Sturz ins Glück
ihr zu: „Mr Westcott steckt in Schwierigkeiten. Kümmern Sie sich bitte um Isabella.“
Damit rannte sie hinaus und auf Salomo zu. Es würde jetzt zu lange dauern, Saba zu satteln.
James Bevin musste gehört haben, dass die Tür zugefallen war, denn er rannte um das Haus herum auf sie zu. Adelaide hielt sich nicht mit Erklärungen auf. Sie griff in Salomos Zügel und führte ihn in die Mitte des Hofes.
„Helfen Sie mir rauf“, befahl sie James.
Er schaute sie verwirrt an. „Wo ist Gideon?“
Adelaides Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. „Das weiß ich nicht, aber ich werde es herausfinden. Jetzt helfen Sie mir endlich!“
Er sah in die Richtung, aus der Salomo gekommen war, und ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Entschieden schüttelte er den Kopf.
„Gideon würde nicht wollen, dass Sie sich selbst in Gefahr bringen. Juan ist mit ihm draußen. Wenn sie nicht bald zurückkommen, schicke ich einen der Männer los.“
„Wen denn? Chalmers? Alle anderen sind auf Patrouille und Sie müssen auf Isabella achtgeben. Ich bin die Einzige, die nach ihm sehen kann. Das wissen Sie, James.“
James vermied es, Sie direkt anzusehen. Offensichtlich wollte er nicht zugeben, dass sie recht hatte. Nun, dann würde sie eben ohne seine Zustimmung losreiten.
Sie fasste nach Salomos Sattel. Er war mindestens zwei Hände größer als Saba, doch Adelaide hatte seit ihrer frühesten Kindheit mit zu großen Pferden zu tun gehabt. Sie stellte den linken Fuß in den Steigbügel. Da sie den Sattelknauf nicht erreichen konnte, hielt sie sich an der Sitzfläche fest. Salomo, dem das Ganze nicht zu gefallen schien, trippelte zur Seite. Adelaide hüpfte unelegant hinterher, schaffte es dann jedoch, sich hochzuziehen und im Sattel Platz zu nehmen.
„Sie sind eine sturköpfige Frau, Adelaide Proctor“, sagte James und schüttelte den Kopf. Doch ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Sie können mir später danken.“ Damit presste sie ihre Hacken in Salomos Flanken und galoppierte mit fliegenden Haaren vom Hof.
Als sie an der Schlafbaracke vorbeikam, fing sie an zu beten. „Bitte, Gott. Bitte, Gott. Bitte!“ Diese zwei Worte waren alles, was sie formulieren konnte. Doch der Herr würde ihr Gestammel schon richtig verstehen.
Salomo flog über das Land. Erst als sie eine Anhöhe erreichten, zügelte Adelaide ihn. Sie ließ ihren Blick über das Gelände schweifen. Die Sonne war bereits am sinken und die Schatten machten es schwer, zwischen den Felsen und Büschen einen zu Boden gestürzten Menschen zu erkennen. Sie musste irgendwohin weiterreiten, doch dann sah sie aus dem Augenwinkel plötzliche eine Bewegung.
Adelaide stellte sich aufrecht in die Steigbügel und erstarrte. Es war definitiv ein Pferd, doch der Reiter schien zu groß für Gideon zu sein. Was, wenn es Reginald Petchey war? Sie wusste nicht, wie der Mann aussah. Lucinda hatte erwähnt, dass er ein guter Reiter war, aber das half ihr jetzt nicht weiter. Adelaide lenkte Salomo hinter einen Baum und zog ihre Waffe.
Sie entsicherte die Waffe und zielte. Ihr eigener Herzschlag pochte in ihren Ohren. Als das Pferd näher kam, erkannte Adelaide, dass es zwei Reiter sein mussten. Sie runzelte die Stirn. Dann sah sie, dass der vordere Reiter bedenklich schief im Sattel hing.
Gideon .
Schnell sicherte Adelaide ihren Revolver und steckte ihn zurück in das Holster. Mit einer hastigen Bewegung trieb sie Salomo wieder an und lenkte ihn auf die beiden Männer zu. Panik durchflutete ihren Körper. Einer der Reiter wandte den Kopf in ihre Richtung. Sie pfiff, damit er erkannte, dass sie Freund, nicht Feind war. Adelaide erkannte Juan, der ihr zunickte, als sie bei ihm angekommen war. Dann erst bemerkte sie, dass er kein Hemd trug. Es war um Gideons Taille geknotet.
Sie sah Juan erschrocken an. Er sagte nichts, aber in seinen Augen stand tiefer Schmerz und große Trauer. Adelaide biss sich auf die Unterlippe und ließ Salomo leicht traben, um einen besseren Blick auf Gideon zu haben.
Was sie sah, raubte ihr den Atem. Das Hemd um seinen Bauch war rot vor Blut. Er hatte einen Bauchschuss erlitten. Die langsamste und schmerzhafteste Weise, wie man einen Mann mit einer Kugel töten konnte. Ein Schrei brach aus ihrer Kehle.
„Oh, Gideon!“
Sein Körper bewegte sich, als er ihre Stimme hörte, als erwache er aus einem Albtraum.
„Addie?“, flüsterte er.
Sie hielt die Tränen zurück und versuchte, ihre Stimme selbstsicher klingen zu lassen. „Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher