ sich kleine Happen von Isabella bringen. Doch auch das brachte keine Verbesserung ihrer Symptome.
    Arsen. Das musste es sein. Das weiße Puder, das die Zofe in den Tee getan hatte, musste Arsen sein. Farblos. Geschmacklos. Und der Schaden, den es anrichtete, war irreparabel.
    Reginald hatte ihren Ehemann getötet und brachte jetzt sie um. Sie musste mit Isabella fliehen. Doch Lucinda hatte keine Familie, niemanden, bei dem sie Zuflucht suchen könnte und der ihre Tochter beschützte, wenn das Gift gesiegt hatte. Also plante sie alles, was in ihrer Macht

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