Sturz ins Glück
ihm hinterher. „Wenn es Petcheys Tat ist, spielst du dem Kerl nur in die Hände, wenn du hinausreitest. Er könnte währenddessen versuchen, an Isabella heranzukommen.“
Gideon stieß einen Seufzer aus und wandte sich seinem Freund zu.
„Ja“, gab er zu. „Das habe ich auch kurz überlegt, aber ich glaube nicht, dass Petchey dahintersteckt. Wir hatten vor einem Monat schon einen ähnlichen Fall. Jemand hatte an genau der gleichen Stelle unseren Zaun zerschnitten. Wahrscheinlich ist der Kerl von damals zurückgekommen, berauscht vom Erfolg seiner ersten Tat. Letztes Mal haben wir ein Dutzend Schafe verloren, weil der Kerl in die Luft geschossen hat, um die Tiere zu erschrecken. Dieses Mal ist er auf einen Baum geklettert und hat sie von da aus erschossen. Ich habe Patronenhülsen gefunden. Er hat meine Schafe als Zielscheibe benutzt.“
Gideon knirschte wütend mit den Zähnen.
„Ich stimme dir zu, dass es eine abscheuliche Tat ist“, sagte James, „aber was ist, wenn es sich nicht um den gleichen Täter handelt? Willst du wirklich eine Zielscheibe für Petchey abgeben?“
„Nein. Will ich nicht. Deshalb bin ich zurückgekommen und habe Juan geholt.“ Als hätte er seinen Namen gehört, führte der vaquero in diesem Moment eine dunkelbraune Stute aus dem Stall. Gideon nickte, als Juan die Zügel ergriff und sich in den Sattel schwang. Im Gegensatz zu Cowboys, die tagtäglich im Sattel saßen, waren die Schafhirten der Gegend eher zu Fuß unterwegs. Doch wenn Eile geboten war, waren sie alle gute, waghalsige Reiter.
Gideon wandte sich wieder an James. „Ich reite nur mit ihm raus, um mich um die Kadaver zu kümmern, dann komme ich sofort zurück. Juan bleibt über Nacht draußen und versorgt die Verletzten. Ich vertraue darauf, dass du dich um meine Mädchen kümmerst, solange ich nicht da bin. Ich bete zu Gott, dass ich nicht die falsche Entscheidung treffe, aber wenn doch, musst du dich zwischen Isabella und ihren Onkel stellen, bis ich zurückkomme.“
„Das mache ich.“
Überrascht, da diese Antwort von einer weiblichen Stimme kam, drehte sich Gideon um.
„Adelaide?“
Er hatte nicht gemerkt, dass sie zu ihnen getreten war. Wie viel hatte sie von dem Gespräch mitgehört.
„Er wird nicht an uns vorbeikommen, Gideon.“ Sie stand aufrecht vor ihm, die Entschlossenheit stand ihr in ihr wunderschönes Gesicht geschrieben. „Isabella kann sich im Unterrichtszimmer verstecken. Sie versteht jetzt, dass sie in Gefahr ist, und ich bin sicher, dass sie auf mich hören wird. Ich kann auch mit einer Waffe umgehen, wenn es nötig sein sollte. Mein Vater hat dafür gesorgt, dass ich das treffe, worauf ich ziele.“
Der Gedanke an Adelaide in einem Schusswechsel schnürte ihm den Hals zu. Was stimmte nicht mit ihm? Er hatte den dringenden Wunsch, sie nicht allein lassen zu müssen. Lieber würde er seine gesamte Herde verlieren.
Doch James war ja da, um sie zu beschützen. Im Haus würden Adelaide und Isabella sicher sein. Seine Schafe waren draußen im Freien und mussten vor Raubtieren geschützt werden, die durch den Blutgeruch der toten Tiere angezogen wurden. Juan würde es allein nicht schaffen, die Kadaver zu beseitigen, bevor es dunkel wurde.
Außerdem hatte er die Gegend untersucht, als er das Massaker entdeckt hatte. Alles sprach dafür, dass der Angreifer nicht mehr in der Nähe war. Selbst wenn Reginald hinter dem Anschlag steckte – und davon war Gideon immer noch nicht überzeugt – hätte er zumindest einen Posten aufstellen müssen, der ihm Bescheid gab, sobald Gideon auf der Weide auftauchte. Nur wenige Bäume in der Umgebung waren groß genug, sodass sich ein Mann dahinter verstecken oder in die Äste klettern konnte. Gideon hatte überall nachgesehen. Er hatte keinen Hinweis darauf gefunden, dass sich in letzter Zeit jemand in der Nähe aufgehalten hatte.
„Eine Stunde oder zwei ist alles, was ich brauche.“ Er war unsicher, ob er Adelaide oder sich selbst gut zuredete. „Zum Abendessen bin ich zurück.“ Nur so konnte er ihr und Juan helfen.
James starrte ihn immer noch finster an, akzeptierte Gideons Entscheidung aber mit einem knappen Nicken. Er schwang sich das Gewehr über die Schulter und ging einen Schritt in Richtung Haus. „Ich halte von der Veranda aus Wache und bitte Chalmers, aus der Küche den hinteren Hof zu beobachten.“
„Aus dem Unterrichtszimmer im dritten Stock hat man einen guten Rundumblick“, erklärte Adelaide James, als sie mit ihm auf das Haus
Weitere Kostenlose Bücher