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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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entspannten sich merklich. Die Pistolen wurden gesichert und in ihre Holster gesteckt. Nach und nach nahmen die Männer ihre Gespräche wieder auf und wandten sich ihren Spielen zu.
    Reginald nickte seinen Mitspielern zu. „Danke für das nette Spiel, Gentlemen. Vielleicht stoße ich ein andermal wieder zu Ihnen.“ Auch wenn es ihm schwerfiel, seine hervorragenden Karten aufzugeben, war es jetzt wichtiger, sich mit José zu unterhalten.
    Nachdem er eine Flasche und zwei Gläser geordert hatte, trat er an den Tisch, an dem José sich niedergelassen hatte, und goss etwas Whiskey in die Gläser. Er prostete dem Mexikaner zu und trank. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit rann seine Kehle entlang. Der Geschmack war abscheulich. Selbst der billigste Fusel, den er in England getrunken hatte, schlug diesen hier um Längen. Angewidert trank Reginald ein zweites Glas.
    „Was hat Westcott getan, um Sie so zu verärgern, mein Freund?“
    José streichelte mit einer Hand den Hals der Whiskeyflasche. „Hm?“
    Reginald unterdrückte einen bissigen Kommentar. „Westcott. Was hat er getan?“
    „Was er getan hat?“ José spuckte auf den Boden. „Ich war Meisterscherer in meinem Dorf.“ Er klopfte sich mit der Faust auf die Brust. „Die Bosse haben mir die höchsten Löhne gezahlt. Ich schere hundert Schafe am Tag.“
    Er kippte einen weiteren Drink hinunter und verschüttete dabei ein wenig Whiskey auf seinem Hemd und dem Tisch. Seine Augen wurden schmal, als sich sein Mund zu einer dünnen Linie verzog. Mit einem Rülpsen fuhr er fort: „Jetzt stellt niemand mehr José an. El capitán hat auf diesen gringo gehört und seinen Lügen geglaubt. Er hat behauptet, ich hätte die Frau angegriffen, aber ihre Augen haben mir gesagt, dass ich zu ihr kommen soll.“
    „Wer war sie? Eine Angestellte? Westcotts Frau?“ Reginald glaubte nicht, dass die Frau wichtig war, aber man konnte nie sicher sein. Es war besser, wenn er alle Einzelheiten in Erfahrung brachte.
    „Die Lehrerin seiner ni ñ a.“
    Isabella .
    Reginald beugte sich vor zu José. „Haben Sie das Kind gesehen?“
    „Sí. Eine kleine Maus. Sie spricht nicht. Aber die Frau …“ Er rieb sich den Mund mit seinem schmutzigen Handrücken ab. „Sie sagt viel.“ José sprudelte einen Schwall spanischer Worte hervor, die Reginald nicht verstand. Doch den wütenden Tonfall zu deuten war nicht schwer.
    Erst der Anblick der Whiskeyflasche ließ José wieder ruhiger werden. Er setzte sie an die Lippen und nahm einen großen Schluck. „Sie wollte José, aber Westcott ging wie ein wütender Bulle dazwischen.“ Josés Blick glitt in Richtung Wand. „Seine Männer haben mich zu Boden gedrückt, während er auf mich eingeschlagen hat, sonst hätte er mich nicht besiegen können. Dann hat er mich wie einen Kriminellen eingesperrt. No es correcto. Ich habe nichts Falsches getan.“
    Wieder wollte er die Flasche ansetzen, doch vorher verzog sich sein Mund zu einem hinterhältigen Grinsen. „Diese gringos sind nicht schlau genug für José. Ich habe so getan, als wäre ich krank“, sagte er und demonstrierte seine schrecklichen Würgelaute und das Stöhnen, mit dem er die Männer überzeugt hatte.
    „Sehr beeindruckend“, unterbrach ihn Reginald, bevor der Mann noch den Inhalt seines whiskeyschweren Magens von sich geben konnte.
    „ Sí . Beeindruckend.“ José tippte sich an die Stirn, verfehlte das Ziel und stach sich ins Auge. Reginald unterdrückte ein Stöhnen. Was nahm er alles auf sich, um sich nicht die Hände schmutzig machen zu müssen!
    „Der Wächter hat die Zellentür geöffnet, um nach mir zu sehen“, fuhr José fort, „und bumm! Ich habe ihn mir geschnappt und mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Dann habe ich mir vor dem Saloon ein Pferd geschnappt und bin abgehauen. Sie denken, ich bin zurück nach Mexiko, aber sie haben unrecht. Ich bin seit einer Woche hier und plane meine venganza. “
    José schien viel mehr an einem weiteren Drink als an seiner Rache interessiert zu sein, doch diesen Kommentar verkniff sich Reginald.
    José trank noch einen Schluck Whiskey und richtete seine blutunterlaufenen Augen auf Reginald. „Dieses Gringo schwein hat mir meine Arbeit und meine Ehre genommen. Ich werde ihn dafür bezahlen lassen.“ Er knallte die Whiskeyflasche auf die Tischplatte und sandte damit einen Schauer kleiner Tropfen über Reginalds Hand.
    Reginald nahm sein Taschentuch und wischte die Spritzer weg, während er immer noch versuchte, sich den Ekel

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