Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
Vom Netzwerk:
zuging.
    „Adelaide, ich ...“ Gideon wusste nicht, was er sagen sollte, also starrte er sie einfach nur an. Sie hätte sich auf ihn verlassen sollen – nicht andersherum. Er fühlte sich so hilflos. Er musste an zwei Orten gleichzeitig sein. Doch das konnte er nicht. Auf der Suche nach einer Erklärung ballten sich seine Hände zu Fäusten. Doch Adelaide schien gar keine weiteren Erläuterungen zu verlangen. Sie sah ihn an, als würde sie seine Entscheidung verstehen und gutheißen. Ihr Vertrauen beruhigte den Sturm in seinem Inneren und stärkte seine Entschlossenheit.
    Juans Sattel knirschte, als er sich nach vorne lehnte und Gideons Aufmerksamkeit auf sich zog.
    „Ich gehe schon mal und kümmere mich um meine kleinen Ladys, patrón . Ich treffe Sie am arroyo pequeño, sí?“
    Gideon winkte. „Sí.“ Salomo und er würden den Hirten bald eingeholt haben. Gideon wusste, dass es Juan ein Anliegen war, möglichst schnell nach den Tieren zu schauen. Juans Pferd preschte vom Hof. Gideon wandte sich wieder an Adelaide.
    „Ich will dich nicht allein lassen, Adelaide. Auch nicht kurz. Wenn dir oder Bella etwas passiert – “
    „Schhh.“ Sie trat an ihn heran und legte ihm den Zeigefinger auf den Mund. Ein Zittern durchfuhr seinen Körper bei dieser zärtlichen Geste. Sie schien einverstanden zu sein, dass er sie so vertraulich anredete.
    „Gestern und vorgestern ist auch nichts passiert, als du weg warst, um nach den Schafen zu schauen. Und auch heute wird nichts passieren. Du tust das Richtige.“
    Ihr Vertrauen in ihn vertrieb endlich den Rest seiner Zweifel. Ihre Worte waren genau das, was er brauchte. Sie war genau das, was er brauchte.
    Er legte seine Hand auf die ihre und wünschte sich, er könnte ihre weiche Haut durch das Leder seiner Handschuhe hindurch berühren. Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht. Ihr schien der Atem zu stocken, doch sie wandte die Augen nicht ab. Vorsichtig legte sie ihre Hand an seinen Brustkorb, genau an die Stelle, wo sein Herz war. In diesem Moment wusste er, dass sie zueinandergehörten.
    Gideon beugte sich zu ihr herab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Bleib in Sicherheit, Adelaide“, flüsterte er in ihr Haar. „Was auch immer geschieht, bleib in Sicherheit.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, riss er sich von ihr los und stieg auf Salomo. Er trieb das Pferd an. Sein Mund verzog sich zu einer grimmigen Linie. Eine Stunde. Er würde Juan eine Stunde helfen. Dann würde er wieder nach Hause kommen und sich um seine Familie kümmern.
    * * *
    Die eine Stunde wandelte sich in zwei, als klar wurde, dass es nahezu fünfzig Schafe getroffen hatte. Gideon arbeitete Seite an Seite mit Juan, um die Schafe in ein Massengrab in einer kleinen Schlucht zu werfen, doch als es anfing zu dämmern, wies er den vaquero an, sich um die verletzten Tiere zu kümmern, und beendete die unangenehme Aufgabe allein.
    Blut und Staub hingen an seinen Kleidern und mischten sich mit dem Schweiß seiner Arbeit. Der Geruch des Todes stach ihm in die Nase. Es war so eine Verschwendung. So eine sinnlose Verschwendung. Er nahm seinen Hut ab und wischte sich die Stirn mit dem Hemdsärmel ab, während er beobachtete, wie der Himmel sich von Westen her rot färbte. Er musste schnellstmöglich zurück.
    Gideon wickelte das Seil, mit dem er Salomo angebunden hatte, sorgfältig auf und verstaute es in den Satteltaschen. Plötzlich legte das Tier die Ohren an und fing aufgeregt an zu tänzeln. Sein Kopf wandte sich in Richtung Westen, weg von Juan und den Schafen. Gideon tätschelte den Hals seines Tieres und entsicherte sein Gewehr. Er wandte sich um und suchte die Umgebung nach einer Gefahr ab, doch die letzten Sonnenstrahlen blendeten ihn. Falls der Schütze zurückgekehrt war, hatte er seinen Standort klug gewählt.
    Er zog die Krempe seines Hutes so tief ins Gesicht, dass sie seine Augen beschattete, und sah sich noch einmal um. Zu seiner Linken lagen ein paar große Felsbrocken. Gideon verstärkte den Griff um seine Waffe. Eine Bewegung ließ ihn stutzen. Sofort legte er das Gewehr an die Schulter. Er spähte am Lauf entlang. Der Schweif eines Pferdes lugte hinter einem der Felsen hervor und schlug durch die Luft. Juan hatte gesagt, dass das Pferd des nächtlichen Schützen vor einem Monat bunt gewesen war. Dieses hier war eindeutig schwarz. Kalte Angst sank in Gideons Magen.
    „Adelaide.“ Der Name kam ihm im selben Augenblick über die Lippen, in dem ein Schuss erklang.

Kapitel 26
    Ein rasender

Weitere Kostenlose Bücher