Sturz ins Glück
Vorteil gebrauchen, den wir bekommen können.“ Gideon ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste die Absichten seines Feindes kennen, um sich und die Seinen verteidigen zu können. Im Moment hatte er keine Ahnung, wann und wie Petchey angreifen würde. Er wusste nur, dass der Kerl immer näher kam. Gideon hatte nur die Möglichkeit, seine Verteidigung aufzubauen und sich für jede Eventualität vorzubereiten. Wenn er Glück hatte, würde Petchey einen Fehler machen und sich selbst verwundbar machen. Falls er das tat, würde Gideon zuschlagen.
„Ich werde so viele Männer von den Weiden hierherrufen, wie ich mir erlauben kann“, sagte Gideon, „und sie als Wachen rund um das Haus und das Grundstück einsetzen. Sie werden auch nachts unterwegs sein. Morgen früh reite ich sofort nach Menardville und sage den ortsansässigen Landbesitzern, dass sie ihre Augen offen halten sollen.“
„Kannst du ihnen denn trauen?“, wollte James wissen.
„Hier draußen zählen Adel und Titel nichts. Sie würden sich nicht von einem Viscount oder seinem Geld bestechen lassen. Von meinem Namen haben sie sich jedenfalls nicht beeindrucken lassen, als ich hierherkam. Ich musste mich wie jeder andere beweisen und mir ihren Respekt verdienen. Sie werden auf meiner Seite sein. Wenn einer von ihnen etwas von Petchey hört oder sieht, wird er mir eine Nachricht zukommen lassen.“
„Gut. Was ist mit Fort McKavett?“
„Die Menschen leiden sehr unter den Folgen der Schließung des Forts. Vielleicht sind sie anfälliger, wenn es um Bestechung geht.“ Gideon zog die Augenbrauen zusammen. „Wir können nicht wissen, mit wie vielen Männern wir es zu tun bekommen werden.“
James erhob sich aus seinem Sessel und ging zu seinem Freund hinüber. „Ich werde so lange hierbleiben, wie es nötig ist“, versprach er und legte seine Hand auf Gideons Schulter. „Alle hier werden an einem Strang ziehen. Das weißt du. Die Arbeiter sind dir treu ergeben und den Hausangestellten kannst du vertrauen. Und von deinen Erzählungen über Miss Proctor weiß ich, dass sie Isabella wie eine Bärin verteidigen würde, wenn es darauf ankommt.“
Das stimmte. Adelaide liebte das Mädchen wie eine Tochter. Sie würde wahrscheinlich ihr Leben für sie geben. Doch wie konnte er diejenigen, die er liebte, vor einer Gefahr beschützen, die er womöglich erst erkannte, wenn es schon zu spät war?
„Gott steh uns bei.“
„Das wird er, Gid. Das wird er.“
Kapitel 23
Als Reginald Petchey den schmutzigen Saloon am Stadtrand von Fort McKavett betrat, legte sich ein Schweigen über die anwesenden Männer. Dutzende Augenpaare starrten ihn misstrauisch an. Die meisten der Kerle, die er hier sah, sahen aus, als hätten sie sich schon länger nicht mehr den Luxus eines Bades gegönnt – und genauso rochen sie auch. Doch sie schienen unglaublicherweise zufrieden mit ihrem Zustand zu sein, während er es kaum erwarten konnte, dass Farnsworth ihm endlich ein Zimmer mit einer Badewanne besorgte.
Die Blicke folgten ihm, als er langsam zur Bar ging. Ein Mann lehnte lässig am Tresen und musterte ihn genau. Als Reginald neben ihn trat, spuckte der Mann plötzlich ohne Vorwarnung braunen Tabak aus, der seine Hose nur um Millimeter verfehlte.
„Sie stehn vorm Spucknapf, Mann.“
Reginald hob eine Augenbraue und musterte den unflätigen Kerl von oben bis unten. Am liebsten hätte er den Kopf des schmierigen Typen gepackt und diesen in genau jenen Napf gedrückt, doch er widerstand dem Impuls. Er war aus einem bestimmten Grund hier. Die Männer zu verärgern, würde ihn nicht weiterbringen, egal wie viel Befriedigung ihm diese Handlung auch bereitet hätte.
„Es tut mir leid, Sir.“ Reginald neigte leicht den Kopf und nahm seinen Hut ab. „Darf ich Ihnen das hier als Ersatz anbieten?“
Der unrasierte Kerl zögerte nicht einen Moment. Mit einem verächtlichen Grinsen spuckte er einen zweiten Strahl brauner Flüssigkeit direkt in den Filzhut.
Die Kartenspieler, die am nächsten Tisch saßen, grölten laut. Reginald lachte mit und spielte den fröhlichen Engländer.
„Sie sind wirklich zielsicher, Mann.“
„Ja. Jeb trifft ein Zehncentstück aus zwanzig Schritt Entfernung“, rief einer der Spieler.
Reginald zwang sich zu einem Grinsen und ließ sich an einem freien Platz am Kartentisch nieder. „Was für ein außergewöhnliches Talent. Ist er mit der Pistole genauso treffsicher?“
„War ich“, mischte sich Jeb höchstpersönlich ein. „Bis einer
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