Sturz ins Glück
dieser rebellierenden Komantschen mir ’78 die Schulter voller Blei gepumpt hat.“ Er warf den beschmutzten Hut auf den Boden neben Reginalds Stuhl und zielte von seinem Standort in den Spucknapf neben der Bar. Wieder traf er exakt.
Der Erwähnung der Indianer hatte eine Reihe blutrünstiger Geschichten zur Folge, mit denen sich die Männer nun gegenseitig überboten. Reginald heuchelte Interesse, während er den Kartenstapel mischte, den man ihm gereicht hatte, und sich selbst ins Spiel brachte.
Wie nebenbei ließ er ein paar fragende Bemerkungen fallen, ob es in der Gegend Männer gebe, die sich nicht scheuten, sich für einen angemessenen Preis die Hände schmutzig zu machen.
Dreißig Minuten später hatte er immer noch keine großen Fortschritte gemacht. Seine Taschen waren nun ungefähr zwanzig Dollar schwerer, doch Namen hatte man ihm noch keine genannt. Er hatte gerade die neuen Karten aufgenommen, als ein dunkler Mexikaner in den Saloon stolperte.
„José ist wieder da“, bemerkte der Mann, der Reginald gegenübersaß. Die Anwesenden quittierten die Ankunft des Mannes mit abfälligen Pfiffen.
„Wenn du kein Geld hast, bedien ich dich auch nicht, José“, rief der Barkeeper, doch José schlurfte weiter.
„Ich zahle.“ Er legte eine Silbermünze auf die Bar und kippte den Whiskey in einem Zug hinunter.
Reginald sah sein Gegenüber an. „Warum sind Sie so unfreundlich zu dem armen Mann? Ich dachte, es gäbe das ungeschriebene Gesetz, dass man einem Mann einen Drink kauft, wenn er ihn nicht selbst bezahlen kann?“
„Die ersten Male haben wir das ja auch gemacht.“ Der Mann zu Reginalds Rechter warf einige Karten auf den Tisch. „Aber sein endloses Gejammer, wie ein eingebildeter englischer Schafzüchter sein Leben wegen einer verklemmten señorita zerstört hat, stört uns gewaltig.“
Überrascht horchte Reginald auf. Englischer Schafzüchter? Aus den Informationen, die Farnsworth beschafft hatte, ging hervor, dass Westcott Schafe züchtete.
„Wie schrecklich.“ Reginald sprach so laut, dass José seine Worte hören konnte. „Einer meiner Landsmänner ist verantwortlich für die Misere eines aufrechten Arbeiters?“
Sofort stand José hinter ihm und setzte ihm eine kalte Klinge an den Hals. Stuhlbeine kratzten über den Boden, als die übrigen Männer erschrocken aufsprangen.
„Du klingst wie er. Vielleicht blutest du auch wie er, Mann?“
„Beruhige dich, José.“ Der Spieler neben Reginald trat einen Schritt näher. Doch es half nichts. José drohte dem Mann und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Reginald zu.
„Westcotts Freunde sind meine Feinde.“
Das Messer lag jetzt an Reginalds Wange, doch er zuckte nicht einmal. Tatsächlich musste er eher versuchen, sich ein siegesgewisses Grinsen zu verkneifen. Voller Triumphgefühl überdachte er seine Optionen. Er hatte nicht nur einen Mann gefunden, der Gewalt anwendete, um seinen Willen zu bekommen – nein, er hatte noch dazu einen Mann gefunden, der Westcott hasste. Die perfekte Kombination.
Drei Revolverläufe richteten sich gleichzeitig auf Josés Brust. Verschwunden waren die gelangweilten Männer, die eben noch mit ihm Karten gespielt hatten. Plötzlich sah Reginald hart gesottene Kerle vor sich. Vielleicht enthielten ihre Abenteuergeschichten doch mehr Wahrheit, als er geglaubt hatte.
„Wenn du nicht willst, dass der Whiskey eben dein letzter war, legst du jetzt besser das Messer weg, José!“, rief der Barkeeper, der seinerseits eine Schrotflinte im Anschlag hatte.
Josés Augen flogen von einem Mann zum anderen. Trotzig verstärkte er den Griff um sein Messer. Reginald musste die Sache selbst in die Hand nehmen, wenn er nicht wie ein Schweizer Käse durchlöchert werden wollte.
„Gentlemen, Gentlemen. Es gibt keinen Grund für diese Aufregung. Es ist doch gar nichts passiert.“ Reginald wandte sich direkt an José. „Ich biete Ihnen einen Deal an, Sir. Sie legen Ihr Messer weg und ich kaufe uns eine Flasche Whiskey. Wir können zusammen trinken und Sie erklären mir, was zwischen Ihnen und diesem englischen Rancher vorgefallen ist. Ich habe schon von diesem Westcott gehört, auch wenn ich ihn selber noch nicht getroffen habe, aber ich denke, wenn er Sie ungerecht behandelt hat, kann ich Ihnen behilflich sein.“
Der Mexikaner zögerte, dann zog er die Augenbrauen zusammen. „Den Whiskey darf ich behalten?“
„Natürlich, Freund.“
Endlich nickte der Mann und steckte sein Messer weg. Alle Anwesenden
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