Sturz ins Glück
starrte ihn finster an, willigte jedoch ein.
Als sie alle Bruchstücke vorsichtig auf das Taschentuch in seiner Hand gelegt hatte, nahm er die vier Ecken und verknotete sie. Jetzt konnte sie die Scherben gefahrlos ins Haus tragen.
„Ich will hören, was Mr Bevin zu sagen hat, Gideon.“ Entschlossenheit und Verzweiflung standen ihr gleichermaßen ins Gesicht geschrieben.
Er schluckte schwer. Sie würde seine Antwort nicht mögen. Er antwortete ihr nur widerstrebend.
„Ich weiß das, aber Ihr Platz ist jetzt an Bellas Seite.“
Sie senkte ihren Blick, als interessiere sie sich plötzlich mehr für den Boden als für ihn. Er konnte ihre Enttäuschung bis in sein Innerstes spüren. Doch im Moment ging es nicht um sie.
„James und ich werden sehr lange über diese Angelegenheit sprechen müssen. Wenn Sie nicht da sind, um Bella abzulenken und ihr zu erklären, was vor sich geht, wird sie Angst bekommen. Sie kann uns nicht sagen, was sie fühlt, oder Fragen stellen, um sich selbst zu beruhigen. Ich befürchte, dass sie alles in sich verschließen wird, wie sie es getan hat, als ihre Mutter gestorben ist. Ich brauche Sie, um Isabellas Herz zu schützen, Adelaide. Können Sie das schaffen?“
Gideon suchte ihren Blick. Als sich ihre Augen trafen, sah er, dass Tränen in ihren Augen glänzten. Adelaide biss sich auf die Lippe. Er konnte nur ahnen, wie schwer es ihr fiel, zustimmend zu nicken.
Doch plötzlich griff sie nach seiner Hand. „Lassen Sie mich in dieser Dunkelheit nicht allein, Gideon. Bitte. Ich muss wissen, was vor sich geht, oder ich werde vor Angst noch verrückt.“ Ihre verzweifelt geflüsterte Bitte schnitt ihm ins Herz.
Er warf James einen Blick zu. Sein Freund hatte ihnen den Rücken zugewandt und schien plötzlich ein lebhaftes Interesse an der Stallwand entwickelt zu haben. Dankbar für diese Ungestörtheit wandte Gideon seine Aufmerksamkeit wieder Adelaide zu. Er legte seine Hände an ihre Wangen und wischte eine Träne weg, die sich gerade den Weg zu ihrem Kinn bahnen wollte. „Sie sind meine Vertraute, wenn es um Bella geht. Ich würde Sie niemals ausschließen, das verspreche ich Ihnen.“ Er sah ihr fest in die Augen und wiederholte sein Verspechen, damit sie ihm vertrauen konnte. „Ich verspreche es, Adelaide. Ich zeige James das Tagebuch und frage ihn um Rat, aber ich werde auch alles mit Ihnen besprechen. Vertrauen Sie mir?“
„Ja.“
Er starrte auf die Lippen, die das Wort flüsterten, und hätte sich beinahe vorgebeugt, um sie zu küssen. Leider siegte die Vernunft. Er griff erneut nach ihrer Hand.
„Alles wird sich zum Guten wenden. Vertrauen Sie mir.“ Gideon drückte aufmunternd ihren Arm und betete darum, dass seine Vorhersage sich erfüllen möge.
„Entschuldigung.“ James unterbrach die Stille, die entstand, nachdem Adelaide gegangen war. „Ich habe sie nicht gesehen. Ich hätte warten sollen, bis wir im Haus sind.“
Gideon wandte sich seinem Freund zu. „Das macht nichts. Ich hätte es ihr sowieso erzählt.“
James hob fragend eine Augenbraue. „Einer Angestellten? Ich weiß, dass sie die Lehrerin deiner Tochter ist, aber du teilst solche Informationen doch nicht mit deinem Personal.“
„Miss Proctor ist mehr als nur eine Angestellte! Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du nur respektvoll von ihr sprechen würdest.“ Empörung schoss durch Gideon, bis er das Funkeln in den Augen seines Freundes sah. „Du alter Mistkerl! Du hast mich reingelegt.“
James grinste.
Gideon erwiderte das Grinsen. Es war unwichtig, dass sein alter Freund zu viel in diese Geste hineininterpretieren könnte. Seit dem Abend von Isabellas Empfang hatte er seine Überzeugung, seine Gefühle für Adelaide zu ignorieren, mehr und mehr aufgegeben. Ihre leidenschaftliche Sorge um Bella beschleunigte diese Erkenntnis nur noch. Warum nur sollten Erziehung und Umgangsformen und die richtige Familie so wichtig sein? Wer wollte Langeweile und steife Eleganz, wenn er Wärme und Mut haben konnte? Adelaides Unbekümmertheit und ungebändigte Lebensfreude erfüllten sein Haus mit Lachen und Sonnenschein. Und er hatte sich davon genauso bezaubern lassen wie seine Tochter. Was für ein Narr wäre er, wenn er so einen Schatz aufgeben würde.
„Ich spiele mit dem Gedanken, ihr einen Heiratsantrag zu machen, wenn diese Sache mit Petchey ausgestanden ist und wir die Möglichkeit haben, mehr Zeit miteinander zu verbringen.“ Gideon erwartete, Ablehnung oder doch zumindest große Überraschung
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