Sturz ins Glück
unkontrolliert zu zittern.
Juan stieg hinter ihm auf. Zum Glück war das Pferd so gut erzogen, dass es lange genug stillhielt, bis beide Männer aufgestiegen waren. Der Hirte ergriff die Zügel und trieb das Pferd an.
„Ich bringe Sie zum Haus und hole dann den Arzt.“
Während Gideon darauf achtete, dass der Sattelknauf nicht in seine Wunde drückte, unterdrückte er einen Schrei. Das Pferd trabte einen Hügel hinab. „Hol auch den Pfarrer“, brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
„Den Pfarrer, patrón?“
„Sí.“ Gideon drehte den Kopf, so weit er konnte, um Juan anzuschauen. „Versprich es mir … du kommst nicht ohne … den Pfarrer. Das ist … wichtig.“
Juan nickte. In seinen Augen stand tiefes Mitleid.
„Sí, señor. Ich hole auch den Pfarrer.“
Erleichtert wandte Gideon sich wieder nach vorne. Er wusste, was er zu tun hatte. Er musste nur darauf hoffen, dass Gott ihn lange genug am Leben erhielt, damit er seinen Plan auch ausführen konnte.
Kapitel 27
Adelaide saß an einem der Fenster im Unterrichtszimmer und beobachtete die Umgebung des Hauses. Sie konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Isabella kniete auf dem Teppich und baute Häuschen aus ihren Buchstabenklötzen. Adelaide war zu angespannt, um ihr Gesellschaft zu leisten. Petchey war irgendwo da draußen und wartete nur auf eine Gelegenheit, um zuzuschlagen.
Sie blickte in die Richtung, in die Gideon davongeritten war, und betete unaufhörlich für ihn. Er hatte versprochen, dass er in einer Stunde zurückkäme. Jetzt waren schon fast drei vergangen. Für einen Moment schloss sie die Augen und spürte noch einmal seine weichen Lippen auf ihrer Stirn.
Seit ihrem Abendempfang hatte sie darauf gehofft, dass seine Gefühle zu ihr wachsen würden. Ihre Freundschaft und die gemeinsame Sorge um Isabella hatten ein Band zwischen ihnen entstehen lassen, doch Adelaide hatte sich nach mehr gesehnt. Auch wenn die Vernunft sie ermahnt hatte, dass sie nur deshalb in Gideons Haus war, um sich um seine Tochter zu kümmern, hatte ihr Herz diese Anweisungen einfach ignoriert. Irgendwann zwischen ihrem Treffen am Fluss und ihrem Gespräch über Lucindas Tagebuch hatte Adelaide sich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Und jetzt hatte es erstmals so ausgesehen, dass ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten. Zum ersten Mal seit dem Fiasko in Fort Worth dankte sie Gott dafür, dass Henry Belcher ein verheirateter Mann war. Die Zuneigung, die sie für ihn empfunden hatte, erschien ihr albern im Vergleich zu dem, was sie für Gideon empfand. Kein anderer Mann würde ihr Herz jemals so berühren wie er.
Sie öffnete die Augen und erkannte in großer Entfernung ein Pferd. Es war noch so weit weg, dass sie es kaum sehen konnte. Adelaide erhob sich, um einen besseren Blick zu bekommen. Als das Tier sich weiter näherte, erkannte Adelaide es.
Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Sie presste das Gesicht gegen das Fenster. Das kalte Glas ließ sie erzittern. Gideons Wallach trabte in Richtung Hof. Ohne Gideon.
Panik schoss durch ihre Adern. Sie musste die Hand auf den Mund legen, um einen Schrei zu unterdrücken. Sie wandte sich vom Fenster ab, hob ihre Röcke und … hielt inne. Blaue Augen voller Fragen starrten sie an.
„Isabella … ich …“
Es gab keine beruhigende Erklärung für ihr Verhalten.
„Ich … ich muss nach unten und etwas nachschauen“, stammelte Adelaide. „Bleib hier. Ich schicke Mrs Chalmers zu dir.“
Ohne ein weiteres Wort stürzte Adelaide nach unten und in ihr Zimmer. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, als sie sich das Hauskleid über den Kopf zog und ihr Reitkleid überstreifte. Schnell warf sie eine leichte Jacke über. Dann kniete sie sich vor ihre Truhe und wühlte durch ihre Besitztümer, bis sie den schweren Ledergürtel gefunden hatte.
Seit der Zeit mit ihrem Vater auf der Ranch hatte sie das Holster mit der Pistole nicht mehr getragen, doch sie war erleichtert, dass die Waffe noch funktionsfähig zu sein schien. Geübt legte sie den Gürtel um. Da sie Isabellas ängstliche Reaktion auf die Waffen der Männer draußen gesehen hatte, hatte sie ihre eigene im Haus nicht tragen wollen. Aber jetzt musste es sein. Adelaide zog den Revolver aus dem Holster und lud ihn. Ihre Finger zitterten, aber sie schaffte es schließlich und rannte nach unten, um der Haushälterin Bescheid zu geben. Glücklicherweise fand sie sie ohne langes Suchen im Empfangssalon.
Ohne weitere Erklärung rief sie
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