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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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den Boden mit dir wischen, du Schlappschwanz. Wie letztes Mal. Die einzigen Lebewesen, die du töten kannst, sind wehrlose Schafe.“
    „Halt die Klappe, Engländer“, brüllte José wütend zurück. „Ich werde meine venganza bekommen.“
    Gideon lächelte, als er die Anspannung in der Stimme des Mannes hörte. Er stand kurz davor, außer Kontrolle zu geraten. Alles, was noch fehlte, war ein kleiner Schubser.
    „Rache ist ein großes Wort für so einen kleinen Mann wie dich, José“, rief Gideon durch die Zweige des Mesquitebaumes. „Warum hast du dich nicht gleich an mir gerächt, als du wie ein Hund aus dem Gefängnis geflohen bist? Du warst nicht schlau genug, um es allein zu machen, stimmt’s? Nein, du brauchtest einen Engländer , der dir sagt, wo es langgeht, und der dir genug Geld gibt, um deinen Mut aufzubessern. Du bist nichts als ein wertloser, feiger –“
    Ein wütender Schrei unterbrach Gideons Worte. José beugte sich hinter einem Felsen hervor und gab ein paar wilde Schüsse ab. Gideon hielt seine Waffe auf den Kerl gerichtet, obwohl die Holzspäne um ihn herum nur so herabregneten. Langsam zog er den Abzug. José schrie noch einmal auf, bevor er zu Boden fiel.
    Gideon hielt die Waffe weiterhin in die Richtung, aus der eben noch die Schüsse gekommen waren. Zuerst rührte sich nichts, doch schließlich kroch José hinter einem Felsen hervor, wobei er sich den Arm hielt. Sofort feuerte Gideon wieder. Doch die Kugel prallte an einem Felsbrocken ab. Das gab José die Gelegenheit, zu seinem Pferd zu hechten. Schnell schwang er sich in den Sattel und preschte an den Körper des Tieres gepresst davon.
    Sobald die unmittelbare Gefahr vorüber war, verstärkte sich der Schmerz in Gideons Bauch. Er stöhnte und ließ sich gegen den Baumstamm sinken. Die raue Rinde drückte in seinen Rücken, als die Welt um ihn herum anfing, sich zu drehen. Doch er durfte jetzt nicht sterben. Er musste zurück zu Adelaide und Bella. Seine Aufgabe war noch nicht beendet.
    Mit letzter Kraft riss Gideon sein Hemd auf, um die Wunde in Augenschein nehmen zu können. Knöpfe sprangen ab, doch endlich hatte er es geschafft. Blut rann aus einem Loch knapp über seinem Hosenbund. Er zog ein Taschentuch hervor und presste es auf die Wunde. Fast wäre er von dem erneuten Schmerz ohnmächtig geworden.
    Nahendes Hufgetrappel ließ ihn aufhorchen. Er drückte das Taschentuch mit der Linken auf das Loch und legte mit der rechten Hand seine Waffe an. Mit dem Knie stützte er den Lauf ab.
    Ein Reiter näherte sich ihm. Gideon ließ die Waffe erleichtert fallen. Juan musste die Schüsse gehört haben.
    Als der Hirte abgesprungen war, rannte er zu Gideon und sank neben ihm ins Gras.
    „Patrón, Sie bluten.“
    „Ich weiß.“ Gideons mühsame Antwort war kaum zu hören.
    Juan untersuchte den Bauch seines Arbeitgebers. Als sich ihre Augen trafen, erkannte Gideon, dass der Mann nicht viel Hoffnung hatte.
    „Es siehst schlimm aus, señor.“
    „Es … fühlt sich auch schlimm an.“
    Juan versuchte zu lächeln, doch der Versuch scheiterte kläglich. Er zog sein Hemd aus und rollte daraus einen provisorischen Verband. Gideon beugte sich nach vorne, damit Juan seine Taille verbinden konnte. Der vaquero zog das Hemd über dem Taschentuch fest und machte einen Knoten in die Ärmel. Der Verband saß so eng, das Gideon kaum atmen konnte, doch er hatte so schlimme Schmerzen, dass ihm das Atmen ohnehin schwerfiel, also war das Opfer, das er brachte, nicht allzu groß.
    Gideon sah sich nach Salomo um und war nicht überrascht, dass er davongaloppiert war. Er war wahrscheinlich beim ersten Schuss auf und davon. Kluges Pferd. Gideon seufzte. „Hilf mir aufs Pferd, amigo . Ich muss nach Hause.“
    Er streckte seine Hand aus. Juan ergriff seinen Unterarm und zog ihn auf die Beine. Feuer schoss durch seinen ganzen Körper. Gideon schnaufte und stützte sich auf Juan, der ihn langsam zu seinem Pferd führte. Stoßweise atmete er aus.
    Als sie bei dem Tier angekommen waren, hielt Gideon sich am Sattel fest, während Juan ihn vorsichtig losließ.
    „Fertig, patrón?“
    Gideon wünschte sich, einen Ast oder ein Stück Leder zu haben, auf das er beißen konnte, doch er nickte. Vorsichtig hob er den rechten Fuß in den Steigbügel, ergriff den Sattelknauf und versuchte, sich auf das Pferd zu schwingen. Juan legte seine Hände an seine Seite und schob ihn von unten her in den Sattel. Erschöpft hielt Gideon sich fest, während seine Muskeln anfingen,

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